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Zauber der Schlange

Zauber der Schlange

Titel: Zauber der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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sagte eine heisere Stimme, während Garion in Bewußtlosigkeit versank.
    Er wurde getragen, soviel war sicher. Er konnte die starken Arme unter sich spüren. Er wußte nicht, wie lange es her war, seit man ihm auf den Kopf geschlagen hatte. Seine Ohren dröhnten noch immer, und ihm war mehr als nur ein wenig übel. Er bewegte sich nicht, öffnete aber vorsichtig ein Auge. Obwohl er nur verschwommen und undeutlich sehen konnte, erkannte er Baraks Gesicht in der Dunkelheit über sich. Dann verschmolz es wie schon einmal, mit dem zottigen Gesicht eines großen Bären. Er schloß die Augen, schauderte und versuchte sich zu befreien.
    »Es ist schon gut, Garion«, sagte Barak in einem verzweifelten Tonfall. »Ich bin es.«
    Garion öffnete die Augen wieder, und der Bär war verschwunden. Er war sich nicht einmal sicher, ob er ihn überhaupt wirklich gesehen hatte.
    »Bist du in Ordnung?« fragte Barak und setzte ihn ab.
    »Sie haben mich auf den Kopf geschlagen«, murmelte Garion, und seine Hand tastete nach der Schwellung hinter dem Ohr.
    »Sie werden es nicht wieder tun«, brummte Barak, immer noch verzweifelt klingend. Dann sank der riesige Mann zu Boden und vergrub das Gesicht in den Händen. Es war dunkel und nur schwer zu erkennen, aber es sah aus, als ob Baraks Schultern in einem schrecklichen, unterdrückten Kummer zuckten – in einer lautlosen, schmerzlichen Reihe von krampfartigen Schluchzern.
    »Wo sind wir?« fragte Garion und sah sich in der Dunkelheit um.
    Barak räusperte sich und wischte sich das Gesicht ab. »Ein gutes Stück von den Zelten entfernt. Ich habe ein Weilchen gebraucht, um die beiden einzuholen, die dich wegschleppten.«
    »Was ist denn geschehen?« Garion war immer noch ein wenig durcheinander.
    »Sie sind tot. Kannst du aufstehen?«
    »Ich weiß nicht.« Garion versuchte es, aber eine Welle von Übelkeit überfiel ihn. Sein Magen drehte sich um.
    »Macht nichts. Ich trage dich«, sagte Barak jetzt in sachlichgrimmigem Ton. Eine Eule kreischte in der Nähe, ihr geisterhaft weißer Schatten schwebte vor ihnen durch die Bäume. Als Barak ihn hochhob, schloß Garion die Augen und konzentrierte sich darauf, seinen Magen unter Kontrolle zu halten.
    Nach kurzer Zeit erreichten sie die Lichtung mit ihrem Feuerschein. »Geht es ihm gut?« fragte Tante Pol und sah von Durniks Arm hoch, an dem sie gerade eine Schnittwunde bandagierte.
    »Nur eine Beule am Kopf«, antwortete Barak und setzte Garion ab. »Habt ihr ihnen Beine gemacht?« Seine Stimme war rauh, fast brutal.
    »Denen, die noch laufen konnten«, erwiderte Silk, dessen Stimme erregt war und dessen Augen leuchteten. »Sie haben ein paar zurückgelassen.« Er deutete auf eine Anzahl regloser Gestalten, die am Rand des Lichtkreises lagen.
    Lelldorin kam zurück auf die Lichtung und blickte mit halb angelegtem Bogen über die Schulter zurück. Er war außer Atem, sein Gesicht war blaß, seine Hände zitterten. »Bist du in Ordnung?« fragte er, als er Garion erblickte.
    Garion nickte und betastete vorsichtig die Beule hinter dem Ohr.
    »Ich wollte den beiden, die dich mitgenommen haben, den Weg abschneiden«, erklärte der junge Mann, »aber sie waren zu schnell für mich. Da draußen ist irgendein Tier. Ich habe es heulen gehört, als ich dich suchte – ein schreckliches Geheul.«
    »Das Tier ist nicht mehr da«, sagte Barak fest.
    »Was ist los mit dir?« fragte Silk den großen Mann.
    »Nichts.«
    »Wer waren die Männer?« fragte Garion.
    »Höchstwahrscheinlich Räuber«, vermutete Silk und steckte seinen Dolch ein. »Einer der Vorzüge einer Gesellschaft mit Leibeigenen. Es wird ihnen zu langweilig, Leibeigene zu sein, und so gehen sie hinaus in die Wälder, um nach Abenteuern und Beute zu suchen.«
    »Du hörst dich an wie Garion«, warf Lelldorin ihm vor. »Könnt ihr denn nicht verstehen, daß Leibeigenschaft Teil der natürlichen Ordnung der Dinge hier ist? Unsere Leibeigenen könnten nicht für sich selbst sorgen, also übernehmen diejenigen von uns in höherer Stellung die Verantwortung und sorgen für sie.«
    »Selbstverständlich tut ihr das«, stimmte ihm Silk sarkastisch zu. »Sie sind zwar nicht so gut ernährt wie eure Schweine, noch haben sie so gute Hütten wie eure Hunde, aber ihr sorgt für sie, nicht wahr?«
    »Das reicht, Silk«, sagte Tante Pol kühl. »Wir wollen nicht anfangen, uns untereinander zu streiten.« Sie knüpfte einen letzten Knoten an Durniks Verband und kam dann herüber, um Garions Kopf zu untersuchen.

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