Zauber der Sonneninsel
wissen, wie es passiert ist, nicht wahr?”
“Wenn Sie nicht darüber reden wollen …”
“Es war ein Autounfall”, erklärte er brüsk. “Der Wagen meiner Eltern wurde auf der Fahrt nach Cabo Formentor von einem Bus von der Straße gedrängt. Er stürzte über die Klippen auf die darunterliegenden Felsen.”
Petra kannte die Straße gut genug, um sich die schreckliche Szene vorzustellen. Unwillkürlich berührte sie seinen Arm. “Es tut mir so leid, Tomás. Ich weiß, dass Sie im Wagen waren, als es passierte.”
“Im Allgemeinen spreche ich nicht gern darüber.” Er zuckte die Schultern. “Aber mit einigen Leuten ist es möglich.” Er sah ihr direkt in die Augen, und Petra fühlte wieder diese Schwäche, die ihr den Atem nahm. Dieser Mann, der doch ihr Feind sein sollte, begann allmählich Macht über ihre Gefühle auszuüben.
Plötzlich drehte Torres sich um und ging zum Fenster hinüber. “Ich werde Ihnen jetzt den Garten zeigen”, sagte er mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete, und schloss die Fensterläden.
Als sie durch das sanfte Dämmerlicht auf die Tür zugingen, stieß Petra zufällig gegen ihn. Es war nur eine leichte Berührung, bei der ihr Arm und ihre Brust für eine Sekunde seine Seite streiften. Es war ihr, als stünde ihre Haut in Flammen. Schweigend gingen sie in den sonnenüberfluteten Garten, und als er sich ihr schließlich wieder zuwandte, war sein Gesichtsausdruck viel herzlicher. Petra spürte, dass aus ihrer anfänglichen Feindschaft etwas anderes, Tieferes geworden war, das sie miteinander verband.
Sie gingen einen der gepflasterten Pfade entlang, die durch das große, eher verwilderte Gelände führten. Schließlich erreichten sie einen rechteckig angelegten Garten, dessen Mittelpunkt ein von Moos überwucherter Springbrunnen bildete. Die Wege wurden von Rosenspalieren beschattet.
“Wie wundervoll!” rief Petra aus, als Tomás sie durch den Eingang führte, der von einem steinernen Bogen gebildet wurde. Wie im Traum ging sie an den Spalieren entlang, ohne darauf zu achten, dass die überhängenden Zweige noch schwer vom Regenwasser waren. Und als sie einen Zweig streifte, ergoss sich ein ganzer Schwall Wasser über ihr Gesicht. Erschrocken trat sie zurück.
“Sie müssen schon ein wenig Acht geben”, meinte er, während Petra ärgerlich ein Tuch aus ihrer Tasche zerrte.
“Kommen Sie, ich helfe Ihnen.” Tomás nahm ihr das Taschentuch aus der Hand und tupfte ihr Gesicht trocken. Seine Nähe und seine dunklen Augen waren nicht gerade dazu angetan, sie zu beruhigen. Die sanften Berührungen seiner Finger trieben ihr die Röte ins Gesicht. Sie konnte nichts weiter tun, als stillzuhalten und zu hoffen, dass er es nicht bemerkte.
Schließlich gab er ihr das Taschentuch zurück. “Darf ich fragen, welches Parfüm Sie benutzen?”
“Gar keins”, erwiderte sie überrascht.
“Das brauchen Sie auch nicht.” Sein Blick glitt zu ihrem Mund. “Ihre Haut duftet ohnehin nach Rosen.”
“Reden Sie keinen Unsinn”, wehrte Petra nervös ab. “Das ist wahrscheinlich der Duft der Rosen über uns.”
“Tatsächlich?” Er beugte sich vor, seine Lippen berührten fast ihren Hals, als wollte er den Geruch ihrer Haut wahrnehmen.
Petra kam Tomás unwillkürlich entgegen, bis ihre Brüste ihn ganz leicht streiften. Sie schloss die Augen. Alle ihre Sinne sehnten sich nach seinen warmen Lippen. Wenn er sie jetzt in die Arme nehmen würde …
Aber er machte einen Schritt zurück und lächelte amüsiert. “Nein”, sagte er und schüttelte den Kopf. “Das sind nicht die Rosen, das ist wirklich Petra. Ihre Haut duftet tatsächlich süß. Aber jetzt werde ich Ihnen endlich den Turm zeigen. Kommen Sie, ich führe Sie hin.”
Wie betäubt folgte sie ihm durch den Garten. Wenn er beabsichtigte, sie mit seinem Charme aus der Fassung zu bringen, dann hatte er sein Ziel schon fast erreicht. Auch auf diesem Gebiet war sie ihm nicht gewachsen.
4. KAPITEL
D er gewaltige Turm beherrschte das gesamte Anwesen. Torres stieß die mit groben Eisennägeln beschlagene Eichentür auf und drehte sich zu Petra um.
“Das erfordert gute Beine. Sind Sie fit?”
“Fit wie ein Floh”, versicherte sie ihm zuversichtlich.
“Dann also ohne Unterbrechung!” kommandierte er und stürmte die Treppe hinauf.
Die steinerne Wendeltreppe führte in steiler Spirale aufwärts. Außerdem war es dunkel, und das Steigen war anstrengender, als Petra gedacht hatte. Schon nach dem ersten
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