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Zauber der Vergangenheit

Zauber der Vergangenheit

Titel: Zauber der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Goldbach
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machte sich postwendend und ohne weiter nachzufragen, ob ich mir nicht vielleicht doch etwas gebrochen hatte, wieder auf den Weg nach unten. Murrend schnappte ich mir den Koffer, wobei ich es mir nicht verkneifen konnte, ihm vorher noch einen ordentlichen Tritt zu verpassen. Wohlgemerkt mit dem anderen Fuß. Dann humpelte ich zurück in Richtung Treppe. Einhundertneununddreißig Stufen und gefühlte zwei Meter Armlänge später war ich unten angekommen. Erste Schweißperlen bildeten sich auf meiner Stirn. Ich brauchte eine Pause. Aber Tante Batty war bereits um die nächste Ecke verschwunden. Eilig hastete ich ihr hinterher und schwor mir, dass ich mir nach diesem Wochenende als Allererstes einen Koffer mit Rollen zulegen würde. Ein weiteres Dutzend Flure später, die alle mit demselben hässlichen, grünen Teppich ausgelegt waren, kamen wir an dem Zimmer an, das Tante Batty für mich hergerichtet hatte. Ich war mir nicht sicher, ob sie mir das am weitesten vom Eingang entfernte Zimmer ausgesucht hatte, weil sie Angst hatte, dass eventuell doch der Teufel in mir steckte, so wie sie es bei meiner Geburt behauptet hatte, oder ob sie es mir nur gegeben hatte, weil wirklich kein anderes mehr frei war. Letzteres konnte ich mir bei der enormen Anzahl von Räumen allerdings nicht wirklich vorstellen. Ich tendierte also insgeheim zu meiner ersten Theorie.
    Das Zimmer sah genauso aus, wie das, in dem ich sonst schlief. Der Raum war groß und hatte ein breites Fenster, durch das die Nachmittagssonne hereinfiel. Die Wände waren in einer Farbe gestrichen, die Tante Batty als Feenstaublila bezeichnete und der Boden war mit einem flauschigen sandfarbenen Teppich ausgelegt. Sogar die Möbel waren nahezu identisch. Auf der rechten Seite stand ein breites Bett, das mit einer schlichten weißen Decke bezogen war, und auf dem antik aussehenden hölzernen Schreibtisch, der auf der anderen Seite des Fensters thronte, streckten ein paar frisch geschnittene Blumen ihre Köpfe der Sonne entgegen. Daneben lagen auf einem Teller eine Handvoll frisch gebackener Marmeladenkekse. Wie jedoch bereits erwähnt, war Tante Batty keine besonders gute Bäckerin. Sie backte keine Kekse. Sie backte Steine! Beim letzten Mal hatte ich mir daran fast einen Zahn ausgebissen.
    »Wenn du fertig ausgepackt hast, komm bitte ins Wohnzimmer«, bat mich Tante Batty, aber es klang eher wie ein Befehl. So genau konnte man das bei ihr nie sagen. Dann verließ sie, ohne mich noch eines weiteren Blickes zu würdigen, in kerzengerader Haltung das Zimmer. Ich schloss die Tür hinter ihr ab und ließ mich aufs Bett fallen. Die ganze Schlepperei hatte mich müde gemacht. Es war so herrlich ruhig in diesem Zimmer und es konnte ja nicht schaden, wenn ich nur für fünf Minuten die Augen schloss. Nur um einmal kurz zu entspannen.
    Als ich die Augen wieder aufschlug, musste ich feststellen, dass aus den fünf Minuten fünfzig geworden waren. Erschrocken schnellte ich hoch. Ein Blick in den Spiegel bestätigte meine Vermutung. Meine Haare standen in alle erdenklichen Richtungen ab, so dass ich aussah wie ein aufgeplatztes Sofakissen und meine Kleidung war völlig zerknittert.
    Eilig kniete ich mich neben meinen Koffer und holte meine Jeans und mein rotes Lieblings-T-Shirt daraus hervor. Beides sah schon ein wenig abgetragen aus, aber ich fühlte mich wohl darin. Außerdem war der Used-Look ja gerade sowieso wieder in. Ich zog mich rasch um und spritzte mir noch schnell etwas kaltes Wasser ins Gesicht. Mein Spiegelbild blickte mir müde und etwas blass aus meinen dunkelbraunen Augen entgegen. Eilig bürstete ich mir die gröbsten Knoten aus dem Haar, was gar nicht so einfach war, da meine Locken heute besonders widerspenstig zu sein schienen. Selbst meine Haare wehrten sich also gegen dieses Haus. Ich musste schmunzeln bei dem Gedanken.
    Nachdem ich mich einigermaßen vorzeigbar wiederhergestellt hatte, machte ich mich auf den Weg Richtung Wohnzimmer. Vielleicht hatte Tante Batty mich ja längst vergessen und meine Verspätung würde ihr gar nicht auffallen. Aber diesen Gefallen tat sie mir leider nicht. Als ich eintrat, saß sie mit verschränkten Armen auf dem großen, braunen Ledersofa und sah mich missbilligend an. Das Tageslicht, das durch die großen, bodentiefen Fenster hereinschien, beleuchtete nicht nur den ausladenden Raum, den Tante Batty sehr vornehm ausgestattet hatte, sondern auch ihre Züge, so dass ich jede Zornesfalte auf ihrer Stirn genau erkennen konnte. Es

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