Zauber der Versuchung: Roman (German Edition)
erklärte Oliver. »Ihr frisch angetrauter Gatte konnte es ihr allerdings ausreden. Vorerst zumindest.«
»Ich würde wetten, dass der Mann noch vor Jahresende im Dschungel ist«, meinte Sinclair grinsend.
»Ich hätte nie gedacht, dass Warton als Erster umkippt.« Cavendish schüttelte bedauernd den Kopf. »Wenn es ihm schon passiert, besteht für uns andere kaum noch Hoffnung.«
»Was dachtest du denn, wer der Erste sein würde?«, fragte Sinclair.
»Na ja.« Cavendish blickte von Sinclair zu Oliver und wieder zurück. »Ich hätte auf dich gesetzt.«
»Mich?« Sinclair prustete. »Ich bin am wenigsten geneigt zu heiraten.«
»Nein, aber dein Vater hat schon einmal versucht, dich zu verkuppeln. Ein Vater, der entschlossen ist, seinen Sohn gut zu verheiraten, ist fast so übel wie eine Mutter.« Cavendish verzog das Gesicht. »Das kann ich aus eigener Erfahrung bezeugen.«
Oliver grinste. »Ich hätte gedacht, du wärst der Nächste.«
»Tja, zum Glück«, verkündete Cavendish schmunzelnd, »bin ich weit klüger, als alle vermuten.«
»Du tarnst es auch recht gut«, murmelte Sinclair.
»Niemand erwartet allzu viel von einem Mann, der sich für kaum etwas außer einem angenehmen Leben interessiert. Eines Tages werde ich aus meinem Kokon der Frivolität schlüpfen, vollständig ausgereift und bereit für die Verantwortung, die Titel, Familie und Ehefrau mit sich bringen. Bis dahin«, Cavendish hob sein Glas, »habe ich vor, mich prächtig zu amüsieren.«
»Wenn ihr mich fragt, ich hätte gewettet, dass du der Erste bist«, sagte Sinclair und sah Oliver an. »Du scheinst der Typ zum Heiraten.«
»Ich hätte womöglich selbst auf mich gesetzt, denn ich hege eigentlich keine Aversion gegen die Ehe«, gestand Oliver schulterzuckend.
»Und zugleich strebst du sie aber auch nicht aktiv an«, stellte Cavendish fest.
»Absolut nicht«, sagte Oliver bestimmt. »Schließlich stehen vier Shilling und eine Flasche erstklassigen Cognacs auf dem Spiel!«
»Dennoch fragt man sich, wer die wahren Gewinner in unserem Spiel sind«, sagte Sinclair ein wenig nachdenklich. »Und wer letztlich der Verlierer.«
Die drei Männer verstummten für eine ganze Weile. Oliver fragte sich, ob die anderen nicht wenigstens ein bisschen neidisch auf Warton waren. Er hatte nicht damit gerechnet und wollte es nicht unbedingt offen zugeben, aber er konnte nicht umhin, einen winzigen Anflug von Neid auf seinen frisch vermählten Freund zu empfinden. Nicht etwa wegen Lady Chester, wennschon sie zweifellos etwas ganz Besonderes war, sondern eher allgemein, weil Warton etwas gefunden hatte, das die anderen nicht hatten.
»In den Jahren, die ich ihn kenne, habe ich Warton, glaube ich noch nie so gesehen, so...« Cavendish sah Oliver an. »Wie heißt das Wort noch gleich?«
Oliver hob die Brauen. »Glücklich?«
»Ja, das ist es! Der Mann ist glücklich. Enervierend glücklich.« Cavendish erschauderte. »Aber zu welchem Preis?«
»Eine Ehe mit Lady Warton?« Oliver lachte. »Ich würde meinen, das ist weniger ein Preis als ein Gewinn.«
»Auf das glückliche Paar also.« Sinclair stand auf und erhob sein Glas. Die anderen beiden taten es ihm gleich. »Auf Lord und Lady Warton. Wo immer sie sein mögen.«
»Und auf den Nächsten von uns, der umkippt«, verkündete Cavendish kopfschüttelnd. »Gott stehe ihm bei.«
»Und wie immer, Gentlemen«, sagte Oliver und erhob abermals sein Glas. »Auf den letzten Mann, der übrig ist, wer er auch sein mag.«
Die Originalausgabe »A LITTLE BIT WICKED« erschien 2007 bei
Avon Books, New York
Verlagsgruppe Random House
Vollständige deutsche Erstausgabe 11/2008
Copyright © 2007 by Cheryl Griffin
Copyright © 2008 dieser Ausgabe by Wilhem Heyne Verlag
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Umschlagfoto: © Agentur Schlück, Pino Daeni,
eISBN : 978-3-641-02641-7
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