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Zauber der Versuchung: Roman (German Edition)

Zauber der Versuchung: Roman (German Edition)

Titel: Zauber der Versuchung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Alexander
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gewonnenes Vermögen von vier Shilling lieber mit Cognac feiern als mit einem anderen Getränk. Wir sollten Cognac mit in den Wetteinsatz nehmen.«
    »Ein sehr guter Cognac kann hundert Jahre und länger altern.« Wartons Stimme klang nachgerade schwärmerisch. »Eine exzellente Idee.«
    »Und so viel besser als bloß vier Shilling.« Cavendish nickte zufrieden. »Dann sind wir uns also einig? Wir ergänzen den Einsatz um eine Flasche des besten Cognacs, den der Club zu bieten hat, damit der letzte Unverheiratete feiern kann?«
    »Oder sich selbst bemitleiden«, sagte Sinclair lächelnd.
    »Unsinn.« Cavendish schmunzelte. »Wenn der Tag gekommen ist und sich der Rest von euch von den Gattinnen frei machen kann, werde ich meinen Cognac mit euch teilen.«
    »Es könnte natürlich auch sein, dass der Cognac mir zufällt.« Oliver lachte leise. »Und vielleicht teile ich ihn mit euch, vielleicht aber auch nicht.«
    Wäre es eine direkte Wette gewesen, hätte Oliver auf Warton als denjenigen gesetzt, der am längsten von ihnen allen unverheiratet blieb. Selbstverständlich würde die Pflicht sie irgendwann alle zur Heirat nötigen, mussten sie doch Erben für ihre jeweiligen Vermögen und Titel zeugen. Selbst der Amerikaner stand unter einem großen familiären Druck, eine passende Frau zu finden. Warton jedoch war viel zu zynisch, um sich etwas so Frivolem wie der Liebe hinzugeben. Wenn er letztlich heiratete, dessen war Oliver sich sicher, wäre die Entscheidung eine wohlüberlegte und die Braut gewiss eine passende junge Dame aus guter Familie und von entsprechendem Vermögen. Nein, Warton war eindeutig der Letzte von ihnen, der den Bund der Ehe einging.
    Die Frage war nur, wer würde der Erste sein?

Erstes Kapitel
     
    Es war eine absolut perfekte, ja superbe Gelegenheit, die sich nur ein Narr entgehen ließe. Und Gideon Pearsall, Viscount Warton, war kein Narr.
    Er nahm an, dass niemand sonst in dem überfüllten Salon von Lady Dinsmore, in dem der monatliche Abend musikalischer und literarischer Unterhaltung stattfand, bemerkt hatte, wie die liebreizende Lady Chester diskret den Raum verließ. Andererseits bezweifelte er, dass jemand anders die charmante Witwe ebenso aufmerksam beobachtet hatte wie er. Nein, alle Blicke richteten sich auf den geistlosen Neffen der Gastgeberin, der in ebendiesem Moment, nachdem er an seinem Getränk genippt und sich mehrfach geräuspert hatte, im Begriff war, die Anwesenden mit Kostproben seiner so jugendlich-leidenschaftlichen wie qualitativ fragwürdigen Poesie zu beschenken. Gideon war daher zuversichtlich, dass es niemandem auffiel, wenn er Lady Chesters Beispiel folgte. Gott sei Dank war er vorausschauend genug gewesen, seine Flucht beizeiten zu planen und ganz hinten im Raum zu verharren.
    Nun schlüpfte er leise durch eine Seitentür und sah den Flur hinunter, wo er gerade noch einen flüchtigen Blick auf den blauen Seidenrock erheischen konnte, als die Dame um die Ecke bog. In der Richtung gelangte man zu Lady Dinsmores Terrasse, wie er wusste. Genau genommen wusste es jeder, der versuchte, den endlosen und wenig Talent bezeugenden Darbietungen der Verwandtschaft ihrer Gastgeberin zu entfliehen, die sich unverdrossen in der Musik, der Literatur oder Sonstigem versuchten. Vielleicht wollte Lady Chester etwas frische Luft atmen; im Salon war es außerordentlich stickig. Es war allerdings auch möglich, dass sie sich mit jemandem traf. Lady Dinsmores Terrasse war nicht nur ein bekannter Zufluchtsort, sondern darüber hinaus auch ein idealer Platz für ein heimliches Stelldichein. Aber Gideon konnte sich nicht vorstellen, dass die Dame Letzteres im Sinn hatte. Witwen waren schließlich nicht denselben rigiden gesellschaftlichen Beschränkungen unterworfen wie Frauen, die nie verheiratet gewesen waren. Lady Chester brauchte mithin nicht jede Möglichkeit zu nutzen, sich heimlich mit einem Herrn zu treffen. Ganz abgesehen davon, hatte Gideon bei allem, was er bisher über sie hörte, den Eindruck gewonnen, dass die Dame gar nichts dagegen hatte, wenn über sie geredet wurde. Und dem Klatsch nach, der gewöhnlich sehr verlässlich ist, war Lady Chester zurzeit mit niemandem verbandelt. Hervorragend, dachte er grinsend. Er konnte ebenfalls etwas frische Luft vertragen.
    Gideon kannte Lady Chester seit Jahren, obwohl er eigentlich überhaupt nichts über sie wusste. Sie war eine flüchtige Bekannte, jemand, dem man auf der Straße zum Gruß zunickte oder mit dem man belanglose

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