Zauber der Wellen - Feehan, C: Zauber der Wellen - Oceans of Fire (3 - Abigail)
angerührt.«
»Er hat sie nicht angerührt. Es hat kein Körperkontakt stattgefunden. Er ist wie wir. Er besitzt Kräfte, Magie, Gaben, wie auch immer du es nennen willst.«
Das gab ihm zu denken. Er sah sie an, ohne wirklich zu begreifen, was sie ihm damit sagen wollte. »Prakenskij? Du meinst, er braucht nur das Wort Wahrheit zu sagen und jeder offenbart ihm seine Geheimnisse?«
Sie schüttelte den Kopf. »Er besitzt nicht exakt meine Gabe, eher die von Hannah oder Joley. Vielleicht sogar Elles. Ich kann nur hoffen, dass es nicht Elles Gabe ist. Das wäre nämlich schlimm.«
»Warum?«
»Elle kann alles, was wir können. Sie muss sämtliche Gaben in sich tragen, um sie an die nächste Generation weiterzugeben. Ich habe gesehen, wie er Joleys Handfläche berührt hat, als sie zur Tür hinausgegangen ist. Ich habe keine Ahnung, ob er ihr den Schmerz genommen hat, aber wenn es sich so verhält, dann macht ihn das eindeutig zu einem sehr mächtigen Gegner, denn das hieße, dass er mehr als nur eine Gabe besitzt. «
Aleksandr drehte seinen Kopf ein wenig zur Seite, um Chad Kingman im Auge zu behalten. Der Mann trat einen Zigarettenstummel unter seinem Schuh aus, sah sich um und schlenderte die Rampe zur umlaufenden Veranda wieder hinauf. Er
ging aber nicht in die Bar, sondern beugte sich über das Geländer und blickte zu den Sternen auf.
»Lass mich das mal kurz klarstellen. Du behauptest also, dass Ilja Prakenskij, den ich von Kind an kenne, dieselbe Form von Magie zur Verfügung steht wie dir und deinen Schwestern. «
»Er muss diese Gaben von Geburt an besessen haben, Sasha. Was weißt du über seine Herkunft? Hast du jemals erlebt, dass er etwas getan hat, was andere Leute nicht tun? Etwas, was dir seltsam vorkam? Hat er dir als Kind erzählt, er sei anders als die anderen?«
Aleksandr versuchte sich daran zu erinnern, wie Ilja Prakenskij früher gewesen war, in den Zeiten, bevor sich ihre Wege getrennt hatten. »Er war verschlossen, und er war ein Einzelgänger, aber das galt für uns alle. Er war schnell und stark und einer der Klassenbesten, und daher haben wir gewissermaßen miteinander gewetteifert, aber wir waren Freunde. Er hat mir einmal erzählt, er hätte Brüder, aber die Kinder seien alle in verschiedenen Heimen untergebracht worden. Ich habe keine Ahnung, ob er seine Brüder jemals wiedergefunden und Kontakt zu ihnen aufgenommen hat oder nicht.«
Aleksandr murmelte eine Warnung, als er sah, dass der Russe, der Chad das Feuerzeug gegeben hatte, auf die Veranda trat. Der Mann schaute sich um, stieß beide Hände tief in seine Taschen und kam näher an Chad heran. Chad rückte vom Geländer ab, als der Russe sich neben ihn stellte.
»Nett, dass du mir dein Feuerzeug geliehen hast, Mann«, sagte Chad und gab ihm einen Gegenstand zurück.
Der Russe zuckte die Achseln und nahm entgegen, was er ihm hinhielt, doch er verbarg es in seiner Hand, als er sich abwandte und schleunigst zum Eingang der Bar zurückkehrte. Chad begab sich zu einem Wagen, der auf dem Parkplatz stand. In dem Moment, bevor Chad hinter dem Lenkrad Platz nahm, sah Aleksandr, wie ein Streichholz angezündet wurde. Die Glut
einer Zigarette leuchtete kurz auf und dann fuhr der Wagen vom Parkplatz.
»Das war eine sehr schlampige Übergabe«, sagte Aleksandr verblüfft. Er hauchte einen schnellen Kuss auf Abigails Lippen und kam hinter dem Gebüsch hervor. »Weshalb sollte Prakenskij mich ausgerechnet in einem Moment aus der Bar vertreiben, in dem ich zwangsläufig Zeuge einer Übergabe werde?« Er schüttelte den Kopf, während er Abigail die Wagentür aufhielt. »Das leuchtet mir nicht ein. Ilja wusste doch, dass ich es sehen würde.«
»Vielleicht war es ihm wichtiger, mich auf der Stelle loszuwerden, und hat daher in Kauf genommen, dass du Chad beobachtest«, sagte Abigail. »Er hat ein kleines Machtspiel mit mir betrieben und versucht, mich dazu zu bringen, dass ich mich auf einen Handel mit Nikitin einlasse – ich arrangiere ein Treffen mit Joley und er zieht den Killer zurück, den er auf dich angesetzt hat. Es hat mich große Mühe gekostet, gegen diesen Impuls anzukämpfen.«
»Und du glaubst, Prakenskij hat diesen Impuls bei dir ausgelöst? «
»Ich weiß, dass er es war. Er konnte nicht riskieren, sich meinen Fähigkeiten auszusetzen. Dazu hat er zu viele Geheimnisse, unter anderem auch, dass er nicht gerade angetan von seinem Boss ist. Er arbeitet nicht für Nikitin. Ich bin nicht sicher, ob er überhaupt fähig
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