Zauber einer Karibiknacht
wenn er jetzt an sie dachte, fühlte er – nichts. Hatte Melinda diesen Wandel in ihm ausgelöst?
Tausend Gedanken schossen ihm durch den Kopf.
Kein Zweifel, Melinda hatte sich in sein Herz geschlichen. Damit hatte er nicht gerechnet. Die große Frage war: Was sollte er jetzt tun?
Katie und Rose schlugen kräftig zu: Sie kauften Ringe, Ketten, Armbänder und Ohrringe. Da es sich ausschließlich um Einzelstücke handelte, konnten sie sich manchmal nur schwer darauf einigen, wer was bekam. Erfreut registrierte Melinda, wie begehrt ihre Arbeit war. Das machte sie glücklich. Zum ersten Mal erlebte sie hautnah mit, wie begeistert Interessenten auf ihren Schmuck reagierten. Zwar hatte ihre Freundin Kathy die Stücke auch immer gelobt, aber das hätte reine Höflichkeit sein können. Und natürlich verkaufte Melinda auch viel über den Juwelierladen, aber das geschah in ihrer Abwesenheit. Die Begeisterung ihrer Schwägerinnen war in jedem Fall echt und bewies ihr, dass ihre Arbeit wirklich gut war. So gut, dass die beiden fast alle vorrätigen Stücke kauften.
„Du bist wirklich ein Schmuck-Genie“, lobte Katie und bewunderte das Armband mit dem Tesoro-Topas, das sie am Handgelenk trug.
„Ja, die Stücke sind umwerfend“, ergänzte Rose, während sie ihrem Sohn das Fläschchen gab. „Ich kenne Frauen bei uns zu Hause, die ein Vermögen für deine Arbeiten ausgeben würden.“
Bei uns zu Hause. Dort, wo Sean zu Hause war. Weit weg von Tesoro, weit weg von Melinda. Das Herz wurde ihr schwer. Warum war alles nur so schiefgelaufen?
Weil sie sich hatte gehen lassen. Weil sie Gefühle zugelassen hatte. Verlangen. Begehren.
Und Liebe.
Und jetzt gab es kein Zurück mehr. Sie konnte Sean nicht mehr aus ihrem Herzen verbannen – genauso wenig wie sie früher Steven aus ihrem Herzen hatte verbannen können.
Ja, Steven. Wieder musste sie an den Mann denken, dem sie einst ewige Liebe versprochen hatte. So lange war er noch gar nicht tot – und doch empfand sie jetzt etwas für einen Anderen. Ihre Schuldgefühle darüber hatte sie immer noch nicht völlig besiegt.
Dennoch musste sie sich zu ihren neuen Gefühlen bekennen. Denn da gab es nichts zu leugnen: Sie liebte Sean mehr, als sie Steven je geliebt hatte. Leidenschaftlicher, umfassender. Vorher hatte sie nicht einmal geahnt, dass sie zu so überwältigender Liebe fähig war.
Sean hatte recht. Ihr Leben war noch nicht vorbei. Es fing gerade erst an.
Aber wie würde er reagieren, wenn er erfuhr, dass sie die rein geschäftliche Abmachung torpediert hatte, indem sie sich in ihn verliebte? Würde er nach Kalifornien flüchten? Würde er sie auslachen? Würde er in Panik geraten?
„Du liebst ihn, nicht wahr?“
„Was?“ Melinda zuckte zusammen und sah Katie an.
„Sean“, erwiderte ihre Schwägerin. „Du liebst Sean.“
Melinda lachte verlegen und packte nervös einige Schmuckstücke zusammen. „Das ist doch Unsinn.“
„Nein, Katie hat recht“, pflichtete Rose bei. „Man sieht es dir doch an, Kleines. Glaub mir, den Blick kenne ich.“
Beide Frauen sahen sie mitfühlend an. Melinda seufzte. „Nein, ich kann ihn nicht lieben – ich darf ihn nicht lieben. Ihr kennt doch die Hintergründe. Dass unserer Heirat nur eine geschäftliche Abmachung war.“
„Ja, das haben Rafe und Lucas uns erzählt“, bestätigte Katie.
„Aber inzwischen ist es längst nicht mehr nur geschäftlich, stimmt’s?“, fragte Rose.
Einen Augenblick lang war Melinda versucht zu lügen, aber sie wusste, das konnte sie nicht sehr gut. Außerdem würde es nicht viel helfen. Die beiden Frauen waren klug genug, um sie zu durchschauen.
„Ja, es stimmt. Wenigstens was mich betrifft.“
„King-Männer sind vielleicht nicht immer ganz einfach“, sagte Katie ruhig, „aber sie sind es wert, dass man um sie kämpft.“
„Das stimmt“, bekräftigte Rose.
„Aber du musst selber wissen, ob du das auf dich nehmen willst. Denn Sean hat eine Mauer um sich aufgebaut. Um sein Herz. Die müsstest du erst einreißen.“
„Ja, Sean ist mir immer so einsam vorgekommen, so … verlassen“, kommentierte Rose nachdenklich. Gedankenverloren strich sie ihrem Baby über das Köpfchen.
„Ich weiß genau, was du meinst“, stimmte Katie ihr zu. „Nach außen hin ist er immer charmant und witzig. Trotzdem hat man oft das Gefühl, dass er im tiefsten Inneren seines Herzens, wie soll ich sagen, ein Außenseiter ist.“
Wie wahr, dachte Melinda. Aber das ist auch kein Wunder, wenn man an
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