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Zauber einer Winternacht

Zauber einer Winternacht

Titel: Zauber einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Erbe, ihr Familienstammbaum. Ich kam darin gar nicht vor. Wir hörten auf, nach einem eigenen Haus zu suchen, und Tony begann wieder zu trinken. Als er eines Abends betrunken heimkam und mich schlug, bin ich gegangen.«
    Laura holte tief Luft und starrte weiter ins Feuer. »Jetzt hatte er nicht mehr nur mich geschlagen, sondern auch das Kind. Das machte es mir unglaublich leicht, ihn zu verlassen. Ich schluckte meinen Stolz hinunter, rief Geoffrey an und bat ihn um ein Darlehen. Er wies mir telegrafisch zweitausend Dollar an. Ich besorgte mir eine eigene Wohnung, suchte mir einen Job und reichte die Scheidung ein. Zehn Tage später war Tony tot.«
    Der Schmerz kam dumpf und schleichend. Laura schloss die Augen und ertrug ihn. »Seine Mutter besuchte mich, flehte mich an, den Scheidungsantrag zurückzuziehen und als Tonys Witwe zur Beerdigung zu kommen. Ich tat, was sie von mir verlangte. Vielleicht auch deshalb, weil ich an jene ersten Tage in Paris dachte. Nach der Beerdigung fuhr ich mit ihnen in ihr Haus. Sie hatten gesagt, es gebe noch Dinge zu besprechen. Und dann erfuhr ich, worum es ihnen ging. Sie wollten sämtliche Kosten der Geburt bezahlen, mich in einer der besten Kliniken unterbringen. Und wenn das Baby auf der Welt war, wollten sie mir hunderttausend Dollar geben, damit ich auf alle Rechte verzichte. Als ich mich weigerte und ihnen entrüstet sagte, was ich von dem Vorschlag hielt, erklärten sie mir, dass sie sich das Baby einfach nehmen würden. Tonys Baby. Sie ließen keinen Zweifel daran, dass sie genug Geld und Einfluss haben, um sich das Sorgerecht vor Gericht zu erkämpfen.«
    Sie strich sich über den Bauch. »Sie drohten damit, meine angebliche Vergangenheit zur Sprache zu bringen. Mein ›Verhältnis‹ mit Geoffrey. Sie hatten Nachforschungen anstellen lassen und wollten vor Gericht nachweisen, dass ich als einstiges Pflegekind keine geeignete Mutter für ihr Enkelkind sein würde. Sie als Großeltern würden dem Baby die angemessene Umgebung sichern. Sie gaben mir vierundzwanzig Stunden Bedenkzeit. Da bin ich davongelaufen.«
    Minutenlang sagte Gabriel nichts. Lauras Erzählung hatte einen bitteren Geschmack in seinem Mund hinterlassen. Er hatte ihre Geschichte hören wollen. Jetzt hatte er sie gehört, war sich aber nicht mehr sicher, ob er damit umgehen konnte.
    »Laura, was immer sie dir erzählt haben, womit sie dir auch gedroht haben, ich glaube nicht, dass sie dir das Kind wegnehmen können.«
    »Reicht das denn nicht? Verstehst du mich denn nicht? Ich kann es nicht riskieren, solange sie auch nur die geringste Chance haben. Ich kann sie nicht mit ihren Mitteln bekämpfen. Mir fehlt das Geld, mir fehlen die Beziehungen.«
    »Wer sind sie?« Als sie zögerte, nahm er ihre Hand. »Das kannst du mir jetzt auch noch anvertrauen.«
    »Ihr Name ist Eagleton«, sagte sie. »Thomas und Lorraine Eagleton aus Boston.«
    Er legte die Stirn in Falten. Den Namen kannte er. Wer kannte ihn nicht? Aber angesichts seiner eigenen Herkunft war es für ihn mehr als nur ein Name oder ein Bild aus den Gesellschaftskolumnen. »Du warst mit Anthony Eagleton verheiratet?«
    »Ja.« Sie sah ihn an. »Du kanntest ihn, nicht wahr?«
    »Nicht sehr gut. Flüchtig. Er war mehr …« ›Mehr in Michaels Alter‹ hatte er sagen wollen. »Er war jünger. Ich habe ihn ein- oder zweimal getroffen, als er an der Westküste war.« Und was er gesehen hatte, war nicht eindrucksvoll genug gewesen, um sich darüber ein Urteil zu bilden. »Ich habe gelesen, dass er bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist. Vermutlich stand da auch etwas von einer Ehefrau, aber das letzte Jahr war für mich etwas schwierig, und ich habe nicht darauf geachtet. Meine Familie verkehrt ab und zu gesellschaftlich mit den Eagletons, ist aber nicht gut mit ihnen bekannt.«
    »Dann weißt du ja, dass es sich um eine alte, etablierte Familie mit altem, etabliertem Reichtum handelt. Und für sie ist dieses Kind ein Teil ihres – Vermögens. Sie haben mich quer durch das Land verfolgen lassen. Jedes Mal, wenn ich irgendwo von vorn anfangen wollte, merkte ich, dass mir die Privatdetektive auf den Fersen waren. Sie dürfen mich nicht finden. Sie werden mich nicht finden.«
    Er stand auf, ging hin und her, steckte sich eine Zigarette an. Er musste das Gehörte verarbeiten. Und seine Gefühle. »Ich möchte dich etwas fragen.«
    Sie seufzte müde. »Bitte.«
    »Einmal, als ich dich fragte, ob du dich fürchtest, sagtest du, nein, du schämtest dich. Ich

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