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Zauber-Schloss

Titel: Zauber-Schloss Kostenlos Bücher Online Lesen
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vielmehr eine höchst ansprechende junge Dame zu sein.«
    »Das scheint sie für jeden«, sagte Vadne. »Ihr Talent ist –«
    »Jetzt wage es keiner, etwas Schlechtes über sie zu sagen!« schrie der Zombiemeister. »Nur aus Dankbarkeit ihr gegenüber habe ich eingewilligt, meine Hände mit Politik zu beschmutzen! Wenn ihr irgend etwas zustoßen sollte –«
    Er brach ab, und ein schwangeres Schweigen setzte ein. Plötzlich wurde allen klar, welcher Art der endgültige Fluch war: Ohne Millie hatte der Zombiemeister keinerlei Grund mehr, König Roogna noch zu beschützen, so daß das Schloß damit seine wichtigsten Verteidigungskräfte verlieren würde. Nun konnte alles mögliche geschehen und sich seiner Fertigstellung in den Weg stellen – und das würde es auch. Murphy würde gewinnen.
    Und doch waren die Harpyien und Kobolde verschwunden, dachte Dor. Wer sollte jetzt noch das Schloß bedrohen? Und da wurde ihm mit einem gewaltigen Schrecken klar, daß es die Zombies selbst waren: Sie hatten alles auf Schloß Roogna in ihrer Gewalt. Wenn die sich gegen den König wenden sollten –
    »Sieht so aus, als hätte Euer Fluch mit tadelloser Präzision getroffen«, sagte König Roogna schließlich. »Wir müssen Millie schnell finden, und ich fürchte, das dürfte nicht leicht werden.«
    »Es war mein Stuhl, der den Spiegel zerbersten ließ«, sagte Dor niedergeschlagen. »Es ist meine Schuld.«
    »Macht Euch keine Vorwürfe«, sagte Murphy. »Der Fluch schlägt immer dort zu, wo es am leichtesten ist. Ihr seid nur sein Werkzeug gewesen.«
    »Dann werde ich sie auch finden!« rief Dor. »Ich bin ein Magier, genau wie Ihr!« Er blickte um sich. »Wand, wo ist sie?«
    »Frag mich nicht«, antwortete die Wand. »Sie ist seit gestern abend nicht mehr hier im Speisesaal gewesen.«
    Dor marschierte in den Gang hinaus, und die anderen folgten ihm. »Boden, wann war sie zuletzt hier?«
    »Gestern abend nach dem Essen«, sagte der Fußboden. Weder die Wand noch der Boden machten Schwierigkeiten und beharrten auch nicht auf kleinlichen Einzelheiten: Sie wußten, wen Dor meinte, merkten, in welcher Stimmung er war, und antworteten ohne Umschweife.
    Dor verfolgte Millies Spur ohne ein bestimmtes System und schritt durch die Gänge. Schon bald stellte sich ein entscheidendes Problem heraus: Millie hatte sich, wie die anderen auch, am Abend recht viel hin und her bewegt, und die Wände, die Böden und die spärlichen Möbel konnten das ganze Kommen und Gehen nicht genau unterscheiden. Es war eine Spur, die sich ständig selbst kreuzte, so daß ihr Ende nicht genau bestimmt werden konnte. Millie war hier gewesen, nachdem der Zombiemeister sie ins Bett geschickt hatte – und danach nicht mehr. In ihrem eigenen Zimmer war sie nicht angekommen. Wo war sie hin?
    »Versuchen wir es einmal am Haupttor, um zu sehen, ob sie das Schloß verlassen hat«, schlug der König vor.
    Dor bezweifelte zwar, daß Millie so sang- und klanglos verschwinden würde, überprüfte aber das Haupttor – ohne Erfolg. Dort war sie nicht aus dem Schloß gegangen. Er überprüfte die Brüstungen – auch nicht. Sie war überhaupt nirgendwo hingegangen. Es war beinahe so, als habe sie sich mitten in der Burg in Luft aufgelöst.
    »Könnte sie irgend jemand mit einem Zauber aus dem Schloß geholt haben?« fragte Dor sich laut.
    »Die Zauberei ist kein weit verbreitetes Talent«, sagte König Roogna. »Ich kenne keine Zauberer unserer Zeit, die das schaffen würden.«
    »Der magische Reif!« schnatterte Hüpfer.
    O nein! Sie holten den großen Reif. »Ist Millie die Maid letzte Nacht durch dich gekrochen?« fragte Dor ihn.
    »Ist sie nicht«, erwiderte der Reif eisig. »Niemand ist hier durchgekommen, seit du zuletzt deinen blöden Schädel hier durchgesteckt und den Harpyienprinzen rausgeholt hast. Wann läßt du mich endlich wieder in meine ursprüngliche Form zurückverwandeln? Das ist ziemlich ungemütlich, so ausgestreckt zu sein.«
    »Später«, versprach Dor.
    »Befrag die Flöte«, schlug Hüpfer vor. »Wenn jemand sie gespielt und sie fortgelockt haben sollte –«
    Dor befragte die Flöte, doch auch die hatte nichts mit der Sache zu tun. »Kann es sein, daß sie lügt?« fragte Vadne.
    »Nein«, antwortete Dor barsch.
    Wieder durchquerten sie das Schloß, doch ohne Erfolg. Sie konnten nur eines feststellen, was sie aber bereits wußten: Millie hatte am Abend zuvor den Zombiemeister verlassen, um ihr Zimmer aufzusuchen – und war nie dort angekommen.

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