Zauber-Schloss
Änderung in ihrem Verhalten. Dennoch war er nicht enttäuscht. »Der ursprüngliche Zauber war recht subtiler Art«, erklärte er. »Er sorgte dafür, daß die Koboldweibchen auf negative Weise wählerisch wurden. Der Schaden wurde im Laufe von vielen Generationen angerichtet, und es wird wohl ebenso viele Generationen dauern, bis er wieder gutgemacht worden ist. Die weiblichen Kobolde befinden sich nicht hier auf dem Schlachtfeld, also wissen die Männer überhaupt noch nichts von der Veränderung. Deshalb sehen wir auch keine unmittelbaren Wirkungen und profitieren selbst auch nicht davon, aber es ist dennoch die Sache wert. Schließlich wollen wir ja nicht nur Schloß Roogna erhalten, sondern auch ein besseres Xanth aufbauen.« Er wedelte fröhlich mit der Hand. »Der Abend naht. Wir müssen uns ausruhen und schlafen, während die Zombies Wache halten. Ich glaube, daß der Sieg nun bald in Reichweite gerückt ist.«
So schien es tatsächlich. Der Magier Murphy sah wirklich recht mürrisch aus. Dor, der plötzlich müde wurde, aß ein wenig und ließ sich auf das Bett fallen, das im fertiggestellten Teil des Schlosses für ihn bereitstand, und schlief sofort ein. Am nächsten Morgen wachte er auf und entdeckte den Zombiemeister im Nebenbett und den Magier Murphy in einem anderen. Alle waren müde gewesen, und im Inneren des Schlosses gab es noch immer recht wenig Platz.
Die Kobolde hatten sich in der Nacht zurückgezogen und ihre zahllosen Toten auf dem Schlachtfeld liegenlassen. Die Zombies hielten weiterhin Wache, während die Zentauren mit ihren Bauarbeiten fortfuhren. Nun sah es doch so aus, als würde Schloß Roogna rechtzeitig fertiggestellt werden.
Im Speisesaal wurde ein Frühstücksbuffet serviert, inmitten von Erdklumpen, herumliegenden Zombieteilen und fortgeworfenen Waffen. König Roogna war anwesend, Magier Murphy, Vadne, Hüpfer und Dor. Murphy hatte kaum Appetit. Er wirkte fast so bleich wie der Zombiemeister.
»Ehrlich gesagt, glaube ich, daß wir jetzt die Oberhand haben«, meinte der König. »Murphy, wollt Ihr nicht endlich einen ehrenvollen Rückzug antreten?«
»Es gibt da noch einen Aspekt des Fluchs«, sagte Murphy. »Sollte der versagen, dann bin ich erledigt und ziehe mich zurück. Aber ich muß durchhalten, bis er sich manifestiert.«
»Das ist nur gerecht«, erwiderte Roogna. »Ich habe auch durchgehalten, als es so aussah, als hätte Euer Fluch gesiegt. Wenn der junge Dor nicht mit seinem Freund gekommen wäre, ich glaube, ich –«
»Von dem, was ich getan habe, hat doch bestimmt nichts das Ergebnis des Ganzen beeinflußt«, sagte Dor beunruhigt. Denn dort konnte Murphys eigentlicher Endsieg liegen.
»Meinen Sie immer noch, daß das, was Sie getan haben, keine Gültigkeit hat?« fragte der König. »Das können wir schnell feststellen. Ich habe irgendwo einen magischen Spiegel.«
»Nein, ich –« Doch der König suchte in seiner Dankbarkeit bereits nach dem Spiegel.
»Vielleicht ist es wirklich mal an der Zeit, das zu überprüfen«, meinte Murphy. »Eure Beteiligung, Dor, hat derart komplizierte und entscheidende Ausmaße angenommen, daß ich mir nur schwer vorstellen kann, wie sie wieder rückgängig zu machen wäre. Vielleicht habe ich mich mit meiner Vermutung auch völlig geirrt. Hat mein Fluch sich auch gegen Euch gestellt?«
»Ich glaube schon«, gab Dor zur Antwort. »Die Dinge liefen andauernd schief –«
»Dann müßt Ihr Gültigkeit haben, denn sonst hätte mein Fluch sich nicht mit Euch abgegeben. Wenn Eure Anstrengungen ungültig gewesen wären, hätte er sie eventuell sogar gefördert, damit sie eine größere Rolle bei einem falschen Erfolg spielen könnten. Wenn der König sich auf Euch verlassen hätte, anstatt auf sich selbst.«
»Aber wie kann ich denn meine eigene Vergangenheit ändern?« fragte Dor.
»Das weiß ich nicht«, erwiderte Murphy. »Ich glaubte, daß das ein Paradoxon wäre und demzufolge ungültig. Und doch gibt es in der Magie Aspekte, die kein Mensch ergründen kann. Vielleicht habe ich einen schweren Fehler begangen und mich dadurch um meinen eigenen Sieg gebracht. Vergißt man die Spalte in Eurer Epoche auch?«
»Ja.«
Darüber dachten sie eine Weile nach, während sie auf Waffeln vom königlichen Waffelbaum herumkauten. Dann sagte Murphy: »Es könnte sein, daß es Punkte in der Geschichte gibt, wo der Zeitstrom umgeleitet werden kann, solange das Endergebnis dasselbe bleibt. Wenn es König Roogna bestimmt ist, zu obsiegen, dann
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