Zauber-Schloss
könnte es gleichgültig sein, wie er das erreicht haben würde oder mit wessen Hilfe. Also könnte Euer Eingreifen Gültigkeit haben und dennoch nichts bewirken. Dann würdet Ihr lediglich den Platz einnehmen, den ohne Euch ein anderer innehalten würde.«
»Möglich«, meinte Dor. Er blickte um sich. Die anderen schienen sich ebenfalls für die Diskussion zu interessieren, mit Ausnahme von Vadne, die in sich gekehrt wirkte. Irgend etwas an ihr beunruhigte ihn, aber er konnte es nicht genau ausmachen.
»Na ja, jedenfalls werden wir das bald erfahren. Meine Macht ist bis an ihre Grenzen strapaziert worden«, fuhr Murphy fort. »Wenn ich den Sieg nicht heute noch erringe, dann kann ich nichts mehr machen. Ich weiß zwar nicht genau, welche Form mein Fluch jetzt annehmen wird, aber er ist in Aktion, und ich glaube, daß er sich als verheerend herausstellen dürfte.«
Der König kehrte mit seinem Spiegel zurück. »Mal sehen… wie soll ich es formulieren?« murmelte er. »Spiegelfragen müssen sich immer reimen. Das hat der Magier, der diese Art von Glas hergestellt hat, mit eingebaut. Ah ja.« Er stellte den Spiegel auf den Boden. »Spieglein, Spieglein auf dem Estrich – kann Magier Dor anvertrauen ich mich?«
»Weia!« stöhnte Murphy.
Das Vorderteil eines stattlichen Zentaurs erschien im Spiegel. »Das bedeutet Bejahung«, sagte Roogna. »Das Hinterteil heißt nein.«
»Aber viele Zentauren sind von hinten viel hübscher«, wandte Dor ein.
»Warum nicht einfach fragen, welche Seite siegen wird?« brummte Murphy trocken.
»Ich bezweifle, daß das funktionieren würde«, meinte der König. »Denn wenn seine Antwort unser Tun beeinflussen sollte, wäre das paradox. Und da wir es hier mit äußerst kraftvoller Magie zu tun gehabt haben, könnte es sein, daß dies die begrenzten Fähigkeiten des Spiegels übersteigt.«
»Ach je, dann finden wir die Antwort eben doch selbst heraus«, sagte Murphy. »Jetzt haben wir uns schon bis hierher durchgekämpft, da können wir die Sache auch genausogut sauber zu Ende führen.«
»Einverstanden«, sagte Roogna.
Als sie sich wieder über die Waffeln hermachten, trat der Zombiemeister ein. Vadne richtete sich ruckartig auf. »Kommt, setzt Euch neben mich«, lud sie ihn ein.
Doch ihm stand nicht der Sinn nach Geselligkeit. »Wo ist Millie die Maid, meine Verlobte?«
Die anderen blickten sich verwundert an. »Ich dachte, sie wäre bei Euch«, sagte Dor.
»Nein. Ich habe letzte Nacht noch lange gearbeitet, und es hätte sich nicht geziemt, wenn sie mir als Maid ohne Anstandsdame Gesellschaft geleistet hätte. Also habe ich sie schlafen geschickt.«
»Das habt Ihr in Eurem eigenen Schloß aber nicht getan«, warf Dor ein.
»Da waren wir ja auch noch nicht miteinander verlobt. Nach der Verlobung haben wir einander nur in Gesellschaft anderer Gesellschaft geleistet.«
»Sie ist nicht zum Frühstück gekommen«, sagte der König. »Wahrscheinlich schläft sie länger.«
»Ich habe an ihre Tür geklopft, aber sie hat nicht geantwortet«, erwiderte der Zombiemeister.
»Vielleicht ist sie krank«, schlug Dor vor und bereute sofort seine direkte Art, denn der Zombiemeister zuckte wie von einer Tarantel gestochen zusammen.
Der König überspielte die Peinlichkeit elegant. »Vadne, schaut einmal in Millies Zimmer nach.«
Die Neo-Zauberin verließ den Raum.
Kurz darauf kehrte sie wieder. »Ihr Zimmer ist leer.«
Nun war der Zombiemeister erst recht beunruhigt. »Was ist mit ihr geschehen?«
»Macht Euch keine Sorgen«, sagte Vadne tröstend. »Vielleicht hat sie das Schloßleben gelangweilt, und sie ist in ihr Dorf zurückgekehrt. Ich werde Euch gerne während ihrer Abwesenheit zur Hand gehen.« Doch er ließ sich nicht beruhigen. »Sie ist meine Verlobte! Ich muß sie finden!«
»Wartet, ich werde den Spiegel befragen«, sagte der König. »Was reimt sich auf Maid?«
»Leid«, sagte Murphy.
»Danke, Magier«, erwiderte der König. »Spieglein, Spieglein ohne Leid – sag, was ist mit unsrer –«
Dor neigte sich vor, um das Spiegelbild besser zu erkennen. Sein Stuhl polterte auf den Boden, und der Spiegel schwankte, fiel um und zerbrach.
Der Zombiemeister starrte ihn an. »Murphys Fluch!« rief er. »Warum sollte der uns daran hindern, die Maid zu finden?« Zornig drehte er sich zu Murphy um.
Der Magier Murphy spreizte die Hände. »Das weiß ich nicht, mein Herr. Ich versichere Euch, daß ich keinerlei Ressentiments gegen Eure Verlobte hege. Sie scheint mir
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