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Zauber-Schloss

Titel: Zauber-Schloss Kostenlos Bücher Online Lesen
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sein soll, dann hat es nicht geklappt«, meinte er. »Ist ganz hübsch, dich zu küssen.«
    »Dich auch«, erwiderte sie. »Du hast mich gestern überrascht. Ich dachte schon, du würdest mich hauen oder mir mein Höschen runterziehen oder so was, und wollte schon fürchterlich kreischen und schreien. Und dann war es so unbeholfen und holprig, und unsere Nasen waren uns andauernd im Weg und so. Also habe ich letzte Nacht an meiner großen Puppe geübt. War es diesmal besser?«
    Ein Kuß? Das hatte er gestern getan? Dor spürte, wie seine Knie weich wurden. Das war doch typisch Grundy, die Sache derartig aufzubauschen! »Kein Vergleich!«
    »Soll ich mich jetzt ausziehen?«
    Dor zuckte zusammen. »Äh –«
    Sie lachte auf. »Wußte ich doch, daß dich das durcheinanderbringt! Aber wenn ich es gestern schon nicht wollte, warum sollte ich es heute plötzlich wollen?«
    »Äh, ja«, sagte Dor und entspannte sich wieder, wenn auch zitternd. Er hatte im Wandteppich haufenweise nackte Nymphen gesehen, aber das hier war echt.
    »Willst du wissen, was gestern passiert ist?« fragte sie. »Es war das erste Mal, daß du dich überhaupt für mich interessiert hast. Das erste Mal, daß sich überhaupt irgend jemand für mich interessiert hat, abgesehen von den Leuten, die nicht wollen, daß irgendeine Pflanze schnell zum Wachsen gebracht wird, und die mich dann eine Palastgöre schimpfen, die eine Zauberin hätte werden müssen, aber bloß dummes Gemüse wachsen lassen kann. Kannst du dir vorstellen, wie das ist, zwei Magier-Eltern zu haben und eine Enttäuschung für sie zu sein, nicht nur, weil man als Mädchen geboren wird, sondern auch noch bloß so ein lausiges Talent hat?«
    »Du hast ein gutes Talent!« protestierte er. »Und es ist auch nichts Schlimmes daran, ein Mädchen zu sein!«
    »Na klar, na klar«, konterte sie. »Du bist ja auch nie talentlos gewesen. Du bist auch nie nicht-männlich gewesen. Du hast ja auch nie mit Leuten zu tun gehabt, die höflich tun, weil sie Angst haben, was dein Vater oder deine Mutter ihnen sonst antun könnten, während sie dich hinter deinem Rücken Stinkkohl nennen, ein Feld-Wald-und-Wiesen-Talent, eine Unkrauthexe und –«
    »So habe ich dich nie genannt!« rief Dor.
    »Nein, gesagt hast du es nicht. Aber gedacht hast du es, nicht wahr?«
    Dor errötete, unfähig, es abzustreiten. »Ich… ich werde es nie wieder denken«, versprach er lahm.
    »Und wenn man dann noch merkt«, fuhr sie grimmig fort, »daß deine Eltern nur deshalb zu einem stehen, weil sie es offiziell müssen, daß sie aber insgeheim genau dasselbe von einem halten wie alle anderen auch –«
    »Aber nicht der König!« protestierte Dor. »Er ist nicht der Typ   –«
    »Halt den Mund!« rief sie mit Tränen in den Augen. Er schwieg, und sie beruhigte sich wieder etwas. »Na ja, und gestern warst du jedenfalls anders. Du hast mir Fragen gestellt und mich richtig beachtet, ganz so, als hättest du keine Sexbombe wie Millie in deiner Käsebude, hinter der du herlinsen kannst, um alles zu erfahren, was du wissen willst. Und du hast auch kein Wort über Magie verloren und nichts dazu gebracht, zu dir zu sprechen oder so. Es waren einfach nur wir beide, du und ich. Du wolltest nur wissen, wie das ist, ein Mädchen zu sein. Es war fast so, als würde irgendein anderes Wesen mit mir reden, irgend etwas fürchterlich Schlaues und doch Unwissendes. Zuerst dachte ich, du wolltest dich nur über mich lustig machen – aber du hast nicht einmal gelächelt. Dann wolltest du mich küssen, und ich dachte, Jetzt wird er mir in die Lippe beißen oder mich kneifen und vor lauter Lachen umfallen, aber du hast nicht gelacht. Also habe ich dich geküßt, und es war schrecklich, ich habe mir die Nase geschrammt, und zum Teufel auch, ich dachte ja, du wüßtest, wie das geht, aber das wußtest du gar nicht, und dann hast du bloß gesagt: ›Danke, Prinzessin‹ und bist gegangen, und ich lag lange auf meinem Bett und versuchte herauszufinden, was daran wohl alles komisch gewesen sein mußte und was du jetzt wohl den anderen Jungen alles petzen würdest –«
    »Das habe ich nicht!« protestierte Dor.
    »Weiß ich. Ich habe hinter dir her geschnüffelt, jedenfalls ein bißchen. Aber du hast nichts gesagt, und der Golem auch nicht. Also sah es plötzlich ganz so aus, als würdest du dich wirklich für mich interessieren, und –« Sie lächelte und sah wunderbar hübsch und süß aus. »Und es war die schönste Erfahrung meines Lebens! Du

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