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Zauber-Schloss

Titel: Zauber-Schloss Kostenlos Bücher Online Lesen
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Gelegenheit beschert hat, etwas über euer Bezugssystem in Erfahrung zu bringen. Sonst hätte ich nie bemerkt, daß die Riesenrasse auch Intelligenz und Gefühle besitzt. Das war mir eine großartige und höchst befriedigende Lehre.«
    »Mir aber auch!« rief Dor. Dann streckte er spontan die Hand aus.
    Feierlich hob die Spinne einen Vorderfuß und schüttelte Dors Hand.

12
Rückkehr
    Einen Augenblick lang schwang sich Dor gerade auf Spinnenseide über einen kleineren Abgrund – und im nächsten stand er auch schon im Salon von Schloß Roogna vor dem Wandteppich.
    »Bist du es, Dor?« fragte eine vertraute Stimme.
    Dor blickte sich um und entdeckte eine winzige humanoide Gestalt. »Natürlich bin ich es, Grundy«, sagte er zu dem Golem. »Wer denn sonst?«
    »Die Gehirnkoralle, natürlich. Die war es jedenfalls die letzten zwei Wochen.«
    Natürlich. Hastig orientierte Dor sich neu. Er war kein muskulöser Mundanier mehr, sondern ein kleiner, spindeldürrer Zwölfjähriger. Das war sein eigener Körper. Nun ja, mit der Zeit würde er schon noch wachsen.
    Er konzentrierte sich auf den Wandteppich und suchte nach Hüpfer. Ah – da war die Spinne ja. Sie hob einen winzigen, haarigen Vorderfuß und winkte ihm zu.
    »Sie sagt, daß du in deiner richtigen Gestalt recht seltsam aussiehst«, übersetzte Grundy. »Sie sagt –«
    »Ich brauche keine Übersetzung!« fauchte Dor. Plötzlich hatte er Tränen in den Augen, doch er wußte nicht so recht, ob es Tränen der Freude oder des Schmerzes waren. »Wir… wir sehen uns noch, Hüpfer! Schon bald. In ein paar Tagen… in ein paar Monaten deiner Zeit… ich meine… ach, Hüpfer!«
    »Wer macht sich denn schon wegen so einem blöden Insekt Gedanken?« fragte Grundy.
    Dor ballte eine Hand zur Faust und war einen kurzen Augenblick lang versucht, den Golem zu zerschmettern. Doch er riß sich zusammen. Woher sollte Grundy schon wissen, was Hüpfer für Dor bedeutete? Grundy gehörte zur alten Garde, er war völlig unaufgeklärt.
    Dor konnte nichts unternehmen. Die Spinne mußte ihr eigenes Leben leben, und Dor auch. Ihre Freundschaft hatte nichts mit Körpergröße oder Zeit zu tun. Und dennoch – wie sich sein Herz verkrampfte!
    Gehörte auch das zum Erwachsenwerden? War das die Sache wert?
    Und doch besaß Dor ja auch hier Freunde. Er durfte nicht zulassen, daß sein Erlebnis im Wandteppich ihn von seiner eigenen Welt entfremdete. Er wandte sich von dem Teppich ab.
    »Hallo Grundy. Wie steht’s in der wirklichen Welt?«
    »Frag mich bloß nicht!« rief der Golem. »Erinnerst du dich noch an die Gehirnkoralle, die deinen Körper übernommen hat? Das Ding hat sich aufgeführt wie ein Kind… ich meine, noch kindischer, als du es schon manchmal tust. Hat alles begrabbelt, sich lauter Fauxpasse geleistet –«
    »Sich was geleistet?«
    »Kulturelles Fehlverhalten. Wie, zum Beispiel, in die Suppe zu rülpsen. Das Viech hat mich wirklich auf Trab gehalten!«
    »Klingt nach viel Spaß«, sagte Dor lächelnd. Er hatte sich schon fast wieder an seinen kleinen Körper gewöhnt. Er war zwar nicht so kräftig wie der des mundanischen Riesen, aber es war doch kein übler Körper. »Hör mal, ich muß mit der Koralle sprechen. Ich schulde ihr noch einen Gefallen.«
    »Tust du nicht. Du schuldest ihr allenfalls einen Schlag auf die Schnauze! Wenn sie überhaupt eine Schnauze hat. Ist alles quitt – sie hatte den Spaß, deinen Körper benutzen zu dürfen, und du hast dafür einen netten kleinen Urlaub im Wandteppich gemacht.«
    Welch ein Urlaub, in der Tat! »Ich schulde ihr einen Gefallen von vor achthundert Jahren.«
    »Ach so. Na ja, erzähl’s doch dem Gnom.«
    »Wem? Ach ja, dem Guten Magier Humfrey. Werde ich auch. Jetzt muß ich erst mal zu Jonathan dem Zombie.«
    »Mhm. Hast du das Zeugs?«
    »Ja. Ich glaub’ schon.«
    »Das wird ein Paar geben! Der erste wiederhergestellte Zombie mit dem ersten wiederhergestellten Gespenst! Sie seit Jahrhunderten unberührbar und er nicht berührenswert! Eine wirklich schaurige Romanze!«
    Dor wechselte lieber das Thema. »Vielleicht sollte ich die Sache doch erst mal mit König Roog –, ich meine König Trent besprechen. Er hat mir schließlich auch diesen Auftrag gegeben.«
    Grundy zuckte die Schultern. »Hauptsache, ich brauche nicht noch ein einziges Wort mit der Koralle zu wechseln!«
    »Das kommt als nächstes dran.« Dor konnte es sich nicht verkneifen, den Golem etwas zu ärgern.
    »Hör mal, weiß du, was dieses Wesen mit deinem

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