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Zauber-Schloss

Titel: Zauber-Schloss Kostenlos Bücher Online Lesen
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möchte, daß ihre Tochter ihrem Weg folgt, und sie weiß, was dazu notwendig ist, auch wenn sie es vielleicht ganz und gar nicht mag. Ich bin mir bewußt, wie kitzlig die Situation im Schlafzimmer war. Du hast sie mit der Raffinesse eines echten Führers gemeistert.«
    »Das war keine Raffinesse! Ich habe jedes Wort ernst und ehrlich gemeint.«
    »Raffinesse und Ernsthaftigkeit sind durchaus miteinander vereinbar.«
    »Irene ist gar nicht übel, wenn man sie erst einmal ein bißchen kennt. Sie –« Verlegen brach Dor ab. »Aber warum sage ich Euch das? Ihr seid schließlich ihr Vater.«
    Der König klopfte ihm freundlich auf die Schulter. »Ihr habt mir Freude bereitet, Magier. Durch Euer Abenteuer habe ich nun das Geheimnis der Flöte und des Reifs im königlichen Waffenarsenal erfahren. Die könnten sich eines Tages als äußerst nützlich erweisen. Ich werde Euch nicht länger bei der Beendigung Eurer Suche aufhalten. Ihr müßt erst alles zu Ende abwickeln; denn in der Welt von heute wird es eine Menge Aufgaben für Euch geben, wenn Ihr nach und nach lernt, wie Xanth zu regieren ist.« Er schritt zu einem niedrigen Bücherregal und holte einen zusammengerollten Teppich hervor. »Das haben wir für Euch aufgehoben.« Es war der magische Teppich.
    »Äh, danke, Euer Majestät. Ich muß tatsächlich noch ein Stück reisen.«
    Dor stieg auf den Teppich. »Zur Gehirnkoralle«, sagte er, und der Teppich hob ab.
     
    Während er über die Landschaft des neuzeitlichen Xanth flog, überkam Dor plötzlich eine Sehnsucht nach der Wandteppichwelt, die er verlassen hatte. Nicht daß diese Welt der seinen überlegen gewesen wäre; ihre Magie war im großen und ganzen wesentlich primitiver, und ihre politischen Verhältnisse waren gewalttätiger. Nein, es lag an seiner Erfahrung der Männlichkeit und an der Freundschaft zu Hüpfer. Er wußte, daß er den persönlichen Zauber dieser Erfahrung niemals würde wiedererleben können. Und doch hatte ihm sein Besuch bei Irene die Augen dafür geöffnet, daß es auch in dieser Welt unerwartete Magie gab. Er mußte sie nur wahrnehmen.
    Hinunter in die Unterwelt, durch das Höhlengewirr. Dort herrschten immer noch die Kobolde, wie er wußte, obwohl sie von der Oberfläche Xanths beinahe völlig verschwunden waren. Was war ihnen zugestoßen? Sie waren nicht alle bei der Schlacht um Schloß Roogna niedergemetzelt worden, und der Vergessenszauber konnte sie auch nicht völlig ausgelöscht haben. Ob es später zu irgendeiner Koboldkatastrophe gekommen war?
    Dann erreichte er auch schon den unterirdischen See. Die modernen Transportmöglichkeiten waren den alten zweifellos überlegen.
    Keine Koboldkatastrophe, dachte die Gehirnkoralle ihn an. Der Harpyienfluch, der auf dem Koboldfluch lag, wurde an der Oberfläche zwar aufgehoben, hielt sich in den Tiefen der Erde jedoch weiter. Deshalb wurden die Kobolde an der Oberfläche im Laufe der Generationen immer intelligenter, gutaussehender und edler, bis man sie nicht mehr als Ungeheuer betrachten konnte. Die einzigen wirklichen Kobolde heute sind jene, die in den Höhlen hausen.
    »Dann habe ich ja ihre Rasse ausradiert!« rief Dor. »Auf eine Weise, wie ich es mir nie hätte träumen lassen!«
    Ihre Rasse war, wie du weißt, eine schreckliche Verzerrung. Sie waren sich selbst eine ebensolche Last wie anderen. Sie machten sich nichts aus sich selbst und waren froh, durch ihre Flutwellentaktik bei der Erstürmung von Schlössern umzukommen. Du hast wohl daran getan, sie von ihrem Fluch zu befreien, und auch daran, den Harpyien das männliche Exemplar ihrer Rasse wiederzugeben.
    »Apropos«, sagte Dor. »Du hast Prinz Harold Harpyie freigegeben, um mir einen Gefallen zu tun, und jetzt bin ich gekommen, um diesen Gefallen zu erwidern, wie ich es versprochen habe.«
    Nicht nötig, Magier. Als du vor zwei Wochen hierherkamst, habe ich die Zusammenhänge nicht erkannt. Schließlich hast du einen anderen Körper gehabt, als ich dich vor acht Jahrhunderten traf. Aber in den vergangenen zwei Wochen habe ich mir einiges zusammengereimt. Du hast mir diesen Gefallen schon vor achthundert Jahres erwidert.
    »Nein, ich bin erst jetzt in meine eigene Epoche zurückgekehrt. Also –«
    Du hast König Roogna den Sieg gebracht. Deshalb hat sein Rivale, der Magier Murphy, sich aus der Politik zurückgezogen, um auf eine bessere Gelegenheit zu warten. Er ist zu mir gekommen.
    »Murphy ist verbannt worden?« fragte Dor überrascht.
    Er ist freiwillig gegangen.

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