Zauber-Schloss
Suche. Du brauchst dabei ja gar nicht mitzumachen. Ich weiß sowieso nicht, warum du hier dein Leben riskierst.«
»Weil es mir wichtig ist, was aus dir wird, du Doofkopp!«
Das stimmte wohl. »Also gut. Du brauchst nur zu übersetzen, was ich sage.« Dor atmete tief durch und schritt langsam auf das Ungeheuergemüse zu.
»Sag irgendwas! Sag irgendwas!« rief Grundy, als die Nadeln sich abschußbereit auf sie zu richten begannen.
»Ich bin ein Feuermensch«, sagte Dor mit unsicherer Stimme. »Ich… ich bin aus Feuer. Alles, was ich berühre, wird sofort versengt. Das hier ist mein Feuerhund, Grundy der Knurrer. Ich gehe gerade mit meinem heißen Hund spazieren, einfach mal hier vorbei, und kaue dabei auf einem Feuerkeks. Ich liebe Feuerkekse!«
Grundy gab eine Reihe von Krächzen und Pfiffen von sich, wie ein Windhauch, der über den aufgerichteten Nadelkaktus hinwegwehte. Der Nadler schien ihm aufmerksam zuzuhören. Sollte es wirklich klappen?
»Wir möchten nur mal eben vorbei«, fuhr Dor fort. »Wir wollen keinen Ärger. Wir brennen nicht gerne Nadeln ab, wenn es nicht unbedingt nötig ist, denn die qualmen so und blähen sich auf und stinken dann immer so fürchterlich.« Er sah, wie einige der Nadeln sich zusammenkrümmten, als wollten sie welken, als Grundy seine Behauptung übersetzte. »Wir haben überhaupt nichts gegen Kakteen, solange sie sich friedlich verhalten. Manche Kakteen sind ausgesprochen nett. Einige von Grundys besten Freunden sind Kakteen. Er liebt es…« Dor hielt inne. Was würde ein Feuerhund wohl mit einem netten Kaktus tun? Sein Geschäft an ihm verrichten, natürlich, mit einem Feuerstrahl. Nein, das konnte man hier wohl nicht gut ausmalen. »Äh, er liebt es, an ihren Blumen zu schnüffeln, während er vorbeitrabt. Wir werden nur dann wütend, wenn sich uns irgendwelche Nadeln in den Weg stellen sollten. Wenn wir wütend sind, dann werden wir fürchterlich heiß. Dann machen wir allen die Hölle heiß.« Er entschied, daß er es nicht übertreiben durfte, sonst würde er an Glaubwürdigkeit verlieren. »Aber im Augenblick sind wir nicht zu heiß, denn wir wissen ja, daß kein wirklich netter Kaktus versuchen würde, uns mit seinen Nadeln zu belästigen. Deshalb brauchen wir ja auch keine lästigen abzubrennen.«
Der Kaktus schien sich in sich selbst zurückzuziehen, um ihnen den Weg freizumachen, damit sie an ihm vorbei konnten, ohne ihn zu berühren. Sein Plan funktionierte also! »Hm, diese Feuerkekse sind aber wirklich lecker! Möchtest du vielleicht einen Keks, Kaktus?« Er steckte eine Hand aus.
Der Kaktus stieß einen schrillen Furchtpiepser aus, genau wie der Gewirrbaum, als Knacks der Oger ihn angeknurrt hatte. Die Nadeln wichen zurück. Da war Dor auch schon an ihm vorübergeschlüpft und trat in den Gang hinter der Nische. Doch er befand sich immer noch in Reichweite der Nadelgeschosse, deshalb redete er ununterbrochen weiter. Denn wenn das Ding erst einmal begriffen hatte, welcher List es zum Opfer gefallen war, dann würde es ein äußerst böser und wütender Kaktus sein.
»War wirklich nett, dich kennenzulernen, Kaktus. Du bist wirklich ein Spitzentyp! Nicht wie der eine, dem ich neulich mal begegnet bin, der versucht hat, mir ein paar Nadeln in den Rücken zu schießen. Ich fürchte, da habe ich ein wenig die Beherrschung verloren. Ich habe geradezu gekocht vor Wut, wie ein verwundeter Salamander. Da bin ich zurückgelaufen und habe den armen Kerl solange umarmt, bis alle seine Nadeln verbrannt sind. Er hat immer noch Brandnarben, aber ich bin ja so froh, daß er es wahrscheinlich überleben wird. Zum Glück war es ein regnerischer Tag, da ist seine Außenhaut nur etwas verkocht, anstatt völlig zu verbrennen. Es tut mir wirklich leid, daß ich das getan habe. Ich glaube wirklich, diese Nadel in den Rücken war nur ein Versehen. Ist ihm wohl nur so rausgerutscht. Aber wenn ich erst einmal vor Wut koche, dann kann ich mich einfach nicht mehr beherrschen.«
Er schritt durch eine Biegung im Gang und verschwand aus der Reichweite des Nadlers. Dann lehnte er sich matt gegen die Wand.
Grundy hörte auf zu übersetzen. »Du bist der beste Lügner, der mir jemals begegnet ist«, sagte er bewundernd.
»Ich bin der verängstigtste Lügner, der dir jemals begegnet ist!«
»Na ja, schätze, auch das braucht Übung. Aber du hast dich wacker gehalten, ich kam ja kaum zum Atmen! Aber ich wußte auch, wenn ich auch nur einmal lache, dann sind wir geliefert.«
Dor dachte
Weitere Kostenlose Bücher