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Zauber-Schloss

Titel: Zauber-Schloss Kostenlos Bücher Online Lesen
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verwehrten, Informationen preiszugeben, war er dazu gezwungen, sein magisches Talent mit äußerster Schläue einzusetzen, so wie eben bei dem Graben. Vielleicht war das ja notwendig, um erwachsen zu werden, aber er hätte es doch vorgezogen, diesen Schritt in der Sicherheit seines Zuhauses zu tun. Er besaß weder die Kraft noch das Durchhaltevermögen eines Mannes und ganz bestimmt auch nicht dessen Mut. Aber jetzt stand er hier… und es war wohl angezeigt, weiterzugehen; denn der Triton würde ihn bestimmt nicht wieder umkehren lassen.
    Die Kraft und das Durchhaltevermögen eines Mannes… Irgendwie war das doch ein verlockender Gedanke. Wenn er durch Magie größer und stärker als sein Vater werden könnte und auch noch lernte, wie man ein Schwert führte, damit er keines Ogers bedurfte, um sich Gehör zu verschaffen – ja dann! Dann gäbe es auch keine Probleme mehr für ihn. Dann würde er nicht mehr umherzuhuschen brauchen, um sich mit einem Trick an einem Triton vorbeizuschleichen oder mit Schildern zu diskutieren…
    Aber das war doch nur närrisches Wunschdenken. Er würde niemals solch ein Mann sein, auch nicht, wenn er erwachsen war.
    Sie schritten um das Schloß herum. In bestimmten Abständen waren kleine Nischen zu erkennen, in denen Pflanzen wuchsen. Doch das waren keine Pflanzen, denen man sich hätte nähern können: Stinkkraut, Stinktierkohl, giftiger Efeu, der prompt einen Gifttropfen auf ihn herabfallen ließ, dem er gerade noch rechtzeitig ausweichen konnte. Der Tropfen fiel auf die Steinkante und ätzte ein rauchendes Loch hinein. In einer weiteren Nische lauerte ein Nadelkaktus, eine der schlimmsten Pflanzen überhaupt. Dor rannte hastig an ihm vorbei, ehe das mißmutige Gemüse sich noch dazu entschloß, eine Nadelsalve auf ihn abzufeuern.
    »Und du bist eine gläserne Wand emporgeklettert?« fragte Dor zweifelnd, während er den kahlen, glatten Stein betrachtete. Er war kein guter Kletterer, und hier gab es keinerlei Stufen, Griffe oder sonstige Hilfen.
    »Damals war ich noch ein Golem, ein Konstrukt aus Bindfäden und Klebmasse. Es machte keinen Unterschied, ob ich abstürzte oder nicht, ich war nicht wirklich. Ich existierte nur, um Übersetzungen zu machen. Heute könnte ich weder die Glaswand noch diese Steinmauer erklimmen. Dazu habe ich viel zu viel Wirklichkeit zu verlieren.«
    Zu viel Wirklichkeit zu verlieren. Das leuchtete ein. Als Dor darüber nachdachte, daß er sie vielleicht verlieren könnte, wurde seine Wirklichkeit ihm selbst auch immer lieber. Was wollte er mit dem Körper eines Helden und seiner Macht? Er war ein Magier, wahrscheinlich auch ein Thronfolger. Starke Männer gab es viele, Magier waren selten. Warum sollte man das alles aufs Spiel setzen – für einen Zombie!
    Dann dachte er an die schöne Millie. Daran, ihr etwas Schönes anzutun, sie dankbar zu machen. Ach, welch Narretei! Aber es sah ganz danach aus, als sei er eben solch ein Narr. Vielleicht lag es auch am Erwachsenwerden. Ihr Talent des Sex-Appeals…
    Dor klopfte gegen den Stein. Er war entmutigend massiv. Keine hohlen Stellen. Er suchte nach Ritzen. Nichts. »Es muß in einer der Nischen sein«, sagte er.
    Sorgfältig suchten sie die Nischen ab. Nichts. Die widerwärtigen Pflanzen wuchsen aus steinernen Kübeln, die auf dem Festungswall standen. Unter ihrer Erde gab es keinen Geheimeingang.
    Doch die Nische des Nadelkaktus schien tiefer zu sein als die anderen. Sie wölbte sich sogar in die Dunkelheit hinter dem Kaktus hinein. Ein Gang!
    Jetzt mußte er nur noch herausfinden, wie er durch eine der tödlichsten Pflanzen in ganz Xanth hindurchgelangen konnte. Nadelkakteen neigten dazu, erst zu schießen und dann zu fragen. Selbst ein Gewirrbaum würde einem Nadler wohl den Platz räumen, wenn sie nebeneinander wuchsen, Chester der Zentaur, ein Freund von Dors Vater, hatte heute noch runde Narben an seinem prächtigen Rumpf, wo ihn ein Nadler einmal getroffen hatte.
    Dor steckte vorsichtig den Kopf in die Öffnung. »Ich nehme an, dir ist wohl nicht danach, einen Reisenden vorbeizulassen, wie?« fragte er ohne jede große Hoffnung.
    Eine Nadel schoß direkt auf sein Gesicht zu. Er zuckte zurück, und sie zischte an ihm vorbei, um im Graben zu landen. Der Triton stieß einen wütenden Schrei aus. Offenbar liebte er es nicht, wenn man sein Heim beschmutzte.
    »Der Nadler meint nein«, übersetzte Grundy unaufgefordert.
    »Darauf wäre ich auch gekommen.« Wie sollte er diese Hürde nur überwinden? Er

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