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Zauber-Schloss

Titel: Zauber-Schloss Kostenlos Bücher Online Lesen
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konnte weder unter diesem Kaktus hindurchtauchen noch mit ihm vernünftig reden, noch ihm aus dem Weg gehen. In der engen Nische war ja kaum Platz genug, um sich an ihm vorbeizuquetschen.
    »Vielleicht sollten wir ihn mit einer Seilschlinge fesseln und aus dem Weg zerren«, schlug Grundy zweifelnd vor.
    »Wir haben kein Seil«, warf Dor ein. »Und nichts, woraus wir eins machen könnten.«
    »Ich kenne jemanden, dessen Talent besteht darin, Seile aus Wasser zu machen«, sagte Grundy.
    »Dann könnte der hier also vorbei. Aber wir nicht. Und selbst wenn wir ein Seil hätten, dann würden wir augenblicklich in Nadelkissen verwandelt, sobald der Kaktus im Freien wäre.«
    »Es sei denn, wir könnten ihn in den Graben schmeißen.«
    Dor mußte bei dem Gedanken lachen, doch dann wurde er wieder ernst. »Könnten wir nicht einen Schild machen?«
    »Wir haben nichts, woraus wir einen machen können. Ist das gleiche Problem wie mit dem Seil. Diese Steinkante hier ist unfruchtbar. Wenn Kakteen nun kein Wasser mögen würden, dann könnten wir es vielleicht schöpfen und –«
    »Sie können zwar ohne Wasser leben, aber mögen tun sie es doch, sogar sehr«, meinte Dor. »Sie stehen ja auch im Regen herum. Es macht ihnen gar nichts aus, es sei denn, es ist Überschwemmung. Wenn wir ihn also bespritzen, dann nützt das auch nicht viel. Außer…« Er dachte kurz nach. »Wenn wir hier eine ganze Menge Wasser hineinleiten könnten, so daß der Kaktus ausgeschwemmt wird, daß die Erde aus seinem Kübel gespült wird, die Wurzeln freigelegt werden…«
    »Und wie?«
    Dor seufzte.
    »Nicht ohne einen Eimer. Wir sind eben nicht dazu in der Lage, es mit diesem Kaktus aufzunehmen.«
    »Stimmt. Ein Feuerdrache könnte das. Diese Gewächse mögen kein Feuer, es sengt ihnen die Nadeln ab. Dann können sie nicht mehr kämpfen, bis neue nachgewachsen sind, und das braucht seine Zeit. Aber Feuer haben wir auch nicht.« Er schüttelte sich ein paar Tropfen vom Körper. »Manchmal wünschte ich mir, du hättest eine etwas stofflichere Magie, Dor. Wenn du einfach mit einem Fingerzeig lähmen oder verbrennen –«
    »Dann hätte der Gute Magier eben andere Verteidigungsmechanismen für sein Schloß, gegen die solche Talente nutzlos wären. Magie allein reicht nicht, man muß auch dabei sein Gehirn anstrengen.«
    »Wie soll ein Gehirn denn einen Nadler am Nadeln hindern?« wollte Grundy wissen. »Das Ding ist nicht intelligent, du kannst mit ihm keinen Handel abschließen.«
    »Der Kaktus ist nicht intelligent«, wiederholte Dor, dem ein Gedanke gekommen war. »Also würde er möglicherweise auch nicht begreifen, was für uns offensichtlich wäre.«
    »Wo immer du auch von reden magst, für mich ist es jedenfalls auch nicht offensichtlich«, sagte der Golem.
    »Dein Talent ist doch das Übersetzen. Kannst du auch die Sprache eines Kaktus sprechen?«
    »Natürlich. Aber was hat das mit –«
    »Angenommen, wir würden ihm sagen, daß wir für ihn gefährlich sind? Daß wir Salamander wären, glühendheiße Salamander, die im Begriff sind, ihn niederzubrennen?«
    »Das würde nicht funktionieren. Es würde ihn zwar erschrecken, aber daraufhin würde er nur eine Nadelsalve abfeuern, um den Salamander zu töten, bevor er ihm zu nahe kommt.«
    »Hm, ja. Aber wie wäre es mit etwas, das zwar nicht bedrohlich wäre, aber immerhin doch noch gefährlich? Wie zum Beispiel ein Feuermensch, der auf Sparflamme ist?«
    Grundy überlegte. »Das könnte vielleicht klappen. Aber wenn es nicht klappen sollte –«
    »Dann ist es aus«, beendete Dor den Satz. »Dann sind wir Nadelkissen.«
    Sie blickten gemeinsam zum Graben zurück. Der Triton sah ihnen aufmerksam zu. »Nadelkissen werden wir auf dieser Strecke auch«, meinte Grundy. »Ich wünschte wirklich, wir wären Helden und nicht ein Golem und ein Junge. Für so etwas wie das hier sind wir einfach nicht geschaffen.«
    »Je länger wir hier herumstehen, um so mehr fürchte ich mich«, stimmte Dor ihm zu. »Also bringen wir’s hinter uns, bevor ich noch anfange zu heulen«, fügte er hinzu und wünschte sich sofort, daß er es vielleicht ein wenig anders ausgedrückt hätte.
    Grundy blickte wieder zu dem Nadelkaktus hinüber. »Als ich noch ein richtiger Golem war, da konnte mir ein Nadler nichts antun. Ich war ja nicht wirklich. Ich besaß kein Schmerzempfinden. Aber jetzt… ich bin viel zu verängstigt, um noch zu wissen, was ich sagen soll.«
    »Dann sage ich es. Schließlich ist es ja meine Aufgabe, meine

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