Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zauber-Schloss

Titel: Zauber-Schloss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
besänftigt.
    Dann widmeten sie sich wieder dem Graben. »Diese Ablenkung hat mich auf etwas gebracht«, meinte Dor. »Wenn wir von einem Köder in die Irre geleitet werden können, dann –«
    »Ich weiß nicht, worauf du hinaus willst«, sagte Grundy. »Dieser Triton dort kennt sein Ziel!«
    »Dieser Triton meint, daß er sein Ziel kennt. Paß mal auf.« Und Dor kniete sich neben dem Wasser nieder. »Ich gehe jede Wette mit dir ein, daß du meine Stimme nicht nachahmen kannst, Wasser!«
    »Ach ja?« fragte das Wasser. Es klang genau wie Dor.
    »He, das ist ja gar nicht schlecht für einen Anfänger. Aber du kannst es bestimmt nicht an mehr als einer Stelle gleichzeitig!«
    »Denkste!« erwiderte das Wasser von zwei Stellen zur gleichen Zeit.
    »Du bist ja noch viel besser, als ich dachte!« gestand Dor kleinlaut. »Aber die wirkliche Herausforderung würde doch darin bestehen, es so gut zu machen, daß ein Dritter nicht unterscheiden kann, wer von uns beiden wer ist. Ich glaube zum Beispiel nicht, daß du diesen Triton dort täuschen könntest.«
    »Diesen Naßnacken?« fragte das Wasser. »Um was willst du wetten, du Blödmann?«
    Dor dachte nach. »Na ja, ich habe nichts, was dir wirklich wertvoll wäre. Aber – ja, das ist es! Du kannst nicht mit anderen Leuten reden, aber du mußt ihnen irgendwie zeigen, wie mächtig du bist. Das könntest du mit diesem Knopf tun.« Er zeigte dem Wasser den Knopf mit der Aufschrift UNBEFUGT/BEFUGT. »Siehst du, hier steht, was du mit Eindringlingen machen kannst. Du kannst es gefährlich und drohend auf deiner Oberfläche schwimmen lassen.«
    »Abgemacht!« sagte das Wasser begierig. »Du versteckst dich, und wenn der alte Dreispitz meiner Stimme folgt statt dir, dann kriege ich den Preis!«
    »Einverstanden«, sagte Dor. »Es würde mir zwar wirklich leid tun, einen solch wertvollen Gegenstand verlieren zu müssen, aber ich glaube ja auch nicht, daß du gewinnen wirst. Du lenkst ihn ab, und ich verstecke mich unter deiner Oberfläche. Wenn er mich nicht findet, bevor ich ertrunken bin, dann gehört der Knopf dir.«
    »He, da ist aber ein logischer Fehler drin!« maulte Grundy. »Wenn du nämlich ertrinken solltest, dann –«
    »Heda, Fischschwanz!« rief eine Stimme am anderen Ende des Grabens. »Ich bin der Trollo aus dem Dschungel!«
    Der Triton, der das Gespräch von weitem teilnahmslos beobachtet hatte, drehte sich abrupt um.
    »Wie? Noch einer?«
    Dor schlüpfte ins Wasser, atmete kurz ein und tauchte unter. Er schwamm mit kräftigen Zügen, ohne von einem Dreizack getroffen zu werden. Als seine Lungen zu schmerzen begannen, spürte er auch schon die Innenwand des Grabens und tauchte wieder auf.
    Er keuchte schwer, und Grundy, der sich an seiner Schulter festgeklammert hatte, tat das gleiche. Der Triton jagte noch immer hin und her, von den Stimmen angelockt. »Hier drüben, du Haischnauze! Nicht hier, du Meerding. Bist du etwa blind, Fischgesicht?«
    Dor kletterte an Land. »In Sicherheit!« rief er. »Du hast gewonnen, Graben, hier ist der Preis. Es tut mir zwar in der Seele weh, mich davon trennen zu müssen, aber du hast es mir ja wirklich gegeben.« Dann warf er den Knopf ins Wasser.
    »Das tu ich doch immer, Blödmann«, sagte das Wasser selbstzufrieden.
    Die Stimmen hörten auf. Der Triton blickte sich um und entdeckte ihn erstaunt. »Wie hast du das denn geschafft? Ich hab’ dich doch durch den ganzen Graben gehetzt!«
    »Das hast du auch«, erwiderte Dor. »Ich bin immer noch ganz außer Atem.«
    »Bist du vielleicht irgend so ein Magier, oder so was?«
    »So könnte man es nennen.«
    »Ach so.«
    Der Triton schwamm wieder davon. Er tat so, als habe er das Interesse verloren.
    Jetzt standen sie vor dem zweiten Hindernis. Zwischen dem Graben und der Schloßmauer befand sich ein schmaler Steinsteg, doch Dor entdeckte keinen erkennbaren Eingang. »So ist das immer«, meinte Grundy altklug. »Eine kahle Mauer. Ein unbelebtes Hindernis. Aber das Schlimmste ist immer drinnen.«
    »Gut zu wissen«, entgegnete Dor. Er merkte, wie er fröstelte, und das lag nicht nur an seiner durchnäßten Kleidung. Langsam begriff er das wahre Ausmaß der Herausforderung, vor die König Trent ihn gestellt hatte. Auf jeder Stufe mußte er seine Fähigkeiten und sein Motiv aufs neue in Frage stellen: Waren Risiko und Anstrengung den Preis wirklich wert? Einer solchen Situation hatte er bisher noch nie gegenübergestanden. Da es hier haufenweise Gegenzauber gab, die den Gegenständen

Weitere Kostenlose Bücher