Zauber-Schloss
ist eine sehr schwierige Entscheidung.«
»Einverstanden«, sagte Grundy. »König Trent muß wohl Ähnliches durchgemacht haben, bevor er Königin Iris heiratete.«
»Lieben Sie ihn?« fragte Dor.
»Ach, ich glaube schon. Siehst du, er ist der erste Mann, der sich je mit mir beschäftigt hat, ohne… na ja, du weißt schon.« Sie deutete mit dem Kopf in eine Ecke. Dort war eine männliche Gestalt zu sehen, die aus Marmor gehauen war.
»Soll das heißen, daß –« fragte Dor aufgeschreckt.
»Nein, ich bin wirklich eine Statue«, antwortete ihm der Stein. »Ein echtes Kunstwerk.«
»Humfrey erlaubt mir keine Versteinerungen«, sagte die Gorgone. »Nicht einmal zur Erinnerung an alte Zeiten. Ich soll hier nur die Dummen ausfindig machen oder die Hasenfüße verjagen. Der Magier antwortet keinen Feiglingen.«
»Dann wird er mir auch nicht antworten«, sagte Dor traurig. »Ich hatte solche Angst –«
»Nein, das ist keine Feigheit. Außer sich vor Angst zu sein und trotzdem weiterzugehen, um zu tun, was getan werden muß – das ist Tapferkeit. Wer nie Angst hat, der ist ein Narr, und wer sich von ihr beherrschen läßt, der ist ein Feigling. Du bist weder das eine noch das andere. Und das gilt auch für dich, Golem. Du hast deinen Freund nicht im Stich gelassen und warst sogar bereit, deinen kostbaren fleischlichen Körper zu riskieren, um ihm zu helfen. Ich glaube schon, daß der Magier euch Antwort geben wird.«
Dor dachte darüber nach. »Besonders tapfer komme ich mir eigentlich nicht vor«, meinte er schließlich. »Alles, was ich getan habe, war, mein Gesicht zu verstecken.«
»Ich gebe zu, es wäre etwas eindrucksvoller gewesen, wenn du die Augen geschlossen und mit mir blind gefochten hättest«, sagte sie. »Oder wenn du einen Spiegel genommen hättest. Wir halten immer mehrere bereit für die Leute, die geistesgegenwärtig genug sind, um die Situation auf diese Weise zu bewältigen. Aber du bist ja noch ein Junge. Die Regeln sind nicht allzu streng.«
»Hmpf, ja«, stimmte Dor ihr zu. Erfreut war er aber nicht gerade.
»Du hättest mich mal sehen sollen, als ich hierher kam«, sagte sie warmherzig. »Ich hatte solche Angst, daß ich mein Gesicht versteckt habe, genau wie du.«
»Wenn du dein Gesicht nicht versteckt hättest, dann hättest du doch jeden zu Stein verwandelt«, warf Grundy ein.
»Ja, das auch.«
»Sag mal«, meinte Grundy, »du hast den Guten Gnom doch schon vor zwölf Jahren kennengelernt. Ich war damals auch dabei, weißt du noch? Wie kommt es, daß du deine Frage erst jetzt stellst?«
»Ich habe meine Insel in der Zeit der Fehlenden Magie verlassen«, sagte sie offen. »Plötzlich gab es in ganz Xanth keinerlei Magie mehr, und die magischen Dinge starben entweder, oder sie wurden mundanisch, und alle alten Zauber hörten auf zu wirken. Ich weiß zwar nicht, warum dem so war –«
»Ich weiß es«, sagte Grundy. »Aber ich darf es nicht verraten. Ich darf nur sagen, daß es nicht wieder vorkommen wird.«
»Alle meine früheren Versteinerungen sind wieder zum Leben erwacht. Da waren ein paar ziemliche Haudegen drunter, weißt du, Trolle und so. Da habe ich es mit der Angst bekommen und bin geflohen. Ich fürchtete, sie könnten mir etwas antun.«
»Das war auch eine sehr vernünftige Befürchtung«, erwiderte Grundy. »Als sie dich nicht erwischen konnten, da sind sie in das Dorf des Magischen Staubes zurückgekehrt, wo die meisten ja auch herkamen. Ich nehme an, daß sie noch immer dort sind. In dem Dorf gab es einen ganzen Haufen äußerst bereitwilliger Frauen, nachdem ihre ganzen Männer so lange weg gewesen waren.«
»Aber als die Magie wiederkehrte, da war der Zauber des Magiers, den er über mein Gesicht verhängt hatte, verschwunden. Das war einer von diesen Einmalzaubern, die nur so lange funktionieren, bis sie unterbrochen werden. Es gibt sehr viele solcher Zauber, meine gehören auch dazu. Also hatte ich mein Gesicht wieder, und… na, ihr wißt schon.«
Dor wußte, was sie meinte, sie hatte wieder damit angefangen, Statuen zu machen.
»Inzwischen wußte ich, was los war«, fuhr sie fort. »Ich war ziemlich naiv gewesen, so abgeschieden auf meiner einsamen Insel, aber langsam lernte ich dazu. Ich wollte nicht wirklich so sein. Da erinnerte ich mich an das, was Humfrey über Mundania gesagt hatte, wo die Magie nicht wirkt – auf diesem Land muß wirklich ein mächtiger Abwehrzauber liegen! –, also bin ich dorthin gegangen. Und er hat recht gehabt. Ich war ein
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