Zauber-Schloss
Roogna zum Scheitern zu bringen.«
Wieder war Dor verwirrt. Er selbst sollte ein Helfershelfer des Gegners sein? Und doch klang alles plötzlich so einleuchtend!
»Aber ich habe den Verdacht«, fuhr Murphy wieder fort, »daß Ihr nicht dazu in der Lage seid, die Geschichte in wesentlichen Punkten zu verändern. Für mich ist die Geschichte eine sehr vielgestaltige Angelegenheit. Sie beugt sich zwar bestimmten Befehlen, behauptet sich schließlich jedoch stets selbst, sobald der Druck wieder nachläßt. Ich bezweifle, daß irgend etwas, das Ihr hier tut, irgendeine Wirkung zeitigen wird, die nach Eurem Fortgang andauert. Aber es wird interessant sein, es zu beobachten.«
Dor schwieg. Dieser Magier hatte ihn gründlich und gekonnt neutralisiert, indem er nichts getan hatte, als zu reden. Das schlimmste war jedoch, daß Murphy möglicherweise recht behalten könnte. Je mehr Dor sich hier in der Welt des Wandteppichs einmischte, um so wahrscheinlicher war es, daß er König Roognas Chancen beeinträchtigte. Also würde er sich so neutral verhalten wie möglich, damit nicht vielleicht sogar seine Hilfestellung sich als verhängnisvoll herausstellen sollte.
Sie tranken ihren Zider aus und kehrten zum König zurück. »Dieser Mann ist tatsächlich ein Magier«, erklärte Murphy. »Aber ich meine, daß er für meine Ziele keine Gefahr darstellt, obwohl er sich auf Eure Seite zu schlagen wünscht. Er wird es so erklären, wie es ihm beliebt.«
Der König blickte Dor fragend an. »Es stimmt«, sagte Dor. »Er hat mir gezeigt, daß jede Hilfeleistung, die ich Euch erbringen könnte… das genaue Gegenteil bewirken könnte. Wir wissen das zwar nicht mit Sicherheit, aber es ist ein ziemliches Risiko. Also muß ich mich zu meinem Bedauern neutral verhalten.« Dor war selbst davon überrascht, wie erwachsen seine Erklärung klang. Vielleicht lag das ja an Murphys Einfluß.
»Also gut«, sagte der König. »Über Murphy läßt sich ja manches sagen, aber an seiner Integrität besteht nicht der geringste Zweifel, sie ist makellos. Da Sie mir schon nicht helfen können – kann ich Ihnen vielleicht behilflich sein?«
»Nur, indem Ihr mir sagt, wo ich den Zombiemeister finde.«
»Oh, von dem werden Sie nichts bekommen«, versicherte der König Dor. »Der hilft niemandem.«
»Das hat mir der Magier Murphy auch gesagt. Und doch ist es sehr wichtig, daß ich ihn spreche. Danach werde ich dieses Land wieder verlassen.«
»Dann warten Sie noch ein paar Tage, bis ich den jetzigen Bauabschnitt des Schlosses fertig habe. Dann kann ich einen Führer und Wächter entbehren, den ich Ihnen als Magier schuldig bin. Der Zombiemeister lebt östlich von hier, mitten im Herzen der Wildnis. Es ist schwierig, dort hinzugelangen.«
Diese Verzögerung war Dor äußerst unlieb, aber er kam zu der Überzeugung, daß es wohl das beste war, auf den Vorschlag einzugehen. Ein Führer und Wächter könnte von Nutzen sein.
Sie gesellten sich zu Millie und Hüpfer. »Der König hat mir eine Stellung gegeben!« rief Millie sofort, als sie sie sah, klatschte in die Hände und wirbelte ihr Haar in einem solch weiten Kreis umher, daß es für einen Augenblick ihr Gesicht verdeckte. »Sobald das Schloß fertig ist.«
»Wenn wir Zeit zum Warten haben«, schnatterte Hüpfer, »dann möchte ich mich für die Gastfreundschaft des Königs damit bedanken, daß ich ihm meine Dienste für die Dauer unseres Hierbleibens anbiete.«
»Äh –« fing Dor zu protestieren an, als er begriff, daß das, was auf ihn zutraf, auch für die Spinne gelten mußte.
»Das ist wirklich sehr freundlich von Ihnen«, sagte König Roogna herzlich. »Ihre junge Dame hat mir berichtet, daß Sie sehr gewandt darin sind, Dinge emporzuheben und herabzulassen. Im Augenblick benötigen wir eine solche Hilfe sehr dringend. Ruhen Sie sich heute nacht aus, morgen früh können Sie sich dann meiner kräftigen, ausdauernden Zentaurenmannschaft anschließen.«
Murphy blickte Dor bedeutungsvoll an. Der Feindmagier war es zufrieden, auf diese Weise seine Einschätzung der Lage überprüfen zu können. Und Dor – mußte auch zufrieden sein. Vielleicht hatte Murphy sich ja auch geirrt. Sie konnten es sich gar nicht leisten, davon auszugehen, daß er recht hatte, wenn das nicht der Fall sein sollte. Also verhielt Dor sich schweigend, um weder den König noch Hüpfer unnötig zu beunruhigen. Schweigend, aber keineswegs unbesorgt.
Der König speiste sie durchaus köstlich mit Pasteten von einem
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