Zauber-Schloss
kommen!«
Dor wurde ärgerlich. »Ihr dürft nicht so mit ihm reden! Hüpfer ist keine Fliege, er frißt Fliegen! Er kann alle Pferdebremsen weghalten –«
»Ungezieferfreund!« bellte der Aufseher. »Du bist ja genauso schlimm wie der! Paß bloß auf, daß ich euch beide nicht in Grund und Boden stampfe!«
»Jau! Jau!« riefen die anderen Zentauren und stampften mit ihren Hufen auf den Boden.
Hüpfer schnatterte. »Diese Wesen sind feindselig. Wir werden gehen.« Er wandte sich ab und ging.
Dor folgte ihm, aber mit jedem Schritt wurde er wütender. »Sie haben kein Recht dazu! Der König braucht Hilfe!« Doch gleichzeitig mußte er sich fragen, ob das nicht vielleicht sogar besser so war. Wenn Hüpfer nicht mitmachen durfte, dann konnte Murphys Fluch auch nicht wirksam werden, oder? Sie würden also den Gang der Geschichte nicht verändern.
Bald standen sie wieder vor dem königlichen Zelt. Der König stand draußen neben einem Teich, in dem ein kleiner Wasserdrache gefangen war. Das Ding schnaubte wütend und peitschte das Wasser mit seinem Schwanz, doch Roogna schien sich deswegen keine Sorgen zu machen. »Kletter jetzt auf dieses Dachmaterial«, sagte er zu dem Drachen. »Nähe erleichtert die Anpassung.« Da erblickte er Dor und Hüpfer. »Probleme an der Baustelle?«
Dor versuchte, zivilisiert zu reagieren, aber er platzte fast vor Wut. »Die Zentauren wollen nicht, daß Hüpfer dort arbeitet! Sie sagen, er sei… anders!«
»Das stimmt ja auch«, schnatterte Hüpfer.
Bisher hatte König Roogna den Eindruck eines ausgeglichenen, harmlosen Mannes gemacht. Das änderte sich jetzt. Er richtete sich auf, und sein Kiefer verspannte sich. »Eine solche Einstellung werde ich in meinem Königreich nicht dulden!« Er schnippte mit den Fingern, und einen Augenblick später erschien ein Flugdrache: ein wunderschönes Geschöpf, das einen rostfreien Stahlpanzer, polierte Klauen und eine lange Schnauze besaß, mit deren Hilfe es auch auf größere Entfernung zielgenau Feuer speien konnte. »Drache, es scheint mir, daß meine Arbeitsmannschaft aufmüpfig wird. Hol deine Abordnung und –«
Hüpfer schnatterte heftig. »Nein, Euer Majestät!« übersetzte das Netz und zerfetzte sich fast selbst vor Anstrengung, die heftige Reaktion der Spinne wiederzugeben. »Verpaßt Euren Arbeitern keinen Denkzettel. Sie sind nicht unwissender als meine Rasse, und sie leisten nützliche, notwendige Arbeit. Es tut mir leid, daß ich Unannehmlichkeiten provoziert habe.«
»Unannehmlichkeiten? Indem Sie Ihre Hilfe angeboten haben?« Die Braue des Königs stand noch immer auf Sturm. »Dann muß ich ihnen wenigstens mit meiner Magie eine Lehre erteilen. Zentauren brauchen nicht unbedingt diese prächtigen Schweife, mit denen man Fliegen und Bremsen davonwedeln kann. Ich kann sie in Echsenschwänze umwandeln, mit denen man prächtig zwischen Felsspalten hindurchschlüpfen kann. Das wird ihrer verdammten Arroganz einen Dämpfer aufsetzen!«
»Nein!« Hüpfer protestierte noch immer. »Laßt es nicht zu, daß der Fluch Eure Urteilsfähigkeit beeinträchtigt.«
Roognas Augen weiteten sich. »Murphy! Natürlich haben Sie recht! Das ist sein Werk! Wenn Fremdenhaß ein Hemmnis darstellen kann, dann tut er es auch!«
Dor war ebenfalls überrascht. Das war es, ganz bestimmt! Der Magier Murphy hatte einen Fluch über den Bau des Schlosses verhängt, und Hüpfers Angebot hatte ihn ausgelöst. Die Zentauren traf gar keine wirkliche Schuld.
»Sie sind ein vernünftiges, großzügiges Wesen«, sagte der König zu Hüpfer. »Da Sie sich für die einsetzen, die Ihnen Unrecht tun, muß ich wohl auf Vergeltung verzichten. Ich bedaure die Notwendigkeit und das Unrecht, das Ihnen angetan wurde, aber es sieht ganz danach aus, als sei ich außerstande, Ihr freundliches Angebot der Hilfeleistung anzunehmen!« Mit einer gütigen, abwesend wirkenden Geste entließ er den Flugdrachen. »Die Zentauren sind Verbündete, nicht Diener. Sie arbeiten am Schloß, weil sie sich darauf am besten verstehen. Ich habe ihnen dafür ebenfalls verschiedene Gefallen getan. Ich bedaure, daß ich meine Selbstbeherrschung verloren habe. Bitte fühlen Sie sich hier wie zu Hause, bis ich Ihnen einen Begleiter zur Verfügung stellen kann. Bis dahin dürfen Sie mir gern Gesellschaft leisten und zusehen, wie ich arbeite. Ich hoffe allerdings, daß Sie meine Konzentration nicht durch närrische Fragen stören werden.«
Sie ließen sich nieder, um dem König bei der Arbeit
Weitere Kostenlose Bücher