Zauber-Schloss
wie das meiner ganzen Rasse, besteht im Spinnen von Seide.«
Schließlich war der Neuankömmling an der Reihe. »Und ich bin der Magier Murphy. Mein Talent besteht darin, Sachen schiefgehen zu lassen. Ich bin das größte Hindernis auf Roognas Weg zur Macht und sein Hauptrivale um die Herrschaft über Xanth.«
Dors Kieferlade klappte herunter. »Ihr seid der Feindmagier? Hier beim König?«
König Roogna lachte. »Wo wäre er auch besser aufgehoben? Es stimmt zwar, daß wir einander bekämpfen, aber das ist nur eine Frage der Politik. In der Regel üben Magier ihre Magie nicht unmittelbar gegeneinander aus. Wir ziehen es vor, unsere Macht etwas kultivierter unter Beweis zu stellen. In dieser Angelegenheit sind wir dabei, unsere Kräfte zu messen, und zwar folgendermaßen: Wenn ich Schloß Roogna fertigbaue, bevor das Jahr um ist, dann wird Murphy mir den Thron unangefochten überlassen. Scheitere ich, dann danke ich ab, und da es im Augenblick keinen anderen geeigneten Magier gibt, der das Amt übernehmen könnte, wird Murphy aus der darauffolgenden Anarchie vermutlich als Sieger hervorgehen. Bis dahin teilen wir uns kameradschaftlich unsere Stellung. Es ist ein ganz angenehmes Arrangement.«
»Aber –« Dor war entsetzt. »Ihr tut ja so, als wäre das Wohlergehen Xanths nur ein Spiel!«
Der König schüttelte ernst den Kopf. »Kein Spiel, Magier Dor. Wir sind völlig ernsthaft bei der Sache. Aber wir genießen auch die Ehre und den Ruhm. Wenn einer von uns einen Krieg gewinnen kann, dann kann er es gewiß nach den Regeln menschlichen Verhaltens. Das ist zivilisierte Kriegführung.«
Hüpfer schnatterte: »Jetzt kommt aber eine unzivilisierte Kriegführung auf Euch zu«, übersetzte das Netz. »Die Harpyien und die Kobolde ziehen ihre Streitkräfte zusammen, um sich gegenseitig auszurotten.«
Murphy lächelt. »Spinne, Ihr verratet mein Geheimnis!«
»Wenn irgend etwas schiefgehen kann, dann wird es das auch«, sagte Dor. »Ihr meint, daß der Krieg zwischen den Ungeheuern Euer Werk ist?«
»Ganz und gar nicht, Magier«, widersprach der Feind. »Der Krieg der Ungeheuer hat seine Wurzeln lange vor unserer Zeit, und er wird uns zweifellos auch noch überdauern. Mein Talent kann nur dazu beitragen, daß er auf heftigste Weise zu einer Zeit ausbricht, die Roogna am wenigsten genehm ist.«
»Und wir brauchen wohl nicht erst zu raten, wo sich die beiden Armeen zufällig treffen werden«, rief König Roogna und blickte zu dem unfertigen Schloß hinüber.
»Es sollte eine Überraschung werden«, meinte Murphy etwas enttäuscht. »Das hätte Euch daran gehindert, Eure Truppen rechtzeitig zu mobilisieren, um das Schloß zu verteidigen. Wenn diese Besucher nicht gekommen wären, dann wäre wahrscheinlich alles ahnungslos geblieben.«
»Dann hat Ihr Talent diesmal Sie zur Strecke gebracht!« sagte Millie.
»Mein Talent ist nicht gegen den Einfluß anderer Magier gefeit«, sagte Murphy. »Die Verästelungen der Auswirkung eines Magiertalents erstrecken sich viel weiter, als es auf den ersten Blick den Anschein haben mag. Wenn sich ein anderer Magier gegen mich stellen sollte, dann würde mein Talent das spüren, egal um was für ein Talent es sich bei der Gegenseite handeln mag. Und jetzt sieht es ganz so aus, als sei ein weiterer Magier auf die Bühne getreten. Man wird Zeit brauchen, um die Konsequenzen, die sich daraus ergeben, zu überdenken.«
Murphy musterte Dor mit beunruhigender Eindringlichkeit. »Mein Herr, ich würde Euch gerne näher kennenlernen. Würdet Ihr wohl so freundlich sein, meine Gastfreundschaft in Anspruch zu nehmen, solange Ihr hier zu bleiben wünscht, oder so lange, bis wir alle vor den tobenden Ungeheuern im Schloß Zuflucht suchen? Wir hatten gedacht, daß es gegenwärtig in Xanth keine unbekannten Magier gebe.«
»›Mein Herr‹?« schnatterte Hüpfer. Er hatte immer noch seine Schwierigkeiten mit diesem Titel, seit er einmal seine Wirkung hatte beobachten können.
»Aber Ihr seid doch der Feind!« protestierte Dor.
»Gehen Sie ruhig mit ihm«, meinte Roogna. »Im Augenblick kann ich leider keine drei Personen bei mir unterbringen, obwohl das Schloß ja bald fertig sein wird. Die Maid kann bei meiner Frau bleiben, und die Spinne ist vermutlich am glücklichsten, wenn sie von einem Baum herabhängen darf. Ich versichere Ihnen, daß Murphy Ihnen keinen Schaden zufügen wird, Dor. Den Spielregeln unseres Wettbewerbs zufolge ist es sein gutes Recht, sich genaue Kenntnis über die
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