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Zauber-Suche

Titel: Zauber-Suche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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zuckenden Scheren in der Sonne lagen. Mitleidig schob er sie sanft mit dem Fuß in den Schatten. Arme kleine Dinger!
    Da erkannte er sie. Das waren ja Nickelfüßler, ihrer Magie beraubt! Wie tief sie gefallen waren!
    Doch als er sich vom letzten Greifarm des Gewirrbaums auf die Oberfläche schwang, mußte er feststellen, daß sie ihm unvertraut war. Die Spalte verlief in Nord-Süd-Richtung, es sei denn, der Verlust der Magie hatte irgendwie die Sonnenbahn umgekehrt. Das mußte eine andere Schlucht sein, nicht die Spalte. Also hatte er sich doch verlaufen.
    Als er darüber nachdachte, kam er zu dem Schluß, daß er sich wahrscheinlich südlich der Spalte befand, also auch südlich des Palastes. Deshalb war es wohl das beste, sich in nördlicher Richtung in Bewegung zu setzen, bis er an die Spalte oder ein anderes bekanntes Landschaftsmerkmal gelangte.
    Die Reise war schwieriger als erwartet. Zwar gab es keinerlei feindliche, hindernde Magie, aber eben auch keine freundliche, fördernde Magie. Die Landschaft hatte sich grundlegend verändert und war mundanisch geworden. Es gab weder fliegendes Obst noch Schuhbäume oder Jeansbüsche, so daß er seine zerlumpte Kleidung nicht erneuern konnte. Auch Wassermelonen zum Trinken waren nicht zu sehen, so daß er sich nach gewöhnlicher Nahrung und nach gewöhnlichem Wasser umsehen mußte. Und dabei wußte er kaum, wonach er Ausschau halten sollte. Die Tiere, vom Verlust ihrer Magie wie betäubt, mieden ihn. Sie waren nicht so klug zu begreifen, daß er ja auch seiner Magie entledigt worden war. Das war ein echter Segen.
    Es war später Nachmittag. Er wußte nicht, wie viele Stunden oder gar Tage er unter der Oberfläche verbracht hatte, doch hier konnte er sich wenigstens am Lauf der Sonne orientieren. Er würde die Nacht im Wald verbringen müssen. Das war offenbar ungefährlich. Er konnte ja auf einen Baum steigen.
    Er hielt Ausschau nach einem geeigneten Baum. Viele der Bäume dieses Waldes schienen abgestorben zu sein. Vielleicht schliefen sie auch nur in diesem Winter der fehlenden Magie. Es würde möglicherweise Monate oder sogar Jahre dauern, bis man das volle Ausmaß dieses Winters erkannte. Einige der Bäume gediehen gut. Das mußten mundanische Arten sein, die nun in keinem Konkurrenzkampf mit der Magie mehr standen.
    War es besser, auf einen gesunden mundanischen oder auf einen abgestorbenen magischen Baum zu steigen?
    Bink zitterte. Es wurde langsam kühl, und er konnte keine Deckenbüsche ausmachen. Doch es war nicht nur die Kälte, die ihn erschauern ließ. Er war müde und einsam und voller Reue. Morgen würde er seinen Freunden im Palast gegenübertreten müssen, um ihnen zu gestehen –
    Doch bestimmt ahnten sie bereits, daß alles seine Schuld war. Nicht die Beichte machte ihm Sorgen, sondern die Strafe. Juwel war klug genug gewesen, ihn zu meiden: Zu Hause stand ihm keine Zukunft mehr offen.
    Die Gegend kam ihm entfernt vertraut vor. Durchs Unterholz führten Pfade wie von Ameisenlöwen und –
    »Das ist es!« rief er plötzlich. »Hier sind wir auf den magischen Pfad zum Dorf des Magischen Staubes gekommen!«
    Er spähte durch das schüttere Laubwerk über seinem Kopf. Da war er ja: ein Pfad aus Stämmen und Schlingpflanzen, der von den strammsten Ästen herabhing. Er führte zwar nicht in Loopings durch die Luft, aber schließlich war er ja auch nicht mehr magisch.
    Er kletterte an der niedrigsten Stelle empor und betrat den Hängepfad. Das Ding wirkte gefährlich und unsicher, sackte unter seinem Gewicht nach unten und schwang bedrohlich hin und her, brach aber nicht durch. So gelangte er schließlich zum Dorf.
    Er hatte eine Szene der Niedergeschlagenheit erwartet, doch statt dessen schien das ganze Dorf fröhlich zu feiern. Wieder loderte ein großes Freudenfeuer, Männer und Frauen aller Art tanzten drumherum.
    Männer? Wie waren die denn hierhergekommen? Das hier war doch ein Frauendorf!
    Bink schritt auf die Gruppe zu und suchte nach Trolla, der Anführerin.
    Ein Mann erblickte ihn, als er eben vom Hängepfad herunterstieg. »Hallo, Freund!« rief der Mann. »Willkommen daheim! Wer ist denn deine Witwe?«
    »Witwe?« fragte Bink verständnislos.
    »Deine Frau – bevor die Gorgone dich erwischt hat. Sie wird froh sein, dich wiederzusehen.«
    Die Gorgone! Plötzlich begriff Bink, was gemeint war. »Ihr seid die Steinmänner! Befreit durch den Verlust der Magie!«
    »Ja, du denn nicht?« Der Mann lachte. »Dann sprichst du wohl besser mit dem

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