Zauber-Suche
können, und für eine größere Zahl von Angreifern war die Höhle zu klein. Deshalb hielten sie sich fern – aber sie gaben nicht auf.
»Ich glaube, sie wissen, daß ich den Dämon befreit habe«, murmelte Bink. »Jetzt wollen sie Rache üben. Ich kann es ihnen nicht verdenken.«
»Du hast getan, was du für richtig gehalten hast!« sagte Juwel empört.
Er legte den Arm um ihre schlanke Hüfte. »Und du tust auch, was du für richtig hältst, indem du mir dabei hilfst, zur Oberfläche zurückzufinden – obwohl wir beide wissen, daß ich falsch gehandelt habe. Ich habe die Magie von Xanth zerstört.«
»Nein, du hast nicht falsch gehandelt«, sagte sie. »Du hast Mitleid für den Dämon gehabt und –«
Er drückte sie fester. »Danke, daß du das sagst. Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich –« Er brach ab. »Ich hatte es ja ganz vergessen! Ich bin ja gar nicht mehr in dich verliebt!«
»Es macht mir auch so nichts aus«, meinte sie. Doch er nahm verlegen den Arm zurück. Er hörte das böse Kichern eines Kobolds, hob einen Stein und warf ihn nach dem Wesen. Aber er verfehlte es natürlich.
Bink sammelte eine Anzahl Steine und warf sie auf jeden Kobold, den er erblickte. Mit der Zeit wurde er immer treffsicherer, so daß die Kobolde weiter zurückwichen. Steine hatten eine ganz besondere Magie an sich, die mit echter Magie nichts zu tun hatte. Sie waren hart und scharf und zahlreich, und Bink konnte wesentlich besser zielen als jeder Kobold. Trotzdem gaben sie nicht auf. Beauregards Warnung war keine Übertreibung gewesen: Solch mutigen und zähen Kobolden war er noch nie zuvor begegnet.
Bink hätte gerne Rast gemacht, weil er sehr müde war, aber das konnte er nicht riskieren. Wenn er ruhte, könnte er einschlafen, und das wiederum könnte zu einer Katastrophe führen. Natürlich hätte Juwel solange Wache halten können, aber sie war schließlich nur eine Nymphe oder, genauer, eine junge Frau, und er fürchtete, daß die Kobolde sie überrumpeln würden. In den Händen der Kobolde drohte ihr ein noch wesentlich schlimmeres Schicksal als ihm.
Verstohlen blickte er sie an. Dieser harte Marsch forderte bereits seine Opfer. Ihr Haar hatte seinen ursprünglichen Schimmer verloren und hing in glanzlosen Strähnen herab. Sie erinnerte ihn irgendwie an Chamäleon – aber nicht in ihrer Schönheitsphase.
Langsam kamen sie voran. Als sie sich der Oberfläche näherten, wurde der Anstieg immer beschwerlicher. »Mit der Oberwelt gibt es kaum Verbindung«, sagte Juwel keuchend. »Das hier ist der beste Weg, aber wie man ihn ohne Flügel oder Seile bezwingt, weiß ich auch nicht.«
Bink wußte es auch nicht. Wenn dies ein geeigneter Weg gewesen wäre, hätte Crombies Talent ihn beim Einstieg angezeigt. Durch einen Riß im Boden über ihren Köpfen war der Tageshimmel zu erkennen, doch die Wände ragten steil von unten nach oben und waren feucht und glitschig. Ohne Magie war es unmöglich, hier hochzuklettern.
»Wir können hier nicht lange bleiben«, sagte Juwel beunruhigt. »Vor dem Eingang steht ein Gewirrbaum, und seine Wurzeln können ziemlich zornig werden.« Erschrocken hielt sie inne. »Immer der gleiche Fehler! Ohne Magie –«
Deshalb hatte Crombie diesen Weg also auch nicht angezeigt. Ein Greifer! Aber die böse Magie war nun zusammen mit der guten verschwunden. »Los!« rief er.
Er entdeckte die Wurzeln des Greifers und riß sie aus dem Gestein. Dort, wo sie sich nicht mühelos herausreißen ließen, schnitt er sie ab. Schnell verknüpfte er sie zu einem kräftigen, wenn auch zottigen Seil. Greiferwurzeln waren belastbar, denn sie dienten dazu, ihre um sich schlagenden Opfer schnell auszuschalten. Keine Frage: Dieses Seil würde sein Gewicht mit Sicherheit halten!
»Aber wie bekommen wir es oben fest?« fragte Juwel ängstlich.
»Da oben ist ein großer Wurzelstamm, der die schmalste Stelle kreuzt«, sagte Bink.
Sie blickte empor. »Der ist mir ja noch nie aufgefallen, obwohl ich schon oft hier war, um den Greifer zu ärgern und um davon zu träumen, wie er wohl auf der Oberfläche aussieht. Du hast wirklich eine gute Beobachtungsgabe.«
»Und du machst wirklich nette Komplimente. Diesmal wirst du die Welt auf der Oberfläche sehen. Ich werde dich erst verlassen, wenn du in sicheren Händen bist. Vielleicht im Dorf des Magischen Staubes.«
Sie wandte wortlos den Blick ab. Besorgt blickte er sie durch den Rauch des glimmenden Krautseils an. »Was ist? Habe ich etwas Verkehrtes gesagt?«
Sie
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