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Zauber-Suche

Titel: Zauber-Suche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Pasteten und verschiedensten Getränken. Chester war gerade dabei, sich vollzustopfen. Bink schritt um den Tisch, auf der Suche nach etwas Interessantem. Als er sich der Jubiläumstorte näherte, zischte die Marinadekatze ihn warnend an. Sie hatte einen Katzenkörper und eine grüne, stachelige Schnauze wie eine marinierte Gurke, und ihre Augen waren feucht von Salzwasser. Einen Augenblick lang war er versucht, seine Magie gegen ihre zu stellen. Magie konnte ihm nichts anhaben, und doch würde das Katzenvieh sicherlich versuchen, ihn einzulegen. Was würde dann wohl geschehen?
    Doch nein – er war schließlich kein jugendlicher Draufgänger, der sich mit närrischen Herausforderungen beweisen mußte. Warum sollte er seinem Talent unnötige Mühe bereiten?
    Er entdeckte einen Lächelkeks und hob ihn auf. Als er ihn an seinen Mund führte, verwandelte sich das Lächeln in ein entsetztes O. Bink zögerte. Er wußte zwar, daß dies nur mal wieder eine der Illusionen der Königin war, dennoch mochte er nicht hineinbeißen. Der Keks zog eine Grimasse, offenbar in Erwartung seines grausigen Endes. Als der Biß schließlich ausblieb, öffnete er langsam ein Zuckergußauge.
    »Hier, Pussy, nimm du ihn«, sagte Bink und reichte dem angebundenen Wesen den Keks. Ein leises Zupp!, und der Keks war mariniert, mit einem geöffneten und einem geschlossenen Auge. Nun stank er nach Salzlake. Er legte ihn auf den Boden, und die Marinadekatze kroch hervor und nahm den Keks ins Maul. Bink war plötzlich nicht mehr hungrig.
    »Ihr Zauber ist krank«, sagte eine Frau neben ihm. Es war die alte Zauberdoktorin, die ihre unerwartete Teilnahme am Fest sichtlich genoß. Theoretisch war das Fest für jeden offen, doch die wenigsten Feld-Wald-und-Wiesen-Bürger hatten den Mut, daran teilzunehmen. »Aber er ist zu stark, als daß ich ihn heilen könnte. Sind Sie ein Magier?«
    »Nein, nur ein stark talentierter Niemand«, sagte Bink und wünschte, es wäre wirklich so spaßig, wie es sich anhören sollte.
    Sie konzentrierte sich. »Nein, ich habe mich geirrt. Ihr Zauber ist gar nicht krank, er ist nur blockiert. Ich glaube, ihm fehlt es an Übung. Haben Sie Ihr Talent im letzten Jahr viel benutzt?«
    »Ein bißchen«, sagte Bink und dachte an seine knappe Rettung von den Grabenungeheuern. »Nicht viel.«
    »Man muß seine Magie gebrauchen, sonst verliert man sie«, sagte sie weise.
    »Aber wenn man keine Gelegenheit dazu hat?«
    »Es gibt immer eine Gelegenheit – in Xanth.«
    Das erschien ihm kaum als zutreffend, zumindest nicht hier im Palast. Sein Talent schützte ihn vor den meisten Bedrohungen – aber das tat die Gunst des Königs auch.Deshalb kam sein Talent vielleicht tatsächlich aus der Übung und schlaffte ab. Sein Kampf mit dem belebten Schwert war die erste echte Gelegenheit seit langem für ihn gewesen, sein Talent anzuwenden, und selbst dann hatte er versucht, es zu vermeiden. Also hatte er praktisch nur seine Schwimmpartie im Graben vorzuweisen. Er war immer noch etwas feucht am Leib, doch die Unterseedekoration verdeckte dies. Mußte er tatsächlich die Gefahr suchen, um sein Talent bei Gesundheit zu halten? Das wäre wirklich eine Ironie des Schicksals.
    Die Frau zuckte die Schultern und ging weiter, um neue Köstlichkeiten zu probieren. Bink blickte sich um – und sah in Millies gespenstische Augen.
    Er ging auf sie zu. »Wie läuft’s?« fragte er höflich.
    Aus großer Nähe konnte man das Gespenst gut verstehen. Vielleicht war es eine Hilfe, daß Millie ihre weißen Lippen beim Sprechen bewegte. »Es ist alles so aufregend!« flüsterte sie. »Wieder vollständig und ganz sein zu dürfen!«
    »Bist du sicher, daß es sich lohnt, sterblich zu sein?« fragte er. »Manchmal wird ein Traum ja wahr, und das versauert einem dann das ganze Leben.« Für wen hatte er das gesagt – für Millie oder für sich selbst?
    Sie blickte ihn voller Sympathie an. Er konnte die anderen Gäste hinter ihr umhergehen sehen, denn sie war durchsichtig. Es war nicht ganz einfach, sich auf sie zu konzentrieren. Und doch war sie schön, auf eine ganz aparte Weise: nicht nur ihr Gesicht und ihre Figur, sondern auch ihr nettes Wesen und ihre Anteilnahme. Millie hatte Chamäleon viel geholfen, hatte ihr gezeigt, wo was lag, welche Früchte eßbar waren und welche nicht, hatte das Schloßprotokoll erläutert. Millie war es gewesen, die Bink ungewollt eine andere Seite des Magiers Trent offenbart hatte, damals, als Bink den Mann noch für böse gehalten

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