Zauber-Suche
Bouillonsaft herausziehen, und nur eine süße Grünelfe kann einem Süßholz beschaffen. Woher hast du das bloß?«
Der Oger lächelte. Selbst im Halbdunkel war der Effekt nervenzerrüttend. »Ich hab’ Elfen, die tun mir helfen«, übersetzte der Golem. Knacks hob ein Holzscheit vom Stapel und hielt es über den Kessel. Mit einer einzigen Drehbewegung wrang er das Scheit wie ein feuchtes Handtuch aus. Ein dünnes rotes Rinnsal tropfte in den Kessel. Als das Scheit ausgewrungen war, zerriffelte es der Oger in seine Bestandteile und warf sie ins Feuer, wo sie munter aufflackerten. Na ja, so konnte man Riffelholz natürlich auch verbrennen!
Noch nie hatte Bink eine solche Zurschaustellung roher Kraft erlebt. Statt eines Kommentars fischte er die Fliege aus der Brühe, stippte einen Finger in seinen sich abkühlenden Pudding und führte einen sahnigen Klumpen an die Lippen. Er schmeckte köstlich. »So etwas Gutes habe ich ja noch nie gegessen!« rief er erstaunt.
»Du sagst das, Bink. Du meinst: schön stink!« erwiderte Knacks geschmeichelt.
Crombie krächzte, während er in seiner Schüssel herumpickte. »Mag sein, daß du stinkst. Das Zeug hier ist jedenfalls großartig«, dolmetschte der Golem.
Knacks, den das doppelte Kompliment sichtlich freute, bediente sich selbst, indem er sich eine brodelnde Handvoll ohne Umwege in sein aufgerissenes Maul stopfte. Er leckte sich die Finger und schaufelte sich einen neuen Klumpen hinein. Als die anderen fertig waren, füllte er ihre Schüsseln mit derselben Pranke. Keiner wagte zu protestieren. Aber welche magischen Mikroben würden diese gewaltige Hitze schon überleben?
Nach dem Essen ließen sie sich auf dem Stroh nieder. Die anderen schienen gleich einschlafen zu wollen, doch Bink war beunruhigt. Kurz darauf hatte er es. »Sag mal, Knacks, bei uns bedankt man sich für Gastfreundschaft mit irgendeiner Gegenleistung. Was können wir für dich tun, um uns für dieses tolle Essen und die Unterkunft erkenntlich zu zeigen?«
»Ja, stimmt«, meinte Chester. »Sollen wir ein bißchen Holz für dich hacken oder so?«
»Holz nicht gut – schon ganz kaputt«, grunzte der Oger. Er hieb mit der Faust auf ein Scheit und zersplitterte es mühelos. Nein, da brauchte er wohl keine Hilfe.
Crombie krächzte. »Vogelschnabel meint, er könnte zeigen, wo sich was befindet. Was willst du wissen, Felsnase?«
»Schlaf, du Aff!« brummte Knacks.
»Erst wenn wir uns erkenntlich gezeigt haben«, beharrte Bink.
»Bin drauf nicht scharf, da kein Bedarf!« Knacks nahm eine Handvoll Stroh auf, drückte es zusammen und benutzte den daraus entstandenen Stab als Zahnstocher.
Chester riet ausnahmsweise einmal zur Vorsicht. »Wir können ihm doch keine Dienstleistung aufdrängen, die er gar nicht haben will!«
»Vielleicht weiß er gar nicht, was er haben will«, meinte Bink. »Wir müssen den Ehrenkodex erfüllen.«
»Du bist aber wirklich ein sturer Bock«, meinte Grundy, der sich ausnahmsweise einmal persönlich zu Wort meldete. »Warum willst du denn Ärger aufstochern?«
»Es ist eine Frage des Prinzips«, meinte Bink verunsichert. »Crombie, kannst du uns zeigen, wo das ist, was Knacks sich wünscht?«
Der Greif krächzte bejahend, wirbelte herum bis das Stroh emporgeweht wurde und zeigte – auf den Guten Magier Humfrey, der in einer Ecke vor sich hin döste, einen Strohhalm auf dem Kopf.
»Vergiß es«, fauchte Humfrey schläfrig. »Ich bin nicht für den Verzehr freigegeben.«
»Aber er ist doch Vegetarier!« erinnerte Bink ihn. »Er will Sie unmöglich fressen. Vielleicht möchte er Ihnen eine Frage stellen.«
»Aber nicht für eine einzige schäbige Übernachtung! Dafür muß er mir einen Jahresdienst ableisten.«
»Hab’ keine Fragen, nichts zu sagen«, grunzte der Oger.
»Offenbar wollen wir unserem Gastgeber doch etwas aufdrängen«, sagte Chester mit erstaunlicher Diplomatie. Knacksens Kraft hatte ihn offenbar stark beeindruckt.
»Es gibt irgend etwas, das Knacks haben will, und wenn er es selbst nicht weiß«, sagte Bink. »Es ist unsere Pflicht, es für ihn zu finden.« Keiner brachte irgendeinen Einwand dagegen vor, obwohl er davon überzeugt war, daß alle lieber das Thema gewechselt hätten. »Crombie, vielleicht will er ja gar nicht den Magier, sondern irgend etwas am Magier. Wo hast du genau hingezeigt?«
Crombie krächzte müde und resigniert. Wieder zeigte er. »Da!« sagte Bink. »Irgend etwas in seinem Schoß.« Dann hielt er verlegen inne. »Äh,
Weitere Kostenlose Bücher