Zauber-Suche
äh, Frage käme?«
Der Oger antwortete mit einer Grunz- und Schnaubsalve und knirschte heftig mit seinen gelben Zähnen. Der Golem hatte seine liebe Mühe, Schritt zu halten, erwies sich aber als in Hochform:
»Es war ein herrlich mieser Tag, so wie ihn jeder Oger mag. Ich suchte was eklig Schönes zu fressen und hatte den Weg schon ganz vergessen. Ich komm’ in ‘nen großen Urwald rein, mit Bäumen so hoch, ich fühl’ mich ganz klein. Da hab’ ich ein schönes Schloß geschaut, das war ganz aus alten Knochen gebaut. Drin war ein Brunnen voll mit Blut, da hab’ ich gedacht, das schmeckt sicher gut. Ich stampfte also zum Burghof hin, da sah ich ‘ne liebliche Ogerin. Haare wie Disteln, Haut wie Eiter, da weiß kein Zombie vor Neid noch weiter. Sie stank aus dem Mund wie altes Aas, der Geruch war so doll, daß ich mich vergaß. Ich gab ihr eins mit der Faust vor die Rübe, so erklären wir Oger unsere Liebe. Dann hab’ ich sie mir am Bein gepackt und hab’ mein Schätzchen eingesackt. Doch die Leute da fanden das Stück beschissen und haben uns mit faulen Äpfeln beschmissen. Sie machten so ‘n Krach, der weckte gleich die Ungeheuer vom Strudelteich. Die hatten das Schloß in Schlaf versenkt und fühlten sich wohl durch den Lärm gekränkt. Sie schickten uns einen gewaltigen Fluch, da hab’ ich gedacht, jetzt ist es genug. Ich hab’ noch versucht, ihm auszuweichen, doch mit dem Weib auf’m Rücken konnt’ ich nur schleichen. Dann ist der Fluch doch explodiert und hat den ganzen Wald ruiniert. Ich hab’ mich auf die Socken gemacht und nicht mehr an die Schlampe gedacht. Jetzt liegt sie dort, wie vor’n Kopf gehauen – und ich weiß nicht: Soll ich mich trauen?«
Die anderen saßen schweigend da und verdauten erst einmal diese außergewöhnliche Erzählung. Schließlich krächzte Crombie: »Das war ja ein gewaltiges Abenteuer und eine beeindruckende Romanze«, übersetzte Grundy für ihn. »Auch wenn ich verstehe, wie sehr du deine Freundin schätzt, kann ich aus eigener Erfahrung nur sagen, daß alle Frauen höllische Geschöpfe sind, deren oberster Lebenszweck darin besteht, die Männer zu täuschen, in die Falle zu locken und ihnen das Leben schwer zu machen. Deshalb –«
Der Oger unterbrach den Greif mitten in einem Krächzer. »Hihihihi, hihihihi!« übersetzte Grundy und hielt dann selbstvor Überraschung inne. »Jawohl, dann geh’ ich und hole sie!«
Chester lächelte. »Trotz der Empfehlung meines Freundes muß ich doch eine kleine Warnung aussprechen. Egal wie sehr die Stute dem Hengst auch das Leben zur Hölle machen mag und wie unvernünftig sie sonst ist, kommt doch stets einmal die Zeit, da sie ihr erstes Fohlen wirft. Dann verliert die Dame plötzlich jegliches Interesse –«
»Und keift nicht mehr? Oh, Leben schwer!« grunzte Knacks enttäuscht.
»Aber nach einer Weile«, sagte Bink, »wird sie wieder normal, oft mit sagenhaft spitzer Zunge. Ich würde jedenfalls sagen, daß ein bißchen Nörgeln und Keifen immer noch besser sind als kein Nörgeln und Keifen. Also schlage ich dir vor, daß du deine Schöne weckst und ihr Gelegenheit gibst, dir das Leben herrlich schwer zu machen.«
Die Augen des Ogers leuchteten plötzlich wie Fackeln.
»Dem kann ich mich nur anschließen«, meinte Beauregard. »Dieses Gespräch hat mir einige höchst faszinierende Einsichten in das Wesen menschlicher, tierischer und ogrischer Gefühle beschert. Was für den Menschen Nörgeln ist, ist für den Oger Liebesgeflüster. Das wird einen hübschen Schluß für
meine Dissertation abgeben.«
»Für deine was?« fragte Bink.
»Meine Doktorarbeit über die Schwächen intelligenten Lebens auf der Oberfläche von Xanth«, erklärte Beauregard. »Ich wollte Informationen von dem menschlichen Magier Humfrey haben, und er hat mir versichert, daß ich beim Dienst in seiner Flasche alle Einsichten erlangen würde, die ich benötige, weil man das Wesen eines Menschen am besten durch die Fragen erkennt, die er für am wichtigsten hält. Dem war auch so, und nun ist mir mein Titel so gut wie sicher. Das wird mich qualifizieren, eine ständige Bindung mit meiner auserwählten Dämonin einzugehen, die meiner Meinung nach eine solche Anstrengung durchaus wert ist. Das verleiht mir eine gewisse dämonische Freude. Aus diesem Grund will ich jeden von euch mit einem kleinen Geschenk bescheren, das eine Frucht meiner Studien ist.«
Der Dämon drehte sich zu Chester um. »Ich ziehe es vor, dir nicht direkt zu sagen,
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