Zauber-Suche
um einem die Sache zu erleichtern? Selbst der Böse Magier war stets freigebig eingesprungen, wenn Gefahr drohte –
»Eben, Bink«, meinte Humfrey. »Im Augenblick droht aber keine Gefahr. Wenn sich die Lage ändern sollte, werde ich meine gierig gehortete Magie schon anwenden. Du bist noch jung, du verschwendest deine Kräfte achtlos und kommst dadurch in Schwierigkeiten, die du vermeiden könntest.«
Das geschah ihm recht, wenn er so unvorsichtig war, seine Gedanken frei fließen zu lassen! Bink schwieg im Geiste und ritt weiter. Bald darauf wand sich der Pfad hinab, auf ein hübsches kleines Dorf zu, dessen Häuser mit Stroh und buntem Lehm gedeckt waren. Saubere Gehsteige verbanden die verschiedenen Sehenswürdigkeiten miteinander.
»Fällt dir auch auf«, fragte Chester, »daß die Gebäude ohne Magie erbaut worden sind? Mit rein mundanischem Material?«
»Stimmt«, sagte Bink überrascht. »Wenn wir uns auf einem magischen Pfad der Quelle der Magie nähern, sollte es doch eigentlich noch wesentlich mehr Magie geben als sonst, nicht wahr?« Er drehte sich zu dem Greif um. »Crombie, bist du sicher –«
Crombie krächzte. »Vogelschnabel ist überzeugt davon, daß dies die richtige Richtung ist«, sagte der Golem. »Aber es kann sein, daß das Dorf eine bloße Zwischenstation ist und nicht das eigentliche Ziel.«
Eine alte graue Harpyie flatterte ihnen entgegen, als sie sichdem Ende ihres Pfades näherten. Sie machten sich auf Ärger gefaßt, denn Harpyien waren dafür berüchtigt. Doch obwohl diese gebührend scheußlich aussah, war sie sauber und schien recht friedlich zu sein.
»Willkommen, Wandersleute!« sagte sie, ohne sich auch nur die Mühe zu geben, sie zu beleidigen. Wirklich eine höchst gemäßigte Harpyie!
»Äh, danke«, sagte Bink. »Wir suchen … ein Nachtlager. Wir wollen niemandem etwas Böses.« Er hatte noch nie von einer freundlichen Harpyie gehört, deshalb blieb er auf der Hut, die Hand auf dem Schwertknauf.
»Das sollt ihr haben«, sagte sie. »Ihr seid alle männlichen Geschlechts?«
»Ja«, erwiderte Bink nervös. »Wir suchen die Quelle der Magie. Dein Dorf scheint in der Nähe zu liegen. Wir –«
»Fünf Männer!« sagte die Harpyie. »Was für eine Goldgrube!«
»Wir interessieren uns nicht für eure Frauen«, sagte Chester in gewohnt herausfordernder Manier.
Crombie krächzte. »Nur für das, was an ihnen dran ist«, dolmetschte der Golem.
Chester schürzte die Lippen. Bink mußte sich einschalten, bevor ein neuer Streit entbrannte. »Wir werden euch gern einen Gegendienst erbringen, wenn ihr uns heute nacht beherbergt und uns Kost gewährt. Und morgen können wir ja vielleicht über die Magie –«
»Das müßt ihr mit Trolla aushandeln«, sagte die Harpyie. »Hier entlang, bitte.« Dann flatterte sie davon, wobei sie mit einer abscheulichen Erregtheit »Männer!« murmelte.
»Vielleicht hast du gar nicht so unrecht«, brummte Chester Crombie zu. »Wenn wir hier in ein Harpyiennest gefallen sein sollten …«
»… dann begeben wir uns besser zurück auf den Luftpfad und kehren zurück«, beendete Bink Chesters Satz und blickte sich dabei um.
Doch der Pfad war verschwunden.
Trolla stellte sich als weiblicher Troll heraus. Sie war beinahe so häßlich wie die Harpyie, war aber ebenso erstaunlich höflich und zuvorkommend. »Ich merke, daß ihr beunruhigt seid, ihr attraktiven männlichen Besucher«, sagte
Trolla. »Und ihr habt auch allen Grund dazu. Aber nicht wegen der Bewohner dieses Dorfes. Erlaubt mir, euch das Abendessen zu servieren, während ich euch unsere Lage schildere.«
Trolla klatschte in die hornigen Hände, und mehrere Waldnymphen erschienen mit Tellern. Ihr Haar war grün, ihre Haut braun, ihre Fingernägel rot: ganz wie blühende Bäume. Doch ihre Gestalt war menschlich. Jede von ihnen war eine straffe, geschmeidige, vollbusige und nackte Schönheit. Alle blickten sie Bink und Humfrey mit mehr als nur oberflächlichem Interesse an. »Hunger« wäre wohl das treffendere Wort gewesen.
Das Essen erwies sich als fast vollständig mundanisch: Gemüse und Obst vom Ort und kleine Drachensteaks. Milchkrauthülsen spendeten gute, aber völlig normale Milch.
»Vielleicht habt ihr schon bemerkt, daß wir bei der Zubereitung dieses Essens keinerlei Magie verwendet haben«, sagte Trolla. »Wir benutzen so wenig Magie wie möglich hier, weil es hier mehr Magie gibt als sonst irgendwo auf Xanths Oberfläche. Ich verstehe, wenn ihr das etwas
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