Zauber-Suche
Vorgehen hätte sicherlich seine Reize, das will ich gar nicht leugnen! Und normalerweise wäre ich durchaus nicht abgeneigt, ein bis drei Tage mit dir zu plänkeln, und wenn es mit verbundenen Augen wäre. Aber es bedürfte eines Magiers, um sicher mit dir umgehen zu können, und außerdem befinde ich mich auf einer Suche, die Vorrang hat, und darf nicht –«
»Dann plänkel doch ein bis drei Tage mit verbundenen Augen!« rief sie. »Ich kenne zwar keinen Magier, der sich für mich interessieren würde, aber nicht einmal ein Magier könnte wunderbarer sein als du!«
Ob sie die Kraft von Humfreys Talent ahnte? Aber machte das überhaupt etwas aus? Der Magier seufzte erneut. »Vielleicht besuchst du mich nach meiner Suche mal auf meinem Schloß –«
»Aber ja, aber ja!« jubelte sie. »Wo liegt denn dein Schloß?«
»Du mußt nur nach Humfrey fragen, dann wird man es dir schon sagen. Aber auch dann darfst du keinem Mann dein Gesicht zeigen. Du mußt einen Schleier tragen – nein, nicht einmal der würde genügen, denn es sind schließlich deine Augen, die –«
»Verdeck mir nicht die Augen! Ich muß doch sehen können!«
»Laß mich mal nachsehen«, sagte Humfrey. Sie hörten ein Rascheln, als er sein magisches Zubehör durchwühlte. Dann: »Das hier ist zwar nicht ideal, wird aber erst einmal genügen. Halte diese Flasche vor dein Gesicht und öffne sie.«
Noch mehr Rascheln, als sie die Flasche entgegennahm, die er ihr über die Schulter reichte. Dann das Knallen des Korkens, das Zischen des entweichenden Dampfes, ein Keuchen, dann Stille. Hatte der Magier sie mit giftigem Dampf hingerichtet?
»Freunde, nun könnt ihr eure Augenbinden ablegen und euch umdrehen«, sagte Humfrey. »Die Gorgone ist unschädlich gemacht.«
Bink riß sich die Binde vom Kopf. »Magier, Sie haben sie doch nicht etwa –«
»Nein, ich habe ihr nichts zuleide getan. Seht selbst.«
Vor ihnen stand eine atemberaubend schöne junge Frau, deren Haar aus zahllosen winzigen kleinen Schlangen bestand. Doch ihr Gesicht – fehlte! Es war einfach nichts da.
»Ich habe einen Unsichtbarkeitszauber über ihr Gesicht verhängt«, erklärte Humfrey. »Sie kann zwar nach außen sehen, aber kein Mann kann ihr Gesicht erkennen. Das ist insofern schade, als es das Schönste an ihr ist. Aber auf diese Weise kann niemand ihrem Blick begegnen. So ist sie harmlos, und wir sind in Sicherheit.«
Wirklich schade, dachte Bink. Sie war ein solch nettes Mädchen, mit einem derart schrecklichen Fluch belastet! Die Magie war keineswegs immer freundlich. Der Magier hatte ihren Fluch zwar neutralisiert, aber es war beunruhigend, einfach nur in ein Vakuum zu starren, anstatt ein Gesicht zu sehen.
Crombie schritt über die Insel und musterte die Statuen. Einige davon waren Zentauren, einige auch Greife. »Skwaak! Schaut euch nur mal an, was dieses Aas angerichtet hat! Sie muß ja Hunderte von unschuldigen Männern versteinert haben. Was nützt es da, sie jetzt zu neutralisieren? Das ist doch, als würde man das Tor verriegeln, nachdem der Gefangene bereits entkommen ist.« Es war offensichtlich, daß er jetzt mehr wie ein Greif dachte. Das war eine der Gefahren fortgesetzter Verwandlung.
»Ja, wegen der Statuen müssen wir etwas unternehmen«, stimmte Humfrey ihm zu.
»Aber ich habe schon genug von meiner wertvollen Magie verbraucht. Zu viel sogar! Crombie, zeig mir, wo die Lösung dieses Problems liegt.«
Der Greif wirbelte herum und zeigte nach unten.
»Hm. Und jetzt zeig uns noch mal, wo die Quelle der Magie liegt.«
Das gleiche. »Das hab’ ich mir gedacht«, sagte Humfrey. »Unsere Suche dient also nicht nur dem Wissenserwerb.«
Da begriff Bink noch etwas: Die ganze Episode mit dem Gewirrbaum und den tödlichen Schwestern war ihm zunächst wie eine Ablenkung von seiner Suche und als eine persönliche Bedrohung erschienen, und doch hatte sein Talent es dazu kommen lassen. Nun war ihm klar, daß dieses Erlebnis unmittelbar mit seiner Suche zu tun hatte. Dennoch wäre es nicht nötig gewesen, daß er dabei in Gefahr geraten war. Offenbar war da noch etwas anderes am Werk.
Ob der Erdhaufen letzte Nacht damit zu tun hatte? Er konnte sich zwar nicht im geringsten vorstellen, wie dies der Fall sein konnte, mochte aber keinen zufälligen Zusammentreffen trauen, die nicht von seinem Talent herleitbar waren. Wenn tatsächlich ein Feind –
Der Gute Magier holte wieder seinen Spiegel hervor. »Verbinde mich mit der Königin«, sagte er.
»Mit der
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