Zauber-Suche
Königin?« fragte Bink überrascht.
Der Spiegel wurde neblig, dann erschien das Gesicht der Königin Iris. »Wurde auch Zeit, daß du dich mal meldest, Humfrey«, sagte sie.
»Wieso hängst du auf dieser Gorgoneninsel herum, anstatt deiner dämlichen Suche nachzugehen?«
Crombie krächzte grimmig. »Nicht übersetzen« fuhr Humfrey den Golem an. Dann, an die Zauberin gewandt: »Das ist Binks Suche, nicht meine. Wir haben die Sirene und die Gorgone ausgeschaltet und machen uns auf den Weg zur Quelle der Magie. Gebt dem König Bescheid.«
Iris machte eine abfällige, gelangweilte Geste. »Wenn ich mal Zeit habe, Zwerg«, sagte sie.
Hinter ihr erschien das Gesicht des Königs Trent. Sofort verwandelte sie sich in ein süßes junges Ding, komplett mit Zöpfen. »Das wird schon sehr bald sein, Guter Magier«, fügte sie hastig hinzu. Trent winkte jovial und zupfte sie an einem Zopf. Dann verschwand das Bild.
»Wieso kann sie im Spiegel reden?« fragte Bink. »Er gibt doch sonst nur stumme Bilder wieder.«
»Sie ist eine Meisterin der Illusion«, erklärte Humfrey. »Wir glauben nur, daß wir sie hören«, fuhr er fort und steckte den Spiegel wieder weg. »Und der König glaubt auch nur, daß er an einem eingebildeten Zopf zerren kann. Aber die Illusion hat durchaus ihre praktischen Seiten.«
»Ich hätte gern die Illusion der Wirklichkeit«, meinte der Golem betrübt.
Humfrey wandte sich wieder der Gorgone zu. »Wir kehren bald zurück. Ich schlage vor, daß du in der Zwischenzeit deine Schwester trösten gehst. Sie hat ihre Harfe verloren.«
»Das werde ich, das werde ich!« rief sie. »Lebwohl, schöner Zauberer!« Sie umarmte ihn und gab ihm einen unsichtbaren Kuß auf den Mund, während die Schlangen nach seinen Ohren schnappten und stürmisch zischten. »Beeil dich! Ich habe soviel Liebe aufgestaut –«
»Hm. Ja«, meinte der Magier verlegen. Er schnippte eine Schlangen-Locke fort, die etwas zu aufdringlich an seinem Ohrläppchen knabberte.
Da der magische Pfad auf der Gorgoneninsel endete, mußten sie zurückschwimmen. Mit Hilfe von Crombies Talent machten sie eine Strecke aus, die frei von Teichungeheuern war. Dann stieg Bink auf Chester, und Humfrey ritt auf dem Greif. Es war spät am Vormittag, und so kehrten sie ohne
Schwierigkeiten recht schnell zum Dorf des magischen Staubes zurück.
Der Gewirrbaum, an dem sie vorbeikamen, war nur noch ein verkohlter Stumpf. Die Dörflerinnen hatten wirklich ganze Arbeit geleistet, als sie ihren Erzfeind vernichtet hatten. Doch das Dorf selbst war vollkommen still, und die Fenster waren schwarz verhangen – Trauer für die letzte verlorengegangene Männergruppe.
Doch wie schnell änderte sich das, als diese Männer ins Dorf marschiert kamen! »Ihr seid noch am Leben!« rief Trolla und weinte vor untrollischer Freude. »Wir haben versucht, euch zu folgen, aber da wir die Sirene nicht hören konnten, konnten wir den Pfad im Dunkeln nicht finden. Am Morgen wußten wir dann, daß es zu spät war. Außerdem mußten wir uns um unsere Verwundeten kümmern …«
»Wir haben die Sirene und ihre Schwester, die Gorgone, ausgeschaltet«, sagte Bink. »Jetzt werden keine Männer mehr dorthin gehen. Aber die Männer, die früher dorthin gegangen sind –«
»Die sind alle tot, das wissen wir.«
»Nein, sie sind versteinert. Es ist möglich, daß sie mit einem Zauber wieder ins Leben gerufen werden können. Wenn wir unsere Suche erfolgreich beendet haben –«
»Kommt, wir müssen feiern!« rief Trolla. »Wir werden ein Fest für euch geben, daß ihr –«
»Äh, nein, danke«, sagte Bink. »Ihr seid sehr freundlich, aber wir müssen mit unserer Suche fortfahren. Wir suchen die Urquelle der Magie – die Quelle eures magischen Staubes. Unter der Erde.«
»Es gibt keinen Weg nach unten«, erwiderte Trolla. »Der Staub wird durch einen Schacht emporgeworfen –«
»Ja, das wissen wir. Deshalb wollen wir woanders nach einem Zugang suchen. Wenn es irgendwo einen gibt –«
Trolla nahm ihre Enttäuschung mit Würde hin. »In welche Richtung wollt ihr denn dann ziehen?«
»Dort entlang«, sagte Bink und zeigte in die Richtung, die Crombie ihnen gewiesen hatte.
»Aber da kommt ihr doch in das Gebiet des Wahnsinns!«
Bink lächelte. »Dann liegt unser Eingang vielleicht im Wahnsinn.«
»Ihr Männer seid immer so unvernünftig! Wartet wenigstens ein paar Tage damit. Wir werden keinen Staub mehr in die Luft abgeben, dann wird die Magie nachlassen, und ihr könnt
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