Zauber-Suche
ständig angeschrien habe? Wenn ich Nerven gehabt hätte, dann wären sie jetzt völlig zerrüttet. Jedesmal, wenn ihr dabei wart, vom Kurs abzuweichen –«
»Grundy, warum hast du überhaupt versucht, uns zu helfen, anstatt auf deinem Fisch zu verschwinden?« fragte Bink, dem jetzt einiges klarer wurde. »Du hast dir wirklich außergewöhnlich viel Mühe gemacht –«
»Der Fisch!« rief Grundy. »Ich muß ihn noch entlohnen.« Er riß einen Holzsplitter aus dem Stumpf und befestigte ihn mit einem Stück seines eigenen Bindfadens an der Rückenflosse des Fisches. »So, Glubschauge«, sagte er mit einer Stimme, die verdächtig nach Rührung klang. »Solange du das Ding bei dir hast, kannst du in dieser Wahnsinnszone alles so sehen, wie es wirklich ist. Auf diese Weise kannst du deine Fischdame ausfindig machen. Wenn du sie hast, schmeiß das Holz weg.
Soweit ich gehört habe, ist es nicht gut, eine Frau zu realistisch zu sehen.«
Crombie krächzte emphatisch, was jedoch keiner Übersetzung bedurfte.
Der Fisch verschwand blasenschlagend am Himmel. Ohne das Gewicht des Golems war es ein sehr schnelles Tier.
»Warum hast du das getan?« fragte Bink.
»Leidest du unter Gedächtnisverkalkung? Das hast du mir doch selbst geraten, du Schwachkopf!«
»Ich meine, warum du es derart nett gemacht hast? Du hast echte Gefühle für diesen Fisch gezeigt.«
»Das geht gar nicht«, bellte Grundy.
»Und warum hast du uns dann um die ganzen Gefahren herumgeführt? Wenn wir umgekommen wären, dann wäre deine Dienstzeit beim Guten Magier auch endlich zu Ende.«
»Und was hätte mir das gebracht?« fragte Grundy und stampfte mit einem bunten Fuß gegen ein Grasbüschel.
»Dann wärst du frei gewesen«, erwiderte Bink. »Statt dessen hast du dich reichlich angestrengt, um uns von der Treppe zu holen und in Sicherheit zu bringen. Das hättest du gar nichtgemußt. Deine Aufgabe ist das Übersetzen und nicht das Führen.«
»Hör mal, Waschlappen – das muß ich mir von dir nicht bieten lassen!«
»Dann denk mal drüber nach«, sagte Bink. »Warum hast du denn einem Waschlappen geholfen?«
Grundy überlegte. »Hm, ich muß wohl doch den Verstand verloren haben«, gab er schließlich zu.
»Wieso konntest du denn den Verstand verlieren, wenn dich der Wahnsinn gar nicht berührt hat?«
»Was hast du vor?« unterbrach Chester ihn. »Warum belästigst du denn jetzt den Golem? Er hat doch gute Arbeit geleistet.«
»Weil der Golem ein Heuchler ist«, sagte Bink. »Es gibt nur einen Grund, weshalb er uns geholfen hat.«
»Weil ich mir Sorgen gemacht habe, du Dämel!« schrie Grundy. »Warum muß ich mich denn auch noch dafür verteidigen, daß ich dir das Leben gerettet habe?«
Bink schwieg. Crombie, Chester und der Gute Magier blickten den Golem stumm an.
»Was habe ich gesagt?« fragte Grundy wütend. »Was starrt ihr Schnorrer mich so an?«
Crombie krächzte. »Vogelschnabel sagt –« Doch der Golem machte eine Pause. »Er sagt … ich verstehe nicht, was er sagt! Was ist bloß los mit mir?«
»Das Holz dieses Baumes kehrt Zauber um«, sagte Humfrey. »Er hat dein Talent ausgeschaltet.«
»Aber ich fasse das Holz doch gar nicht an!«
»Wir auch nicht«, warf Bink ein. »Trotzdem sind wir im Augenblick völlig vernünftig, weil der große Stumpf eben stärker wirkt als ein kleiner Splitter. Deshalb sind wir auch dazu in der Lage, dich so zu sehen, wie du wirklich bist. Ist dir klar, was du gerade gesagt hast?«
»Soso, das Holz beeinträchtigt also mein Talent, genau wie eures. Das wußten wir auch schon früher.«
»Weil es unsere Magie verwandelt, ohne uns zu verwandeln«, fuhr Bink fort. »Denn das, was das Ich in uns ausmacht, ist wirklich.«
»Aber das würde ja bedeuten, daß ich halbwegs wirklich bin!«
»Du machst dir ja auch halbwegs Sorgen«, meinte Chester.
»Ach, das war doch nur eine Floskel! Ich habe keine Gefühle!«
»Dann geh mal vom Baum weg«, sagte Bink. »Außer Reichweite des Stumpfes. Erzähl uns, was du von dort aus siehst.«
Grundy folgte seinen Anweisungen und blickte sich um. »Der Urwald!« rief er. »Der ist ja verwandelt! Er ist wahnsinnig!«
»Sorgen«, sagte Bink. »Die Antwort des Guten Magiers. Als du uns gerettet hast, hast du dich selbst halb ans Ziel gebracht.
Du hast damit begonnen, die Schwächen des Wirklichseins auf dich zu nehmen. Du empfindest Mitleid, Zorn, Freude, Ärger, Enttäuschung und Ungewißheit. Du hast getan, was du getan hast, weil das Gewissen über die
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