Zauber-Suche
Erdhaufen aufgeworfen!« rief Chester. »Ein Spion!«
Humfrey hatte schon eine weitere Flasche aus seiner Jacke gerissen und entkorkt. Er richtete sie auf das sich aufhäufende Erdreich. Ein Rauchstrahl fuhr in den Haufen, und Eiskristalle bildeten sich, bis der Auswurf eingefroren war.
»Feuerlöscher«, erklärte der Magier. »Sehr kalt. Dieser Grabbler hockt jetzt steifgefroren in seinem Tunnel.«
»Ich will ihn töten, solange ich ihn noch erwischen kann!« sagte Chester eifrig.
»Einen Augenblick!« warf Bink ein. »Wie lange wird er gefroren bleiben?«
»Nur ein paar Minuten«, erwiderte Humfrey. »Dann wird der Grabbler weitermachen, als sei nichts geschehen.«
»Und er wird sich nicht an die fehlenden Minuten erinnern?«
»Die Lücke sollte ihm eigentlich nicht bewußt sein. Grabbler sind nicht besonders schlau.«
»Dann bring ihn nicht um! Geht aus seinem Beobachtungsradius raus. Dann wird er davon überzeugt sein, daß alles nur ein falscher Alarm war und daß wir nie hier gewesen sind. Das wird er seinem Herrn melden, und schon ist der Feind getäuscht.«
Der Magier hob eine Augenbraue. »Recht intelligent, Bink. Jetzt denkst du schon eher wie ein Anführer. Wir werden uns in der Flasche verstecken, und du und Chester könnt sie mit euch tragen. Schnell, bevor er wieder auftaut.«
Der Greif war zwar nicht überzeugt, willigte aber dennoch ein. Der Magier stellte die Flasche auf, murmelte seine Formeln – und schon waren Magier, Greif und Golem verschwunden.
»Schnapp dir die Flasche und spring auf!« rief Chester. »Die Zeit ist fast um! Halt dich fest!«
Bink gehorchte, und der Zentaur galoppierte davon. Einen Augenblick später planschten seine Hufe auch schon durch das seichte Wasser, »’ne Pille her!« rief Chester.
Bink fummelte eine Pille aus der Flasche und betete darum, da ß er beim Reiten nicht alle au f einmal verschüttete. Er nahm selbst eine und legte Chester eine in die ausgestreckte Hand. »Hoffentlich funktionieren die auch!« rief er.
»Das hätte uns gerade noch gefehlt!« rief Chester. »Eine Isolierschaumpille zu nuckeln …«
Bink wünschte, der Zentaur hätte nicht daran gedacht. Isolierung oder Eislöcher – o weh!
Er blickte zurück. Lag es an seiner Einbildung, oder war der Erdhaufen tatsächlich wieder größer geworden? Waren sie noch rechtzeitig entkommen? Was, wenn der Grabbler ihre Fußstapfen gesehen hatte?
Da gelangte Chester an eine Senke, und sie verschwanden im Wasser. Bink würgte instinktiv, als das Wasser in seinen Mund eindrang – aber das Wasser erwies sich als eine Art Atemluft. Sie konnten tatsächlich unter Wasser atmen!
Chester bahnte sich vorsichtig seinen Weg durch das unvertraute Unterwasserterrain. Mit seinen Beinen wirbelte er dunkle Schlammwolken auf. Neugierige Fische musterten die beiden von Kopf bis Fuß. Chester hatte den Bogen gezückt für den Fall, daß sie auf ein Seeungeheuer treffen sollten. Doch von dieser Furcht abgesehen, erwies sich die Strecke als recht langweilig.
Bink zog die Flasche mit dem Magier hervor und spähte hinein. Undeutlich waren ein winziger Greif und ein noch winzigerer Mann zu erkennen. Sie befanden sich in einem mit Teppichen ausgelegten Raum wie in einem Palast und betrachteten bewegliche Bilder im magischen Spiegel. Es sah
alles recht gemütlich aus. Viel gemütlicher, als sich einen Weg durch den Schlamm in Richtung Ungeheuer zu bahnen …
Bink steckte die Flasche zurück. Seinen Freunden schien es gut zu gehen. Er fragte sich, was wohl geschehen würde, wenn er die Flasche heftig schüttelte, aber er widerstand der Versuchung, es auszuprobieren. »Dann wollen wir mal die Ungeheuer besuchen gehen«, sagte er mit gespielter Fröhlichkeit.
Kurz daraud näherten sie sich einem prächtigen Meeresschloß. Es war aus Muscheln gebaut worden – was wiederum hieß, daß es vermutlich magisch war, da sich Muscheln in Seen nur selten ohne magische Hilfe bildeten. Von seinen Türmen stiegen kleine Strudel empor, die offenbar die Bewohner mit Luft versorgten. Anstelle eines Wassergrabens besaß das Schloß einen dicken Schutzwall aus Seetang, der von einem scharfäugigen Schwertfisch bewacht wurde.
»Na ja, hoffen wir, daß die Ungeheuer wenigstens nett zu Reisenden sind«, sagte Bink. Er sprach ohne jede Blasenbildung. Durch die Pille hatte er sich voll und ganz seiner Umgebung angepaßt.
»Hoffen wir, daß der magische Spiegel auch wußte, was er tat«, meinte der Zentaur grimmig. »Und daß die
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