Zauberflötenrache: Meranas dritter Fall (German Edition)
Abteilungsinspektor auffällig intensiv gedankt, als er ihr danach dessen
Namen nannte. Der Geigenhändler grübelte noch über der Formulierung seiner Antwort
und rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. »Ja, ich war kurz im Großen Festspielhaus,
weil ich Frau Todorova Toitoitoi wünschen wollte. Nachdem ich es vor der
Veranstaltung nicht geschafft hatte, bin ich in der Pause gekommen.«
»Und hat
Sie sich über Ihren Besuch gefreut?«
»Ja.«
Otmar Braunberger,
der die Gesprächsführung übernommen hatte, machte eine Pause. Merana überließ seinem
Abteilungsinspektor das Timing für die nächste Frage. Bernholds Nervosität wurde
deutlicher.
»Ist das
alles?«, meinte er ein wenig unsicher, nachdem keiner der beiden Polizisten weitersprach.
Braunberger wartete, dann setzte er in aller Ruhe fort. »Wie lange sind Sie geblieben?«
»Nur ganz
kurz, vielleicht zwei, drei Minuten. Sie musste sich ja auf den zweiten Teil der
Oper konzentrieren. Auf ihre schwere Arie.«
»Worüber
haben Sie geredet?«, warf Merana ein.
»Nichts
Wichtiges, belangloses Zeug.«
»Ist Ihnen
an Frau Todorova etwas Besonderes aufgefallen? Hat Sie in Ihrer Gegenwart etwas
zu sich genommen? Ein Stück Obst, ein Getränk?«
»Nein, nichts
dergleichen. Wie gesagt, ich war nur kurz in Ihrer Garderobe und bin dann wieder
gegangen.«
Otmar Braunberger
machte sich in aller Seelenruhe Notizen in seinem Buch, als gälte es, wichtige Details
festzuhalten. Dann sah er dem Mann ins Gesicht. »Sie haben nicht mit ihr über das
zwischen Ihnen abgehandelte Geschäft mit alten Instrumenten über die Gesamtsumme
von 30 Millionen Euro gesprochen?«
Der Geigenhändler zuckte kurz zusammen.
Natürlich war er davon ausgegangen, dass die beiden Polizisten Erkundigungen eingezogen
hatten, aber die Direktheit der Frage traf ihn doch unerwartet.
»Nein«,
krächzte er, räusperte sich, wiederholte dann mit gefestigter Stimme. »Nein, es
war dazu weder die Zeit noch der Anlass.«
»Hätte ein
Anlass bestanden, über das Geschäft zu reden?«
»Wie meinen
Sie das?«
»So wie
ich es sage.«
Er wich
dem Blick des Abteilungsinspektors aus. »Nein, es bestand kein direkter Anlass.
Das Geschäft ist abgewickelt. Aber über erfolgreiche Transaktionen redet man manchmal
auch im Nachhinein ganz gerne.«
Die beiden
Beamten erhoben sich. Bevor sie das Zimmer verließen, bemerkte Merana noch: »Sie
muss Ihnen schon sehr am Herzen gelegen sein, dass Sie extra den weiten Weg nach
Salzburg machten, nur um ihr in der Pause alles Gute zu wünschen und zwei Minuten
über Belangloses zu sprechen.«
»Selbstverständlich.
Anabella Todorova hatte eine wichtige Premiere. Ein Auftritt bei den Salzburger
Festspielen ist auch für eine Künstlerin ihres Ranges ein Top-Ereignis. Da möchte
man doch persönlich seine Aufwartung machen.«
»Jetzt ist
Frau Todorova tot. Was hält Sie noch in der Stadt?«
»Geschäfte,
Herr Kommissar.«
Merana nickte.
»Das ist gut. Dann wissen wir wenigstens, wo wir Sie erreichen können.«
In der Team-Sitzung gegen 20 Uhr
berichteten Merana und Braunberger zunächst von ihrem Gespräch mit Bernhold. Dann
waren die anderen an der Reihe. Trotz intensiver Befragungen mit personell verstärkten
Gruppen hatte die Schar der Ermittler noch nichts Wesentliches herausgefunden. Bis
jetzt war kein Zeuge gefunden worden, der gesehen hatte, wie die Sängerin während
der Pause etwas zu sich genommen hatte. Eine Garderobenfrau erinnerte sich, dass
die Todorova über heftige Kopfschmerzen geklagt und sie um eine Tablette gebeten
hatte.
»Und hat
ihr die Garderobenfrau eine gebracht?« Carola Salman sah auf ihre Notizen.
»Nein, als
die Frau zurückkam, hatte der zweite Akt schon begonnen, die Todorova war schon
hinter der Bühne, bereit für ihren Auftritt. Sie hatte abgewunken und angedeutet,
sie hätte schon eine Tablette genommen.« Das brachte sie also auch nicht weiter.
Merana stand auf. Sie waren zwar erst am Anfang ihrer Ermittlungen, aber sie traten
bereits auf der Stelle. Das war zwar oft so, aber er würde sich nie daran gewöhnen.
Geduld war in der Wertungsliste seiner Tugenden nicht an erster Stelle. Er wandte
sich an alle Mitarbeiter im Raum. »Kommt, lasst uns einfach drauflos fantasieren!«
Er hielt seine Leute immer wieder dazu an, bisweilen die Fakten beiseite zu schieben
und einfach auszusprechen, was ihnen spontan in den Sinn kam. Oft wies ein plötzlich
aufkeimender Gedanke in die richtige Richtung.
»Wenn
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