Zauberflötenrache: Meranas dritter Fall (German Edition)
Kam sie auch als Täterin in Frage? Sie war hinter der Bühne gewesen,
so wie Dutzende andere auch. Was könnte sie für ein Motiv gehabt haben? Er hoffte,
er würde das Mädchen bald zum Reden bringen.
Dienstag, 28. Juli, 8.00 Uhr
facebook / florababy
08:00
mailand super! shoppen
megageil!! die jungs, zum anbeißen!!!!
tschüssischmatz!
eure flora
Merana war schon seit halb sechs
Uhr auf, hatte einen einstündigen Morgenlauf hinter sich und saß halbwegs frisch
an seinem Computer, um Bürokram zu erledigen. Für elf Uhr hatte er die nächste Team-Besprechung
angesetzt. Bei seiner Ankunft in der Bundespolizeidirektion um 7.30 Uhr, hatten
ihn schon zwei Fernseh-Teams am Parkplatz erwartet. Auch am Vortag war er immer
wieder von Reportern bedrängt worden. Bis zu einem gewissen Grad brachte Merana
ja Verständnis dafür auf. Die Medienleute machten auch nur ihren Job. Eine an Sensationen
interessierte Öffentlichkeit wollte ständig mit News versorgt werden. Wenn man als
Journalist nicht selber schnell genug war, dann brachte die aktuellste Meldung vielleicht
die Konkurrenz, und das kostete Quoten und Auflagen. Aber wenn es nichts Neues zu
berichten gab, dann war es halt so. Der Kommissar konnte sich keine neuen Erkenntnisse
aus der Nase ziehen. Der gewaltsame Tod des weltweit bekannten Opernstars war natürlich
auch Stadtgespräch. Kein Caféhaustisch, kein Grünmarktstand, kein Friseursalon,
kein Pausenfoyer, kein Taxistand, wo nicht über den skandalträchtigen Vorfall debattiert
wurde. Die wildesten Theorien kursierten in der Stadt, von einem Anschlag der russischen
Mafia bis zum Eifersuchtsmord. Es wurden Anabella Todorova lesbische Beziehungen
zu ihren Stiftungs-Schützlingen genauso unterstellt wie Verwicklungen in undurchsichtige
Finanzgeschäfte. Auch wenn sich die eine oder andere kühne Theorie aus der Stadt
in manchen Medien wiederfand, vom Revolverblatt bis zur Internetplattform, ließ
sich Meranas Team davon nicht beeindrucken. Sie ordneten diese Meldungen der Kategorie
›an den Haaren herbeigezogen‹ zu. Es gab eben keine neuen Erkenntnisse. Und so mussten
auch die Journalisten am Parkplatz enttäuscht abziehen. Die Einzige, die vielleicht
etwas wusste, es aber bisher nicht preisgegeben hatte, war Meranas Gefühl nach die
scheue Marketingbetreuerin der Modefirma. Der Kommissar stand vom Schreibtisch auf
und machte sich auf den Weg zu Carola Salmann. Vielleicht könnte sie sich um die
junge Frau kümmern. Er klopfte kurz an die Bürotür und trat ein. Er bemerkte , dass
die Chefinspektorin erschrocken aufblickte, dann schnell eine Art Heft auf dem Schreibtisch
zuschlug und mit einer Mappe verdeckte.
»Guten Morgen,
Martin.« Sie wirkte leicht verwirrt.
»Ist etwas
passiert?«
»Nein.«
Er trat näher und konnte sich nicht verkneifen, einen verstohlenen Blick auf die
Unterlagen am Schreibtisch zu werfen. Unter einer roten Ledermappe lugte die Ecke
eines bunten Magazins hervor. Er konnte nicht genau erkennen, was es war. Carola
verfolgte seinen Blick. Ihr Gesicht wurde rot. Was war los mit seiner Stellvertreterin?
Betrachtete sie heimlich nackte Männer in Pornozeitschriften und fühlte sich jetzt
ertappt wie ein Schulmädchen?
»Kann ich
etwas für dich tun, Martin?«
Ihre Haltung
war angespannt. Der Kommissar blieb einfach stehen, den Blick demonstrativ auf die
unter der Mappe herausragende Zeitschriftenecke gerichtet.
»Was ist
mit meiner Chefinspektorin, hat sie Geheimnisse vor mir?« Er lächelte spitzbübisch.
Sie schaute ihn mit abschätzendem Blick an. Dann schürzte sie kurz die Lippen und
schob langsam die rote Mappe zur Seite. Kein Pornomagazin. Auf dem Schreibtisch
lag ein bunt glänzendes dickes Heft mit Bildern von Fischen auf der Vorderseite.
Merana hatte ein ähnliches vor kurzem beim Einkaufen gesehen. Das war ein Sammelalbum,
herausgegeben von einer Lebensmittelkette, in das man Bilder einklebte. Diese Sticker
gab es bei jedem Einkauf. Neben dem Heft lag eines dieser Fotos. Merana hob es hoch.
»Was ist
das?«
»Das ist
ein Mondfisch. Der schwerste Knochenfisch der Welt. Kann ein Gewicht von über zwei
Tonnen erreichen.«
Er legte
das Bild zurück. »Ist das für Hedwig?« Sie schüttelte den Kopf.
»Für deine
Neffen?« Sie zeigte keine Reaktion. Ihre Lippen waren schmal, als sie ihn ansah.
Plötzlich ging Merana das berühmte Licht auf. »Du sammelst selbst?«
Wieder kroch
flammende Röte über das Gesicht der Chefinspektorin. Merana war überrascht. Er
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