Zauberflötenrache: Meranas dritter Fall (German Edition)
einzelne Wort aus deiner schönen Nase ziehen, Jutta.«
»Sie hat
sich mit Stuart Loretto getroffen.«
Loretto?
Diesen Namen hatte doch gestern der Intendant erwähnt im Zusammenhang mit Ferdinand
Hebenbronn.
»Ist das
der Mann, der in den USA Opernhäuser und Orchester berät?«
Sie nickte
beeindruckt. »Bravo, Schüler Merana, setzen. Sehr gut. Da hast du aber brav deine
Hausübungen gemacht. Loretto berät aber auch europäische Fernsehstationen und Filmproduktionsfirmen.
Ein Konsortium von TV-Sendern plant eine große Serie. Minimum zwölf Folgen in der
ersten Staffel. Im Mittelpunkt steht eine junge Geigerin. Sie muss geigerisch einiges
drauf haben und sie muss gut ausschauen. Und jetzt rate mal, wer dafür als aussichtsreichste
Kandidatin in Frage kommt?«
Jetzt drehte
auch Merana kurz den Kopf zur Garderobentür.
»Aber das
ist ja hervorragend für die junge Frau. Wer kriegt schon in diesem Alter die Chance
für eine derartige Präsenz in der Öffentlichkeit! Wo ist der Haken?«
»Der Haken
ist tot. Der liegt bei euch im Leichenschauhaus.«
»Was? Das
verstehe ich nicht.«
»Denk nach,
Merana, bist doch sonst auch ein heller Junge. Wenn Fabienne Navarra der Fernsehstar
einer Abendserie wird, dann kann sie die ganz große klassische Karriere vergessen.
Dann gibt es zwar viel Kohle und jede Menge Adabei-Termine, aber bald keine Auftritte
mehr in den führenden Konzertsälen der Welt. Das geht sich nicht aus. Sie ist noch
in der Entwicklung, sie muss sich für einen Weg entscheiden. Und ich glaube nicht,
dass dies der guten Todorova gefallen hätte. Nicht nur, dass sie einen Haufen Geld
in das Mädel investiert hatte, sie wollte ihr unbedingt zu einer großen Solisten-Karriere
verhelfen. Dazu heißt es: üben, lernen, arbeiten, Meisterkurse belegen, jeden Schritt
behutsam nach dem nächsten setzen. Da bleibt keine Zeit für anderes. Es sind schon
zu viele Stars verglüht. Kannst du dich noch an Vanessa Mae erinnern? Sicher kannst
du das. Männer vergessen so etwas nicht. Ich sage nur: Poster im weißen Badeanzug.
Sie steht bis zu den Oberschenkeln im Meer, die Geige im Ansatz. Der feuchte Stoff
klebt an der Haut ihres jungen Körpers. Ich sehe es am Leuchten in deinen Augen,
Martin, dass du genau weißt, wovon ich spreche.«
Er räusperte
sich. »Ja, ich kann mich an das Bild erinnern. Was ist aus Vanessa Mae geworden?«
»Nicht das,
was aus ihr werden hätte können. Sie wurde ein Pop-Star. Hat für sich vielleicht
das Richtige gewählt. Aber unter einer Anabella Todorova wäre sie diesen Weg nicht
gegangen. Sie spielt übrigens auch auf einer Guadagnini-Geige so wie die kleine
Schweizerin.«
Merana erwiderte
nichts. Immer noch erschienen Gratulanten und verschwanden hinter der Garderobentür.
Er versuchte, das eben Erfahrene einzuordnen.
»Jetzt bist
du an der Reihe, Herr Kommissar. Spiel aus. Was hast du für mich?«
Er lächelte
sie kurz an. Dann sagte er mit ernster Miene.
»Die Guadagnini-Geige
ist eine Fälschung.«
»Die von
Vanessa Mae?«
Ihr verblüfftes
Gesicht entlockte ihm ein Schmunzeln. »Nein, die von Fabienne Navarra.« Die dunkelhaarige
Journalistin blies langsam die Luft aus. »Ach du heilige Cäcilia! Wenn das stimmt,
dann wird der gute Bernhold eine Menge an Erklärungsbedarf haben. Von wem weißt
du das?«
»Ich gebe,
so wie du, meine Quellen nicht preis. Aber du kannst davon ausgehen, dass es stimmt.
Bei dem Instrumenten-Deal gab es noch andere faule Eier. Insgesamt ein Betrug in
Höhe von rund 20 Millionen Euro.«
Noch einmal
strömte die Luft deutlich hörbar aus dem Mund der Journalistin. »Ich vermute, du
hast die Info vom Neuenberg, der war mit der Todorova gut befreundet. Und er kennt
sich aus mit alten Geigen.«
Merana bestätigte
die Vermutung nicht, aber er zog wieder einmal insgeheim den Hut vor Jutta Ploch.
Die Journalistin war ein wirklicher Profi in ihrem Fach. Sie verfügte nicht nur
über allerbeste Beziehungen, sie hatte auch eine exzellente Kombinationsgabe.
»Ich möchte
nicht, dass du das veröffentlichst, bis wir mit dem Bernhold geredet haben!«
»Wann wird
das sein?«
»Ich hoffe,
morgen.«
»So lange
kann ich warten, wenn du es sonst keinem verklickerst.«
Er versprach
es.
Der Strom
der Gratulanten war inzwischen abgerissen. Die Pressechefin der Festspiele eilte
den Korridor herunter, das Handy am Ohr. Sie winkte Merana und Jutta zu. »Entschuldigen
Sie, Herr Kommissar, ich bin aufgehalten worden. Den Großteil meiner Zeit verbringe
ich
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