Zauberflötenrache: Meranas dritter Fall (German Edition)
Fahndung. Der Posten wäre genau auf Kaltner zugeschnitten. Die Entscheidung
brauchen die Wiener sofort, heute noch. Es gibt genug Interessenten. Ich würde zustimmen
und Kaltner das anbieten. Doch ich wollte zuerst mit dir reden.«
»Aber Kaltner
wollte doch immer in Salzburg bleiben, wegen der guten Beziehungen, die ihm die
Familie seiner Frau eröffnet!«
Der Hofrat
zog die Lippen nach oben und schüttelte missbilligend den Kopf. »Lieber Herr Chefermittler.
Du bist zwar ein Ass, wenn es darum geht, hinter den richtigen Spuren herzuschnüffeln,
die dich zu deinen Mördern bringen. Aber was das Privatleben deiner Mitarbeiter
anbelangt, besteht offenbar enormer Nachholbedarf. Die gute Gisela setzt dem armen
Kaltner seit Wochen Hörner auf. Und für den Schwiegerpapa würde die neue Flamme
des Töchterchens auch besser in die Ausstellungsgalerie seiner gehobenen Kreise
passen. Der Erbe eines Bankhauses wirkt dort allemal eindrucksvoller als ein kleiner
Gruppeninspektor von der Polizei, der in der Wertetabelle des Herrn Kommerzialrates
eher in die Kategorie ›Armer Schlucker‹ einzureihen ist.«
Mit einem
Mal tat Merana sein junger Mitarbeiter leid. Er hatte ihm zwar ab und zu eine Abreibung
für seine Präpotenz gewünscht, aber diese Demütigung hatte er sich auch nicht verdient.
Zudem grämte ihn, dass der Polizeipräsident offenbar vom Versetzungswunsch seines
Mitarbeiters eher erfahren hatte als er selbst. Vielleicht sollte er sich wirklich
mehr fürs Privatleben seiner Leute interessieren, dann wäre er auch nicht so überrascht,
wenn sie heimlich Tierbilder sammelten.
»Ich werde
Kaltner nichts in den Weg legen. An seiner fachlichen Qualität besteht ohnehin kein
Zweifel. Er wird im BKA gute Figur machen.«
»Gut, Martin.
Dann werde ich das in die Wege leiten.«
Als Merana
aufstand, bemerkte Hofrat Kerner noch mit einem Lächeln.
»Und noch
etwas, Herr Kommissariatsleiter. Wenn du das nächste Mal in deinem Dienstzimmer
eine uns beiden wohlbekannte, braunhaarige, mit einer beneidenswerten Figur ausgestattete
Streifenbeamtin betatschst, dann sperr das Büro ab oder schieb den Schreibtisch
vor die Tür.«
Der Blick
des Chefs war an wohlmeinender Treuherzigkeit, gepaart mit einem Anflug von Schadenfreude,
nicht zu überbieten.
»Danke.
Ich nehme immer gerne den Rat älterer Männer an.«
Und in der
offenen Tür setzte Merana noch hinzu. »Besonders von solchen, die immer wieder gerne
nach der Pfeife ihrer Sekretärin tanzen.« Für einen Augenblick war dem Herrn Hofrat
das Lachen vergangen. Der dicke Band der aktualisierten Ausgabe der Strafprozessordnung,
der gleich darauf durchs Zimmer flog, konnte sein Ziel allerdings nicht mehr erreichen
und krachte gegen das Holz der verschlossenen Tür.
Am Nachmittag erreichten ihn zwei
Anrufe. Der erste kam von Elena Braga, der Pressechefin der Salzburger Festspiele.
Sie berichtete ihm, dass Flora Stullermann seit Sonntagabend auf Einladung von Moda
Sabarella in Italien weilte, zusammen mit Chiara Rivella. Das war die junge Dame
die den Aida-Wettbewerb der Modefirma gewonnen hatte. Die Betreuerinnen der Mädchen,
Emina Saric und Kerstin Schwarzer, wären nicht mitgeflogen. Die Firma hätte ihnen
drei Tage Zeit für eine kurze Erholung gegeben.
»Aufgeweckte
Pubertierende zu betreuen, ist offenbar anstrengend!«, fügte die Pressechefin hinzu.
Wenn Merana an den zickigen Auftritt der kleinen Deutschen dachte, dann konnte er
nur zustimmen. Von Kerstin Schwarzer und Chiara Rivella hörte er zum ersten Mal.
Er notierte sich die Namen. Man konnte nie wissen.
»Was machen
die beiden Betreuerinnen, wo finde ich sie?«
»Das wusste
die PR-Abteilung nicht genau. Am Mittwoch kommen die beiden Gewinnerinnen von ihrem
Kurzausflug aus Italien zurück, da müssen auch die Betreuerinnen wieder zur Stelle
sein. Ich habe jedenfalls hinterlassen, dass sich Emina Saric bei der Polizei melden
sollte, so wie von Ihrer Stellvertreterin gewünscht.«
Merana bezweifelte,
dass das scheue Reh dieser Aufforderung nachkommen würde. Naja, wenigstes wären
Emina und die zweite Betreuerin ab Mittwoch wieder greifbar. Vielleicht war die
Spur, der er hinterherschnüffelte, wie sein Chef das vorhin so treffend auszudrücken
wusste, auch eine falsche. Er bedankte sich bei der Pressechefin. »Wie geht es Ihrer
Großmutter? Einerseits schade, dass sie nicht zur Premiere kommen konnte. Andererseits
ist ihr viel Aufregung erspart geblieben.«
Merana hatte
Elena Braga vom geplanten Besuch
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