Zauberflötenrache: Meranas dritter Fall (German Edition)
Groll im Bauch, dass Birgit ihm hinterher spioniert hatte. Er hoffte
dennoch, sie würden bald eine Gelegenheit finden, in Ruhe über den Vorfall zu reden.
An ihm sollte es nicht liegen. Eine neue Nachricht von Otmar Braunberger traf ein.
Eminas Tante lag in Berlin im Martin-Luther-Krankenhaus. Blinddarmoperation. Wenn
alles gut ging, könnte er morgen mit ihr reden. Der Abteilungsinspektor würde die
Taubner anrufen. Vielleicht konnten ihm die deutschen Kollegen zu einer Vernehmung
über Skype verhelfen. Meranas Handy vibrierte. Er freute sich, als er auf das Display
sah.
»Hallo,
Andrea, wie geht es dir?«
»Stell dir
vor, Martin, genau dasselbe wollte ich auch gerade fragen.«
Ihr Lachen
klang völlig ungezwungen. Dann wurde ihre Stimme eine Spur ernster. »Ich glaube,
mir geht es ganz gut. Aber so ganz genau kann ich es nicht sagen.«
»Mir geht
es ähnlich.«
»Wir hatten
gestern gar nicht Zeit, über deine Großmutter zu reden. Hat ihr die Oper gefallen?
Ist sie noch in Salzburg?«
»Nein. Nachdem
sie es geschafft hat, mich heute früh beim Kartenspielen in alle Bestandteile zu
zerlegen, gab es keinen Grund mehr, noch länger hierzubleiben. Sie dürfte inzwischen
zuhause angekommen sein.«
Er hörte
sie wieder glucksen.
»Dein Lachen
tut mir gut, Andrea. Ich stelle mir dabei deine Augen vor.«
»Wie geht
es dir mit den Ermittlungen? Kommst du voran?«
»Ich kann
mich heute schwer konzentrieren. Zu allem Überfluss musste ich auch noch den überqualifizierten
Hausführer für einen Promigast unseres Chefs spielen. Der Ärger darüber liegt mir
immer noch im Magen.«
»Ich schicke
dir eine Mail zum Aufheitern.«
»Das ist
lieb von dir. Ich kann es gebrauchen.«
Sie verabredeten,
bei nächster Gelegenheit in der Stadt miteinander einen Kaffee zu trinken. Dann
beendeten sie das Telefonat. Er wollte sich gerade wieder dem PC widmen, als ihn
ein Gespräch über die Vermittlung auf der Festnetzleitung erreichte. Der Anrufer
war Robert Neuenberg.
»Hallo,
Herr Kommissar. Stecken Sie dahinter oder läuft das über andere Abteilungen?« Merana
hatte keine Ahnung, wovon der Musiker sprach.
»Waldemar
Bernhold sieht sich gerade mit einer Demontage seines geschäftlichen wie persönlichen
Wirkungskreises konfrontiert. Oder wie mein Großvater, der dem Vulgären des manchmal
doch sehr schlichten Volkes immer mit einer gewissen Zuneigung begegnete, es ausdrücken
würde: Sie reißen ihm gerade den Arsch auf! Derzeit mitzuerleben im Nachrichtenjournal.«
»Danke.
Ich rufe Sie bei Gelegenheit zurück, Herr Neuenberg.«
Er legte
auf und schaltete am TV-Gerät den Nachrichtensender ein. Eine Reporterin stand vor
der Einfahrt zu einem großen Grundstück. Hinter dem Tor war ein hohes, schlossähnliches
Gebäude zu erkennen. Die Reporterin erklärte, dass vor zwei Stunden Beamte der Wirtschaftspolizei
das Anwesen des international bekannten Geigenhändlers Waldemar Bernhold im Auftrag
der Staatsanwaltschaft durchsucht hätten, um mögliches Beweismaterial sicherzustellen.
Man sah Bilder von Polizisten, die Kisten mit Aktenordnern und einige Computer aus
dem Haus trugen. Dann zeigte die Kamera wieder die Reporterin. Waldemar Bernhold
stehe im dringenden Verdacht, mit gefälschten historischen Instrumenten gehandelt
zu haben, erläuterte die Frau. Ein Teil der Streichinstrumente, die der Geigenhändler
kürzlich an die Todorova-Stiftung verkauft hatte, entspräche laut Expertengutachten
nicht den angegebenen Zertifikaten. Die Rede sei von einer Schadenssumme zwischen
15 und 20 Millionen Euro. Ihr Kommentar wurde unterschnitten von weiteren Bildern.
Merana sah, wie Kriminalbeamte Waldemar Bernhold abführten. Die Todorova-Stiftung,
erklärte die Reporterin weiter, sei nach der weltberühmten Sängerin Anabella Todorova
benannt. Ob der kürzliche tragische Tod der Künstlerin, dessen Umstände noch nicht
aufgeklärt seien, mit dem möglichen Betrug des Geigenhändlers in Zusammenhang stehe,
sei noch offen. Es werde aber intensiv ermittelt. Der Bericht endete mit einem kurzen
Probenausschnitt der aktuellen Zauberflötenproduktion. Anabella Todorova als Königin
der Nacht war dabei groß im Bild. Dann erschien der Nachrichtensprecher im Studio
und bedankte sich für den aktuellen Bericht.
›Wer ist
nun dieser dubiose Geschäftsmann, dessen internationale Verflechtungen rund um den
Globus reichen?‹, fragte der News-Moderator und kündigte ein Portrait von Waldemar
Bernhold an. Der Beitrag dauerte vier Minuten. Er
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