Zauberhaft verliebt: Roman (German Edition)
Senfsamen! Herbei, meine Elfenfreunde, in dieser magisch-mystischen Mittsommernacht! Kommt und helft euren Schwestern Sonnenschein und Distelflaum! Kommt und rettet eure Brüder Kriegerkönig und Kürbis!«
Heilige Scheiße, dachte Ella.
Ash lachte. Poll und Billy nicht.
Gabby und Tom waren wie vom Donner gerührt und standen da wie Statuen.
Trixies schrille Stimme trällerte blechern: »In dieser schönen Mittsommernacht / das kleine Volk zum Spiel erwacht. / Und von den Elfen süß und sacht / wird rasch die rechte Speis gebracht.«
Dann wurde es in der eben noch lichtdurchfluteten Küche seltsamerweise immer dunkler. Die Luft flirrte und flimmerte und war voll regenbogenfarbener Sternchen-Kaskaden. Während eine erfrischende Brise um sie her wehte, war im Zwielicht nichts anderes zu hören als sanftes Flügelschlagen, so zart wie von Schmetterlingen.
Die Sensation hätte Stunden oder auch nur einen Wimpernschlag andauern können. Ella vermochte es nicht zu sagen.
Aber mit einem Schlag war es vorbei. Auch Trixie war fort. Und die Dunkelheit. Und vor ihnen stand Gabby mit dem Körbchen kandierter Früchte in Händen.
Von Roys Restehäppchen war nichts mehr zu sehen.
»Was zum Henker ist da denn jetzt passiert?«, fragte Ash blinzelnd. »Das war doch nicht etwa …?«
Ella glaubte, ziemlich genau zu wissen, was da passiert war, schüttelte aber nur wortlos den Kopf.
Die Leute von der Crew waren alle damit beschäftigt, hektisch an Reglern und Schaltern herumzufummeln und ihre elektronische Anlage zu kontrollieren und nochmals zu prüfen.
»Eine kleine technische Störung«, sprach Gabby, ohne zu stocken, direkt in die Kamera. »Wahrscheinlich aufgrund der sommerlichen Hitze. Mich stört so etwas nicht und Sie, meine Zuschauer, hoffentlich auch nicht. Es beweist, dass Dewberry’s Dinners wahrhaftig ganz und gar live gesendet wird, und ich hoffe, Sie lassen sich davon nicht das Vergnügen verderben … Also, wo waren wir? Ach ja, bei Gabbys Geheimzutat! Nun, was haben wir denn hier?«
»Äh, hast du nicht vorhin von Klößchen gesprochen?«, murmelte Tom mit noch immer verdattertem Gesicht.
»Klößchen?«, kreischte Gabby. »Klößchen? Bist du nicht ganz bei Trost? Sieht das hier nach Klößchen aus, Tom? Nein, wir haben hier ganz allerliebste kleine kandierte Früchte. Sind sie nicht hübsch?«
Jedermann nickte.
Ella, der es vorkam, als sei sie plötzlich aus einem lebhaften Traum aufgewacht und könne sich nicht ganz erinnern, wo sie war, rieb sich die Augen. Der rauchfarbene Lidschatten blieb an ihren Fingern haften. Verflixt, jetzt sah sie wahrscheinlich aus wie ein Pandabär …
War sie denn die Einzige, die Trixie gesehen – oder zu sehen geglaubt – hatte? Ausstaffiert wie eine Märchenfee im Kindertheater? Gabby und Tom schienen gänzlich ungerührt. Hatte sie sich das nur eingebildet? Geträumt?
»Was ist passiert?« Ash beugte sich zu ihr. »Was zum Teufel ist da vorgegangen? War das Trixie? Schon wieder?«
Ella schüttelte den Kopf. »Ich bin mir nicht sicher … aber ich glaube ja.«
»Nicht schwätzen!«, ermahnte Gabby mit aufgesetztem Lächeln. »Nur servieren. Es bleiben noch zwei Minuten!«
Ella servierte. Wie auch alle anderen. Es war, als hätte es den seltsamen Silber-Zwischenfall nicht gegeben. Und doch war sie überzeugt, dass Gabby Trixies ersten Ruf gehört hatte und tatsächlich im Begriff gewesen war, eine tote Maus zu verkosten, und die Maus hatte sich auf unerklärliche Weise in kandierte Früchte verwandelt – kandierte Früchte, die Gabby nun kunstvoll auf dem makellos geformten Athole-Pudding drapierte.
Und Trixie war in einem silbernen Umhang in die Küche gerauscht, Ella wusste es genau. Sie hatte sie doch selbst gesehen. Oder nicht?
»So! Die Zeit ist um!« Gabby wieselte zur anderen Seite des Tisches. »Nun treten alle von ihren Speisen zurück. Schön auf Abstand.«
Sie traten zurück.
Gabby beäugte den Tisch. »Sehr hübsch. Ansprechend serviert. Schönes altes Porzellan. Gut gemacht.«
Ella sah zu Poll und tat im Innersten einen kleinen Freudensprung.
Tom warf einen sehnsüchtigen Blick auf die fest verschlossene Hintertür und schüttelte sich dann. »Ah ja. Das sieht ja alles ganz wunderbar aus. Ein richtiger Bauernschmaus.«
Die Kamera fuhr den Tisch entlang.
Es sah fantastisch aus, fand Ella. Von Ashs aromatisch duftender Nesselsuppe in der nostalgischen Terrine, flankiert von Billys Scones, hoch aufgetürmt auf einem passenden Teller und
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