Zauberhaft verliebt: Roman (German Edition)
würde alles gut werden.
Wie herrlich entspannend es sein müsste, in Dörfern mit so verschlafenen, idyllischen Namen zu leben und Nachbarn zu haben, die wahrscheinlich noch immer um Maibäume tanzten, wahrscheinlich noch nie eine Excel-Tabelle gesehen oder von einem iPod Nano gehört hatten und die Gok Wan für eine kleine indonesische Insel und nicht für einen Modezar hielten.
Jetzt waren alle Zweifel wie weggeblasen. Es war die richtige Entscheidung gewesen, aus ihrem festgefahrenen Leben auszusteigen, ihren Job in der City hinzuschmeißen, bevor sie mit siebenundzwanzig ausgebrannt wäre, und auf Poll Andrews’ Annonce in einem dieser Nobel-Magazine zu antworten, in denen lauter Stellenangebote standen wie »Gräfin Hermine Mopsley-Pummelwanst sucht Gesellschafterin. Anforderungen: Führerschein, Sprachkenntnisse in Mandarin fließend sowie Tierkommunikation mit Lamas« – auch wenn Mark da ganz anderer Auffassung war.
Mark … Ella schüttelte den Kopf. Nein, an Mark wollte sie nicht denken. Nicht jetzt. Schließlich würde sie das alles gar nicht tun, wenn Mark nicht wäre. Und wenn sie jetzt zu viel an Mark dächte, würde sie womöglich einfach aufgeben und umkehren und nach London zurücksausen, und das würde überhaupt nichts lösen … Nein, sie würde das hier durchziehen …
Entschlossen klappte Ella die Sonnenbrille wieder herunter, ließ den Wagen an und steuerte in Richtung Fiddlesticks und Lovers Knot. Und überhaupt, nach all dem Ärger und den Streitereien der letzten Wochen würde Hideaway Farm bestimmt der Himmel auf Erden. Das wusste sie einfach.
2. Kapitel
Zehn Minuten später hatte sie sich in einem neuerlichen Irrgarten verschlungener Landstraßen und verlassener schläfriger Cottages und Sackgassen, die nirgendwo hinführten, hoffnungslos verirrt, alle Begeisterung war verflogen, und Ella wünschte allmählich, sie hätte nie von Hideaway Farm gehört.
Irgendwo zwischen der Abzweigung nach Fiddlesticks und der Gabelung bei Lovers Knot hatte sie die Orientierung verloren. Mal wieder. Jemanden nach dem Weg fragen, hatte Poll Andrews empfohlen. Ha! Wen denn bitte schön? Dazu müsste man erst mal Gelegenheit haben!
Es war doch wirklich nicht zu fassen.
Verschwitzt, müde und völlig entnervt fuhr Ella noch langsamer und hielt durch das weitere Dickicht unnachgiebig grün-goldener Landschaft Ausschau nach einer sicheren Stelle, um anzuhalten und Poll anzurufen. Nirgends gab es eine … nirgends auf diesen wahnwitzig engen Landstraßen könnte sie parken, ohne die ganze Fahrbahn zu blockieren, und wo waren all diese breiten Einfahrten von vorhin geblieben, jetzt, wo sie wirklich mal eine brauchte …?
Auf dem Beifahrersitz begann in den Tiefen ihrer Handtasche das Telefon zu klingeln. Okay, dachte Ella mit einem Seitenblick, lass mich nur eben einen Platz zum Anhalten finden – und wenn du Poll Andrews mit einer narrensicheren Wegbeschreibung bist, könnte ich dich küssen.
Das Telefonklingeln erstarb. Ach ja …
Nachdem sie um eine weitere zugewachsene, ununterscheidbare Landstraßenkurve gefahren war, hellte sich Ellas Miene plötzlich auf. Geradeaus, kaum erkennbar, erhob sich ein von Kies umgebener gedrungener Hügel aus struppigem Gras – oh, und welche Freude! – seitlich davon befand sich ein kleines Haus mit Natursteinmauern und Schieferdach und – oh, und welch Jubel! – vor dem kleinen Gebäude stand eine hölzerne Bank – und ja! Auf der Bank saßen zwei Leute! Leute, die ganz sicher bereit und in der Lage waren, ihr den richtigen Weg zu weisen.
Mit frischem Mut parkte Ella bei dem grasigen Hügel vorsichtig hinter einem Lieferwagen, drei Fahrrädern und einem Kleinbus. Vielleicht, dachte sie, ist dieses Gebäude ein Gemeindesaal – auch wenn in der näheren Umgebung nichts auf ein Dorf hingedeutet hatte – oder vielleicht die Praxis des hiesigen Arztes? Eine kleine Landarztpraxis für all die winzigen Weiler und abgelegenen Farmen?
Was auch immer es war, es zeugte von Zivilisation, und darum herum existierte eindeutig menschliches Leben, und irgendwer würde bestimmt in der Lage sein, ihr den Weg zur Hideaway Farm zu erklären.
So oder so war es wahrscheinlich aber doch besser, erst einmal nachzusehen, wer angerufen hatte, falls es Poll gewesen war …
Sie kramte in ihrer Tasche herum, klickte sich auf dem Display bis zur Nummer des entgangenen Anrufs und stöhnte.
Mark.
Ella sah ihn vor sich, wie er mit seinem stachelig gegelten Haar und dem
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