Zauberhafte Versuchung
römischer Urnen, die seinem Vater gehört hatte, war zerstört worden. Nachdem sie verkauft worden war, um die Schulden der Familie zu begleichen, hatte Fielding vier Jahre nach ihr gesucht, um sie zurückzukaufen. Einige der Scherben lagen noch in dem offenen Kamin.
Fielding ließ sich auf ein mit rotem Samt bezogenes Chippendale-Sofa fallen. Er war ein kompletter Narr gewesen, zu glauben, er könne seinen Onkel von etwas abbringen, was dieser wollte. Wider besseres Wissen hatte Fielding gehofft, der Rabe besäße noch genügend Menschlichkeit, um Esme zu verschonen. Aber so wie es aussah, hatte Fielding ihn gewaltig unterschätzt.
Und zu allem Übel war ihm darüber hinaus klar geworden, dass er seinem Onkel ähnlicher war, als er sich eingestehen mochte. Der Rabe hatte Fieldings Absicht erraten, die Mitglieder von Solomon's für den Tod seines Vaters büßen zu lassen, weil er es genauso getan hätte.
Vielleicht war es falsch, Rache zu nehmen; vielleicht war er zu weit gegangen. Aber Fielding wollte wissen, was seinem Vater zugestoßen war. Und vor allem wollte er wissen, wer dafür verantwortlich war. An jenem Tag des Unglücks waren zwei Mitglieder des Clubs bei seinem Vater gewesen, und beide Männer hatten die Höhle unverletzt verlassen.
Als er den Auftrag angenommen hatte, für Solomon's nach der Büchse der Pandora zu suchen, war das für Fielding die Chance gewesen, die Identität der beiden Begleiter seines Vaters enthüllen zu können. Doch dieses Ziel hatte er fast wieder aus den Augen verloren, weil er sich von Esme hatte betören lassen. Aber damit war jetzt Schluss. Er würde noch heute Nacht in den Club gehen, und sich die gewünschten Informationen holen. Aber vorher würde er noch einen Versuch unternehmen, den verschwundenen Waters zu finden.
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18. Kapitel
E in Bierkrug fiel zu Boden, und das laute Scheppern riss Fielding aus seinen Gedanken. Er war noch einmal in den Pub gegangen, weil er noch darauf hoffte, Waters hier anzutreffen. Doch die Suche nach diesem Mann war nicht der Hauptgrund, warum Fielding heute Abend das Haus verlassen hatte. Nein, seine Absicht war es, bei Solomons einzubrechen, doch bis der Club für die Nacht schloss, blieb ihm noch gut eine Stunde Zeit. Aus Gesprächen mit seinem Vater wusste Fielding, dass der Club akribisch über seine Mitglieder Buch führte. Deshalb war er überzeugt, dort einen Hinweis darauf zu finden, wer die Schuld am Tod seines Vaters trug.
Fielding hatte Esme nicht in sein Vorhaben eingeweiht, und um zu verhindern, dass sie ihm folgte, hatte er Max gebeten, sie unter seine Fittiche zu nehmen. Wie sich herausstellte, war der Marquis eine großartige Hilfe. Er hatte sich nicht nur bereit erklärt, zu Ehren Esmes eine Abendgesellschaft zu geben - wodurch sie gezwungen war, im Hause zu bleiben -, sondern auch mehrere potenzielle Heiratskandidaten dazu eingeladen. Letzteres hatte für Fielding zwar einen bitteren Beigeschmack, doch er hatte sich damit abgefunden. Umworben zu werden, war eine Erfahrung, die Esme bisher nicht gemacht hatte, und er gönnte es ihr, sie nachzuholen, wenn auch nur für eine Nacht.
Vermutlich saß sie in ebendiesem Augenblick zwischen zwei wohlhabenden Gentlemen, die ihr sagten, wie bezaubernd sie aussähe und wie wunderschön ihre grünen Augen seien.
Doch keiner der beiden würde die wache Intelligenz in diesen Augen wahrnehmen, und Esmes geistreichen Kommentare würden sie als Albernheiten abtun. Niemand würde ihr leises Lächeln bemerken, wenn sie etwas erheiternd fand, aber nicht darüber lachen wollte.
Das Schankmädchen kam an Fieldings Tisch und brachte ihm den Whisky, den er bestellt hatte. Er hatte nicht die Absicht, hier etwas zu trinken. Doch es wäre dumm gewesen, unnötig Aufmerksamkeit zu erregen. Und ein Mann, der ganz allein und ohne etwas zu trinken an seinem Tisch saß, hätte zweifelsohne neugierige Blicke auf sich gezogen.
Als das Mädchen das Glas vor ihn hinstellte, sah er, dass es die junge Frau von neulich Abend war. »Warum sind heute so wenig Gäste hier?«, fragte er, da der Pub bis auf einige wenige Männer leer war.
Als die junge Frau sich ihm zuwandte, sah Fielding die entzündeten, nässenden Stellen auf ihrer Wange und an ihrem Hals. »Sie sind alle krank. Am besten gehen Sie, Mister.« Sie sah sich um. »Irgendetwas stimmt hier nicht«, murmelte sie, als sie sich schnell abwandte, um hinter dem Tresen
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