Zauberin von Darshiva
fragte Beldin heftig.
»Weil es etwas wie einen leeren Ort nicht gibt, Oheim. Es sind immer irgendwelche Geschöpfe da – wilde Tiere, Mäuse, Insekten, Vögel – , und sie alle können hören.«
»Aber wenn sie nicht da wären? Wenn der Wald wirklich leer wäre?«
»Warum vergeudest du deine Zeit, dir den Kopf über etwas Unmögliches zu zerbrechen?«
Er starrte sie frustriert an.
»Nicht nur das«, warf Ce’Nedra fast ein bißchen selbstgefällig ein. »Ihr sprecht vom Wald, also gibt es da Bäume. Auch Bäume können hören, wißt Ihr?«
Beldin funkelte sie an. »Weshalb ergreift ihr alle Partei gegen mich?«
»Weil du dich täuschst, Ohm.« Polgara lächelte.
»Täuschen, Polgara? Ich mich täuschen?«
»Das passiert jedem hin und wieder. Wie wäre es, wenn wir jetzt früh-stücken?«
Die Sonne ging auf, während sie aßen, und Belgarath blinzelte in ihre ersten Strahlen. »Wir haben seit Mitternacht keine Soldaten mehr gesehen, und die einzigen bisher waren peldanische Truppen. Ihretwegen brauchen wir uns keine Sorgen zu machen. Wir könnten heute morgen ruhig noch ein Stück weiterreiten.« Er blickte Silk fragend an. »Wie weit ist es bis zur Grenze von Darshiva?«
»Eigentlich gar nicht so weit, aber wir sind bisher recht langsam voran-gekommen. Es ist Frühling, die Nächte werden kürzer, und wir verlieren Zeit, wenn wir immer Bogen um die Truppen machen müssen.« Er runzelte die Stirn. »An der Grenze könnte es allerdings zu einem kleinen Problem kommen. Wir müssen den Magan überqueren, und da alle aus der Gegend geflüchtet sind, wird es schwierig werden, ein Boot zu finden.«
»Ist der Magan denn wirklich ein so mächtiger Strom?« fragte Sadi.
»Er ist der größte Fluß der Welt, gut dreitausend Meilen lang und so breit, daß man das gegenüberliegende Ufer nicht sehen kann.«
Durnik stand auf. »Ich möchte nach den Pferden sehen, ehe wir wieder aufbrechen«, sagte er. »Wir ritten sie in der Dunkelheit, und das ist immer ein wenig gefährlich. Wir wollen doch nicht, daß eines zu lahmen an-fängt.«
Auch Eriond und Toth erhoben sich und stapften mit ihm durch das ho-he Gras zu den Pferden.
»Und ich werde noch ein wenig kundschaften«, erklärte Beldin. »Selbst wenn die Soldaten Peldaner sind, ist es besser, Überraschungen aus dem Weg zu gehen.« Er verwandelte sich, flog ostwärts und in Spiralen den wolkenlosen Morgenhimmel hoch.
Garion streckte die Beine aus, lehnte sich zurück und stützte sich auf die Ellbogen.
»Du mußt sehr müde sein.« Ce’Nedra setzte sich neben ihn und strich zärtlich über sein Gesicht.
»Wölfe werden nicht so leicht müde«, versicherte er ihr. »Ich glaube, wenn es nötig wäre, könnte ich eine ganze Woche dahinlaufen.«
»Aber es ist nicht nötig, also brauchst du gar nicht daran zu denken.«
»Ja, Liebes.«
Sadi war aufgestanden und griff nach seinem roten Lederkästchen. »Ich glaube, solange wir noch Pause machen, nütze ich die Zeit und suche etwas für Zith.« Er runzelte die Stirn. »Wißt Ihr, Liselle«, wandte er sich an Sammet, »ich glaube, Ihr hattet recht, als Ihr mich in Zamad darauf aufmerksam gemacht habt, daß sie zugenommen hat. Sie ist wirklich ein paar Unzen schwerer geworden.«
»Laßt sie ein wenig fasten«, schlug das blonde Mädchen vor.
»Ich weiß nicht recht.« Er lächelte. »Es ist etwas schwierig, einer Schlange zu erklären, weshalb man sie hungern läßt, und ich möchte nicht, daß sie böse auf mich wird.«
Bald danach ritten sie weiter, hinter dem deutenden Toth her.
»Er sagt, daß wir wahrscheinlich ein Dorf südlich der großen Stadt am Fluß finden«, übersetzte Durnik.
»Ferra«, sagte Silk.
»Schon möglich. Ich habe schon lange keine Karte mehr studiert. Jedenfalls meint er, daß es auf dieser Seite ziemlich viele Ortschaften gibt, wo wir ein Boot mieten könnten, das uns nach Darshiva übersetzt.«
»Vorausgesetzt, daß sie nicht alle verlassen sind«, fügte Silk hinzu.
Durnik zuckte die Schulter. »Das können wir erst feststellen, wenn wir dort sind.«
Es war ein warmer Morgen, und sie ritten unter einem wolkenlosen Himmel durch das wellige Grasland von Südpeldane. Am Vormittag trab-te Eriond zu Garion nach vorn. »Glaubst du, Polgara hätte etwas dagegen, wenn du und ich ein bißchen galoppieren würden?« fragte er. »Vielleicht bis zu dem Hügel da drüben?« Er deutete auf eine größere Erhebung im Norden.
»Ich fürchte schon«, antwortete Garion, »außer, wir hätten
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