Zauberin von Darshiva
zu sagen. Ich hoffe, er hat sie aufgegeben. Ich will keinen Krieg – mit niemandem. Aber ich werde mich ihm auch nicht unterwerfen. Die Welt ist nicht dazu bestimmt, von einem einzigen regiert zu werden – und ganz bestimmt nicht von jemandem wie Zakath.«
»Aber du magst ihn doch, nicht wahr?«
»O ja. Ich wollte, ich hätte ihn kennengelernt, ehe Taur Urgas sein Leben ruinierte.« Er machte eine Pause, und sein Gesicht wurde hart. »Das war ein Mann, gegen den ich ohne Bedenken Krieg geführt hätte. Er verseuch-te die ganze Welt, nur indem er in ihr lebte.«
»Aber das war nicht wirklich seine Schuld. Er war irrsinnig, das entschuldigt ihn.«
»Du vergibst leicht, Eriond.«
»Ist es nicht leichter zu verzeihen, als zu hassen? Bis wir gelernt haben zu vergeben, wird es immer wieder zu so etwas kommen.« Er deutete auf den Rauch im Norden. »Haß ist unfruchtbar, Belgarion.«
»Ich weiß.« Garion seufzte. »Ich haßte Torak, doch ich glaube, schließ-
lich vergab ich ihm – hauptsächlich aus Mitleid. Trotzdem mußte ich ihn töten.«
»Wie, glaubst du, wäre die Welt, wenn die Menschen einander nicht mehr töteten?«
»Schöner, wahrscheinlich.«
»Warum sorgen wir dann nicht dafür?«
»Du und ich?« Garion lachte. »Nur wir zwei?«
»Warum nicht?«
»Weil es unmöglich ist, Eriond.«
»Ich dachte, du und Belgarath hättet das Wort ›unmöglich‹ längst aus eurem Sprachschatz gestrichen.«
Wieder lachte Garion. »Haben wir vermutlich. Also nennen wir es anders. Würdest du dich mit ›ungemein schwierig‹ zufriedengeben?«
»Nichts, was wirklich von Wert ist, dürfte leicht sein, Belgarion. Denn wenn es leicht ist, schätzen wir es nicht. Aber ich bin sicher, wir werden eine Lösung finden.« Er sagte es mit solcher Überzeugung, daß Garion tatsächlich einen Augenblick glaubte, diese verrückte Idee ließe sich ver-wirklichen.
Dann blickte er wieder auf die häßlichen Rauchsäulen, und seine Hoffnung schwand. »Wir sollten wohl umkehren und den anderen Bescheid geben«, sagte er.
Gegen Mittag kehrte Beldin zurück. »Da draußen, etwa eine Meile vor uns, ist noch ein Trupp«, sagte er zu Belgarath. »Etwa ein Dutzend Mann.«
»Sind sie zu der Schlacht im Norden unterwegs?«
»Nein. Ich würde eher sagen, diese Gruppe ist auf der Flucht. Die Männer sehen bereits sehr mitgenommen aus.«
»Hast du eine Ahnung, zu welcher Seite sie gehören?«
»Das spielt wirklich keine Rolle, Belgarath. Wenn ein Soldat fahnen-flüchtig wird, gibt er seine Treue auf.«
»Deine Klugheit macht mich manchmal krank!«
»Warum läßt du dir nicht von Pol ein Mittel mischen, das dagegen hilft?«
»Wie lange geht das schon so?« fragte Sammet Polgara.
»Was, Liebes?«
»Dieses ständige Geplänkel der beiden?«
Polgara schloß die Augen und seufzte. »Du wirst es nicht für möglich halten, Liselle, aber manchmal glaube ich, es hat zu Anbeginn der Zeit angefangen.«
Die Soldaten, auf die sie schließlich stießen, waren mißtrauisch, ihre Mienen furchtsam, aber sie warteten tapfer mit den Händen an den Waffen auf sie. Silk winkte Garion unmerklich zu, und die beiden ritten ihnen langsam entgegen.
»Guten Tag, Männer«, begrüßte Silk sie leutselig. »Was, in aller Welt, ist hier los?«
»Das habt Ihr nicht gehört?« staunte ein drahtiger Bursche mit blutigem Verband um den Kopf.
»Wir sind noch niemandem begegnet, der es uns hätte sagen können«, antwortete Silk. »Wohin sind die ganzen Menschen verschwunden, die in diesem Teil von Peldane lebten?«
»Geflüchtet«, antwortete der mit dem Verband. »Zumindest die, die am Leben geblieben sind.«
»Wovor flohen sie?«
»Zandramas«, antwortete der Mann schaudernd. »Ihre Armee marschierte vor etwa einem Monat in Peldane ein. Wir versuchten sie aufzuhalten, aber sie hatten Grolims dabei, und gegen Grolims können gewöhnliche Truppen wenig ausrichten.«
»Das stimmt allerdings. Was bedeutet der Rauch im Norden?«
»Dort tobt eine große Schlacht.« Der Soldat setzte sich auf den Boden und machte sich daran, den blutigen Verband abzunehmen.
»Aber das ist keine Schlacht, wie ich sie kenne«, fügte ein anderer Soldat hinzu. Er trug seinen linken Arm in einer Schlinge und sah aus, als hätte er mehrere Tage im Schlamm gelegen. »Ich habe in mehreren Kriegen ge-kämpft, doch so was wie hier hab’ ich noch nie erlebt. Als Soldat geht man natürlich einige Risiken ein – Schwerter, Pfeile, Speere und dergleichen, versteht ihr – , aber wenn
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