Zauberin von Darshiva
entfernt und schmücke den Altar mit Blumen, statt mit dem Blut seiner Opfer. Bitterlich bereue ich die Male, da ich selbst das Messer beim Opferritual führte.«
»Und was hat Euch so verändert?« erkundigte sich Polgara.
»Eine Stimme sprach zu mir in der Stille meiner Seele, Lady Polgara. Ei-ne Stimme, die mich mit solcher Freude erfüllte, daß ich die Welt wie in Licht gebadet sah.«
»Und was sagte die Stimme zu Euch?«
Der greise Priester griff unter seinen schwarzen Umhang und brachte ein Pergament zum Vorschein. »Ich gab mir große Mühe, es genau so nie-derzuschreiben, wie die Stimme es sagte«, erklärte er, »denn solcherart waren meine Anweisungen. Ein Mensch kann falsch auslegen, was er hört, oder es ändern, wenn es ihm nicht gefällt, oder wenn er es nicht versteht.« Er lächelte sanft. »Doch was ich niederschrieb ist für andere gedacht, denn für mich sind die Worte in mein Herz geprägt, unauslöschlicher als auf diesem Blatt.« Er hob das Pergament und begann mit zittriger Stimme zu lesen.
»Höret! In den Tagen, die der Begegnung des Kindes des Lichtes mit dem Kind der Finsternis in der Stadt der Ewigen Nacht folgen, wird große Verzweiflung die Priester des Finsteren Gottes befallen, denn er wird geschlagen sein und nie mehr zu seinem Volk zurückkehren. Doch seid frohen Mutes, denn eure Verzweiflung ist die Nacht, die von der neuen Sonne vertrieben wird. Denn wahrlich sage ich euch, Angarak wird mit dem Vorscheinen seines wahren Gottes neugeboren werden – von ihm, der seit Anbeginn der Zeit bestimmt ist, es zuführen. Denn wisset, der Finstere Gott wurde aus dem Nichts geboren in jenem Augenblick des GESCHEHENS, das die Schöpfung teilte, und nicht er war vorherbestimmt, Angarak zu leiten und zu beschützen. In der endgültigen Begegnung des Kindes des Lichtes mit dem Kind der Finsternis wird der WAHRE Gott von Angarak offenbart, und ihr werdet ihm eure Herzen und eure Liebe schenken.
Der Weg, dem Angarak folgen wird, wird von der WAHL entschieden werden, und wenn die WAHL getroffen ist, kann nichts sie ungeschehen machen, ihre Entscheidung, ob zum Guten oder Bösen, währt in alle Ewigkeit. Denn höret, ZWEI werden stehen an dem Ort, der nicht mehr ist, doch nur einer wird erwählt werden. Und das Kind des Lichtes und das Kind der Finsternis werden die Bürde der Geister, die sie leiten, den zweien abtreten, die der WAHL harren. Und sollte die WAHL auf die eine Seite fallen, wird die Welt in Finsternis versinken; fällt sie jedoch auf die andere, wird alles in Licht gebadet, und was vor Anbeginn der Zeit bestimmt wurde, wird sich erfüllen:
So harret denn in Hoffnung und behandelt alle Geschöpfe gütig und liebevoll, denn so ist es zum Gefallen des wahren Gottes, und sollte er siegen und erwählt werden, wird er euch segnen und nur ein sanftes Joch auferlegen.«
Der greise Grolim senkte das Blatt und neigte ehrfürchtig den Kopf. »So sprach die Stimme, die mein Herz mit Freude füllte und meine Verzweiflung vertrieb.«
»Wir sind dankbar, daß Ihr Euer Wissen mit uns geteilt habt«, versicherte ihm Belgarath. »Dürfen wir Euch etwas zu essen anbieten?«
Der Grolim schüttelte den Kopf. »Ich esse kein Fleisch mehr, denn ich möchte meinen Gott nicht kränken. Ich habe meine Messer weggeworfen und werde den Rest meines Lebens keinen Tropfen Blut mehr vergießen.«
Er erhob sich. »Ich will Euch nun nicht länger stören. Ich kam nur, um Euch die Worte kundzutun, die die Stimme zu mir sprach, und um Euch zu versichern, daß zumindest einer in Angarak für Euren Erfolg betet.«
»Wir danken Euch«, sagte Belgarath herzlich. Er ging zur Tür und hielt sie für den gütigen Greis auf.
»Das war ziemlich präzise, nicht wahr?« meinte Beldin, nachdem der Grolim gegangen war. »Das erste Mal, daß ich eine Prophezeiung mit unverblümter Aussage hörte!«
»Wollt Ihr damit sagen, daß er wahrhaftig ein Prophet ist?« staunte Silk.
»Natürlich ist er einer. Es ist ein fast klassischer Fall. Er hatte alle Sym-ptome – die Ekstase, die radikale Veränderung der Persönlichkeit, eben alles.«
»Doch etwas stimmt nicht«, warf Belgarath stirnrunzelnd ein. »Ich habe äonenlang Prophezeiungen gelesen, und was er sagte, war in einem ganz anderen Ton als alle, auf die ich je stieß – ob nun unsere oder die anderen.« Er blickte Garion an. »Kannst du dich mit deinem Freund in Verbindung setzen? Ich müßte mit ihm reden.«
»Ich kann es versuchen«, antwortete Garion. »Er
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