Zauberin von Darshiva
überquerte den Hof zur Küchentür.
Etwa fünf Minuten später führte Durnik die anderen auf den Hof. Er blickte sich verblüfft um und lachte plötzlich. »Man könnte glauben, Faldor müsse jeden Moment durch diese Tür kommen! Wie ist es möglich, daß sich zwei Gehöfte, die so weit auseinander liegen, so ähnlich sein können?«
»Es ist die praktischste Anordnung für einen Bauernhof, Durnik«, sagte Belgarath. »Und früher oder später kommen praktisch veranlagte Leute auf der ganzen Welt darauf. Kannst du dich um die Kuh kümmern? Wir würden nicht viel zum Schlafen kommen, wenn sie die ganze Nacht hindurch so brüllt.«
»Ich melke sie sofort.« Der Schmied saß ab und führte sein Pferd zum Stall.
Belgarath blickte ihm voll Zuneigung nach. »Wir werden ihn morgen früh wohl mit Gewalt von hier wegzerren müssen«, meinte er.
»Wo ist Polgara?« erkundigte sich Silk, während er Sammet vom Pferd half und sich umsah.
»Wo wohl?« Belgarath deutete zur Küche. »Sie da herauszukriegen dürfte sich als noch schwieriger erweisen als Durnik aus der Schmiede.«
Mit verträumtem Blick schaute auch Sammet sich um. Die Wirkung des Mittels, das Sadi ihr am vergangenen Abend gegeben hatte, war noch nicht ganz abgeklungen, und Garion nahm an, daß Polgara sie noch streng überwachte. »Sehr hübsch«, sagte sie und lehnte sich unwillkürlich an Silk. »Richtig heimelig.«
Silks Miene war wachsam wie die eines Mannes, der bereit ist, jeden Moment die Flucht zu ergreifen.
Auch an diesem Abend speisten sie gut. Sie saßen an einem langen Tisch unter den dicken Deckenbalken der Küche, in der das goldene Licht von Wachskerzen sich auf den polierten Böden an der Wand hängender Kup-fertöpfe und -pfannen spiegelte. Es war behaglich und angenehm warm in der Stube, obgleich der Sturm, der sich bereits Nachmittags angekündigt hatte, jetzt tobte und die Nacht mit Donner, Sturmwind und peitschen-dem Regen füllte.
Garion empfand tiefen inneren Frieden, wie seit über einem Jahr nicht mehr. Er war dankbar dafür, denn er würde ihn stärken, ihm Kraft für die bevorstehenden kritischen Monate geben.
»Du liebe Güte!« entfuhr es Sadi. Nach dem Essen hatte der Eunuch sein rotes Kästchen in die hintere Ecke der Küche getragen und seither versucht, Zith mit einem Tellerchen frischer, warmer Milch aus ihrer kleinen Behausung zu locken.
»Was ist los, Sadi?« rief Sammet, die offenbar dabei war, die restliche Nachwirkung des Mittels abzuschütteln – und Polgaras Mahnung, sich ruhig zu verhalten.
»Zith hat eine kleine Überraschung für uns!« antwortete ihr Sadi erfreu-ten Tones. »Und nicht nur eine!«
Sammet ging neugierig zu ihm. »Oh!« hauchte sie. »Sind sie nicht niedlich?«
»Was ist los?« rief jetzt auch Polgara.
»Unsere liebe kleine Zith ist Mutter geworden«, erklärte Sammet.
Nun eilten auch die anderen herbei, um sich die Neuankömmlinge anzusehen. Wie ihre Mutter waren sie alle giftgrün und hatten den charakteristischen roten Streifen, der von der Nase über den Rücken bis zur Schwanzspitze verlief. Es waren fünf und keines größer als Angelwürmer.
Alle hatten das Kinn auf den Tellerrand gelegt und leckten mit den winzigen gespaltenen Zungen die warme Milch, dabei schnurrten sie im Quin-tett. Zith lehnte sich schützend über sie, irgendwie gelang es ihr dabei, gesetzt auszusehen.
»Das erklärt, weshalb sie in letzter Zeit so launisch war«, sagte Sadi.
»Warum hast du es mir denn nicht erzählt, Zith? Ich hätte dir doch bei der Entbindung helfen können!«
»Ich glaube nicht, daß ich bei einer Schlange Hebamme spielen möchte.«
Silk schüttelte sich. »Außerdem dachte ich, daß Schlangen Eier legen.«
»Die meisten ja«, entgegnete Sadi. »Aber einige Arten gebären lebende Junge. Dazu gehört Zith.«
»Und ich dachte, sie würde fett«, warf Sammet ein. »Dabei war sie schwanger!«
Durnik runzelte die Stirn. »Irgendwas geht da nicht mit rechten Dingen zu.« Er schaute Sadi fragend an. »Es stimmt doch, daß es diese Schlangen-art nur in Nyissa gibt, oder?«
»Das stimmt«, bestätigte der Eunuch, »und selbst dort sind sie eine Sel-tenheit.«
»Aber wie…« Unwillkürlich errötete Durnik. »Ich meine, wie konnte es dann dazu kommen? Wir sind schon ziemlich lange von Nyissa weg. Wo kann sie da dem Vater begegnet sein?«
Sadi blinzelte verwirrt. »Das ist ja unmöglich! Zith, wie hast du das gemacht?«
Die kleine grüne Schlange ignorierte ihn.
»So rätselhaft ist
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