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Zauberkusse

Zauberkusse

Titel: Zauberkusse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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sagen und atme dabei eine Mücke ein, die ich hustend und prustend wieder ausspucke. »Verdammt noch mal«, rege ich mich auf und beschleunige meine Schritte, um den Mückenschwarm, in den ich geraten bin, hinter mir zu lassen. »Weißt du was«, fahre ich Loretta so plötzlich an, dass sie erschreckt stehen bleibt und sich zu mir umsieht.
    »Nein, was?«
    »Du bist schuld. Du bist an allem schuld! Wenn du mich nicht auf den Dom geschleppt hättest, dann wäre ich ihr nie begegnet, dieser … Hexe.«
    »Darf ich dich daran erinnern, dass du da unbedingt hineingehen wolltest? Und dass ich dir von vorneherein gesagt habe, dass ich von diesem Humbug rein gar nichts halte.«
    »Aber das ist ja das Schlimme«, jaule ich auf. »Es ist kein Humbug. Hexen gibt es doch. Und jetzt habe ich den Salat. Es geht mir keinen Deut besser als vorher, dafür hat sich jetzt aber die Welt der Magie gegen mich verschworen.« Kopfschüttelnd kommt meine Freundin näher, stellt sich dicht vor mich und fasst mich an den Schultern.
    »Beruhige dich«, sagt sie mit Nachdruck. »Niemand hat sich gegen dich verschworen. Bitte sag mir, dass du nicht allen Ernstes daran glaubst, dass dieser ganze Hokuspokus funktioniert. Bitte.« Sie sieht mich eindringlich an und ich zucke ein wenig unschlüssig mit den Schultern. Was soll ich dazu sagen? Natürlich glaube ich nicht daran. Nicht wirklich jedenfalls. Womit sich natürlich die berechtigte Frage aufdrängt, was ich dann eigentlich hier verloren habe.
    »Aber Annas Unfall …«, beginne ich zaghaft, da werde ich schon von Loretta unterbrochen:
    »Du sagst es, ein Unfall. Weiter nichts.« Damit nimmt sie meine Hand und zieht mich mit sich fort.
    »Wenn du so wenig daran glaubst, wieso bist du dann mitgekommen?«, frage ich, während ich keuchend versuche, mit ihr Schritt zu halten. Grinsend dreht sie sich zu mir um:
    »Ich habe deine erste Begegnung mit Anna verpasst, und das passiert mir kein zweites Mal.« Bei dieser Antwort rutscht mir das Herz in die Hose. Ich blicke vorsichtig über meine Schulter zurück, ob meine Rivalin uns möglicherweise schon auf den Fersen ist, aber der schmale Pfad schlängelt sich leer und unschuldig durch den Wald.
    »Das kann doch kein Zufall sein. Wie viele Hexen gibt es in Hamburg? Wieso muss Anna denn ausgerechnet zu dieser gehen«, grummele ich noch vor mich hin, als wir durch das kleine Törchen in Theklas Garten treten, wo, auf der schon seit Ewigkeiten nicht mehr gemähten Rasenfläche, ihr Wohnmobil metallisch in der Herbstsonne funkelt. Unkraut überwuchert die längs dem Zaun angelegten Blumenbeete, das kleine Holzhäuschen wirkt morsch und heruntergekommen. Noch bevor wir an die Tür klopfen können, öffnet sich diese von selbst und Thekla tritt heraus. Hellseherei? Oder einfach nur aus dem Fenster geschaut?
    »Da seid ihr ja, hereinspaziert, hereinspaziert«, begrüßt sie uns mit einem breiten Lächeln und geht vorneweg zu ihrem Wohnwagen.
    »Hallo, Madame Thekla«, sagt Loretta so fröhlich, als würden wir zum gemütlichen Kaffeeklatsch vorbeikommen. Ich schüttele ihr mit düsterer Miene die Hand. Während ich mich an ihr vorbeiquetsche, werfe ich ihr einen giftigen Blick zu.
    »Dafür, dass all das ausgesendete Unglück jeden Moment auf dich zurückfallen könnte, hast du aber erstaunlich gute Laune«, sage ich bissig.
    »Was geschehen soll, wird sowieso geschehen«, meint sie achselzuckend und schiebt dann den violetten Vorhang mit den goldenen Troddeln dran zur Seite, um uns ins Allerheiligste zu führen. »Kommt herein.« Wir ziehen unsere Jacken aus und lassen uns jeweils auf einem der Sitzkissen um den flachen Tisch nieder, auf dem bereits eine Kanne Tee auf uns wartet.
    »Eine Mischung aus Ingwer, Mandeln, Zimt und Kokos«, erklärt sie, während sie uns die Tassen mit dem dampfenden Getränk füllt. »Es hebt die Stimmung und schafft eine Atmosphäre von Vertrauen.«
    »Pffhh«, mache ich leise. Vertrauen ist gut! Ich soll gleich meiner Erzfeindin gegenübertreten.
    »Sie ist nicht deine Feindin«, sagt Thekla ruhig und ich zucke ertappt zusammen.
    »Habe ich das laut gesagt?«, frage ich verwirrt und Thekla schaut erstaunt zurück.
    »Wie meinst du das?«, fragt sie, während Loretta neugierig von einem zum anderen schaut.
    »Habe ich gesagt, dass ich gleich meiner Erzfeindin gegenübertrete?«, frage ich sie und sie schüttelt den Kopf, während Thekla zeitgleich heftig nickt. Misstrauisch beäuge ich sie. Kann sie etwa Gedanken

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