Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zauberkusse

Zauberkusse

Titel: Zauberkusse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
Vom Netzwerk:
lesen?
    »Apropos Gedanken lesen«, plaudert sie drauflos und klopft mit der Hand auf das große, goldene Buch neben sich, »ich habe gelesen, dass meine Urgroßtante Lieselotte eine große Begabung dafür hatte. Das ist alles so aufregend. Ich hätte mich viel früher einmal mit meinen Ahnen auseinandersetzen sollen. Anscheinend gehöre ich wirklich und wahrhaftig einer berühmten und mächtigen Hexendynastie an.« Stolz schaut sie in die Runde. »Leider wird das Talent von der Mutter an die Tochter weitergegeben und ich habe ja nur den Willi. Wenn der allerdings endlich eine Frau fände und mit ihr eine Tochter bekäme … Wie fandest du ihn eigentlich«, wendet sie sich an mich und ich zucke entsetzt zurück. Nur über meine Leiche.
    »Kein Grund, unhöflich zu werden«, sagt sie gekränkt, bevor ich den Mund aufmachen kann.
    »Verdammt noch mal, du kannst meine Gedanken lesen«, platze ich heraus und Loretta sieht mich an, als sei ich nicht mehr ganz richtig im Kopf.
    »Tatsächlich?« Thekla klatscht in die Hände und freut sich wie ein kleines Kind.
    »Probier es aus, wenn du mir nicht glaubst«, fordere ich Loretta auf.
    »Sag mal, willst du mich veräppeln«, fragt diese in leicht säuerlichem Ton, während Thekla sie konzentriert ansieht und dann mit dem Kopf schüttelt.
    »Nein, bei ihr kann ich nichts hören«, meint sie nach einer Weile bedauernd. »Aber beim Kapitel über Gedankenlesen bin ich ja auch noch lange nicht. Vielleicht gibt es da irgendeinen Trick. Es gibt noch so viel zu lernen für mich.« Ich kann nur hoffen, dass sie ihre Hausaufgaben bezüglich des kollidierenden Liebeszaubers gemacht hat.
    »Mach dir keine Sorgen«, beruhigt sie mich. Na wunderbar, in Lorettas Kopf kann sie nicht lesen, aber ich bin ein offenes Buch, oder was? Und ich kann noch nicht einmal beweisen, dass es wirklich stimmt.
    »Zauberei ist keine Wissenschaft. Und deine Freundin hier«, damit tätschelt sie mütterlich Lorettas Arm, »möchte nur glauben, was sie sehen kann.«
    »Kannst du jetzt bitte wieder damit aufhören, meine Gedanken zu lesen?«, nöle ich. »Das ist auf die Dauer ein bisschen nervig.«
    »Ich kann es versuchen«, sagt sie und lächelt mich unsicher an. Eine Weile sitzen wir schweigend da und warten. Mein Herz klopft schon wieder bis zum Hals, wenn ich daran denke, dass ich Anna gleich gegenübertreten muss. Um mich abzulenken, sehe ich mich ein bisschen im Wagen um, atme den Duft verschiedener Kräuter und Öle ein. Durch das kleine Plastikfenster dringt ein Strahl hellen Sonnenlichts herein, in dem winzige Staubpartikel zu tanzen scheinen. Plötzlich ist mir all das so unheimlich, dass es mir kalt den Rücken runterläuft. Ich nehme einen Schluck Tee und verbrenne mir dabei die Zunge. »Autsch.« Der Tee schwappt auf meine schöne rosa Strickjacke und hinterlässt einen hässlichen Fleck. »So ein Mist! Die war gerade aus der Wäsche«, fluche ich. »Was ist denn bloß los mit mir? Heute Morgen habe ich mir schon den Kaffee auf die Hose geschüttet.«
    »Tatsächlich?« Thekla sieht mich forschend an und neigt nachdenklich den Kopf zu einer Seite. In diesem Moment ertönt jenseits des Vorhangs ein gedämpftes Klopfen. Oh nein! Anna! Ich greife nach Lorettas Hand und kralle mich daran fest.
    »Au, bist du verrückt geworden?« Thekla wirft mir einen beruhigenden Blick zu und erhebt sich.
    »Sei ganz entspannt. Es wird alles gut werden.« Ganz entspannt sein ist gut. Meine Muskeln sind dermaßen angespannt, dass ich vermutlich einige Zentimeter kleiner bin als sonst.
    »Loretta, das geht nicht. Wir müssen hier sofort raus«, sage ich panisch und schaue mich nach einem Fluchtweg um. Ich könnte die Glasscheibe zur Fahrerkabine einschlagen.
    »Jetzt beruhig dich doch.«
    »Ich will sie nicht sehen. Und vor allem darf sie mich nicht sehen.«
    »Warum denn nicht?«
    »Guck doch bloß mal, wie ich aussehe.« Allmählich werde ich hysterisch. Mit einem Ohr höre ich, wie Thekla die Türe öffnet und jemanden hereinbittet.
    »Du siehst super aus. Hast ja auch zwei Stunden vor dem Spiegel gestanden. Brauchst du eigentlich auch so lange, um dich für ein Date mit Gregor fertig zu machen, oder ist das seiner Frau vorbehalten?« Sie grinst mich an.
    »Wer dich zur Freundin hat, braucht keine Feinde«, herrsche ich sie an, »aber ich habe jetzt keine Zeit, mich mit dir zu streiten. Gib mir deinen Pulli.«
    »Wie bitte?«
    »Deinen Pulli, na los.« Hektisch öffne ich den Reißverschluss meiner rosa Jacke und

Weitere Kostenlose Bücher