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Zauberkusse

Zauberkusse

Titel: Zauberkusse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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Schadenfroh grinse ich Anna an. Ich hasse sie. Ich hasse sie! »Ja, du hasst sie und sie hasst dich«, wendet Thekla sich mir zu und ich werde ein wenig rot. »Aber Hass ist ein zerstörerisches Gefühl. Ihr solltet eine gemeinsame Basis finden. Aber das Wichtigste ist jetzt zunächst einmal, dass wir eure Zaubersprüche auflösen, damit nicht noch ein Unglück geschieht.«
    »Was könnte denn eigentlich passieren«, erkundigt sich Loretta neugierig und ich sehe sie erstaunt an. Nanu? Glaubt sie jetzt etwa doch an den »Quatsch«? Sie bemerkt meinen Blick und verzieht den Mund zu einem spöttischen Grinsen, so, als sei die Frage ironisch gemeint gewesen. Dennoch hängt sie an Theklas Lippen, als diese mit düsterer Stimme erwidert:
    »Schlimme Dinge, schlimme Dinge.«
    »Zum Beispiel?«
    »Äh, nun ja«, sie blättert ein wenig in ihrem Zauberbuch herum, um dann zuzugeben: »Das habe ich noch nicht herausgefunden, es gibt so viel zu lernen. Priorität war zunächst einmal, das Aufhebungsritual vorzubereiten.« Der spöttische Zug um Lorettas Mund verstärkt sich, als sie sagt:
    »Na ja, ihr habt euch gegenseitig aus Gregors Leben weggezaubert. Würde mich nicht wundern, wenn er als Konsequenz aus euren Leben verschwindet.« Anna und ich tauschen einen schnellen Blick und plötzlich haben wir es beide sehr eilig, mit dem Ritual zu beginnen.
    Wir schweigen verbissen, während Thekla einige getrocknete Blütenblätter in den Kelch wirft und ein Öl, das nach Rosmarin und Salbei riecht, darüberträufelt. Sie murmelt etwas, während sie die Blüten auf dem Tisch verteilt. Dann hält sie Anna auffordernd die geöffnete Hand entgegen, in die diese, nach einigem Zögern, schließlich eine grün-lila-marmorierte Wachskugel legt. Ich greife nach Lorettas Hand, die diese mitfühlend drückt. Dann muss ich mein Zauberbeutelchen hervorholen, die Knoten lösen und den Inhalt auf den Tisch streuen. Thekla schmilzt Annas Kugel über einer Kerzenflamme und fängt das flüssige Wachs auf einem goldenen Papier auf. Die Asche meines Wunschzettels streut sie darüber. Dann formt sie eine spitze Tüte aus dem Blatt, füllt meine Kräutermischung hinein und verschließt das Ganze sorgfältig.
    »Pusten Sie darüber«, fordert sie Anna auf und hält ihr das kleine Päckchen unter die Nase. Widerwillig gehorcht sie und dann muss ich dasselbe tun.
    »Ich auch?«, fragt Loretta grinsend.
    »Wenn es Ihnen Freude macht«, lächelt Thekla und also darf Loretta auch mal pusten. »So, das wär’s.« Damit lässt sie die Tüte in den Tischabfalleimer fallen. Etwas ernüchtert sehe ich sie an.
    »Wie, das war’s? Und das schmeißt du jetzt einfach in den Müll?«
    »Wohin denn sonst? Der Zauber ist aufgelöst.«
     
    »Dann war es das ja jetzt wohl«, meint Anna und erhebt sich etwas ungelenk von ihrem Platz. »Hoffentlich«, fügt sie mit einem scheelen Blick in meine Richtung hinzu. Sie zieht ihren Mantel wieder an und reicht Madame Thekla die Hand, die diese lächelnd ergreift und schüttelt.
    »Alles Gute, meine Liebe. Denken Sie immer daran, es kommt alles so, wie es kommen soll.«
    »Ja, danke«, erwidert Anna und während ich noch überlege, ob ich beleidigt sein soll, dass Thekla so nett zu ihr ist, muss ich beobachten, wie diese Schlange meiner besten Freundin ebenfalls die Hand hinstreckt. Wie in Zeitlupe sehe ich die beiden Hände sich aufeinanderzubewegen, einander umschließen. Das fasse ich ja nicht. Nun bin ich eindeutig beleidigt. Natürlich muss Thekla Anna als ihrer Kundin ein gewisses Maß an Höflichkeit entgegenbringen, aber Loretta hat diese Entschuldigung nicht. Ich bin empört. Fühle mich verraten und verkauft. Ich beobachte, wie die beiden sich voneinander lösen. Feindselig schaue ich Anna an, presse die Lippen fest aufeinander und verschränke meine Arme vor der Brust. Meine Hand bekommt sie nicht, und wenn sie sich auf den Kopf stellt. Und ihr Invalidenbonus hilft ihr auch nicht weiter. Trotzig sehe ich zu ihr hoch, warte auf ihre mir zum Gruß hingestreckte Rechte, um dann nachdrücklich den Kopf zu schütteln. Aber Anna würdigt mich keines Blickes, sondern dreht sich auf dem Absatz um und verlässt das Wohnmobil. Mit offenem Mund sehe ich ihr hinterher. Da hört sich doch alles auf! In den Gesichtern um mich herum suche ich vergeblich nach einem Zeichen der Empörung, wie sie mich selbst gerade überfällt. Loretta grinst einfach nur harmlos in der Gegend herum, während Thekla schulterzuckend meint:
    »Na und? Du

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