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Zauberkusse

Zauberkusse

Titel: Zauberkusse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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herzurichten, bevor ich wieder hinausgehe, aber ein weiterer Blick in den Spiegel nimmt mir meine diesbezüglichen Illusionen. Um aus mir wieder einen einigermaßen sehenswerten Anblick zu machen, braucht es außer Wasser, Seife, Shampoo und Ladyshaver sicher auch einige zehntausende Kalorien. Ein weiteres Klopfen an der Tür. »Ja, doch«, rufe ich hinaus und öffne. »Ist die Pizza entsorgt?« erkundige ich mich und Herr Lange nickt. Erleichtert atme ich aus, um gleich darauf den nächsten Schock versetzt zu bekommen. Fassungslos sehe ich auf meine Wohnungstür, aus der das komplette Schloss herausgebrochen ist.
    »Was soll das?«, frage ich entgeistert, woraufhin Herr Lange bedauernd die Schultern hochzieht.
    »Na ja, wir dachten, dass Sie vielleicht Hilfe bräuchten. Und wenn der Schlüssel von innen steckt, kann der Schlüsseldienst nicht rein. Also mussten wir die Türe aufbrechen, tut mir leid«, entschuldigt er sich, während Frau Saalberg mit verschränkten Armen dasteht und lächelnd vorschlägt:
    »Vielleicht sollten Sie mir nun doch endlich einen Schlüssel geben. Fürs nächste Mal.«
    »Nur über meine Leiche«, sage ich heftig, woraufhin sie beleidigt das Gesicht verzieht. »Ich schätze, Sie haben jeden Winkel meiner Wohnung zur Genüge begutachtet, wenn ich Sie dann jetzt bitten dürfte, mich wieder alleine zu lassen.« Damit schiebe ich meine sich sträubende Nachbarin aus meiner Wohnung hinaus und wende mich dann an Herrn Lange: »Und Sie, könnten Sie mir sagen, wie ich jetzt, an einem Sonntag, zu einem neuen Schloss komme?«
    »Es ist Dienstag«, verbessert er mich grinsend. Tatsächlich? Oh, mein Fehler. Dennoch funkele ich ihn wütend an und sage:
    »Wie auch immer. Sie haben meine Tür demoliert und jetzt kann hier jeder einfach reinspazieren, bis ich ein neues Schloss habe.«
    »Ich bleibe gerne solange bei Ihnen und passe auf Sie auf«, bietet er lächelnd an und ich schnappe empört nach Luft.
    »Sehen Sie mich an«, fordere ich ihn wütend auf, »sehen Sie genau hin.« Obwohl mir mein eigener Anblick unangenehm ist, lasse ich ihm ein paar Augenblicke Zeit, mich zu betrachten, bevor ich fortfahre: »Glauben Sie wirklich, das ist der Moment, in dem ich von Ihnen angebaggert werden will? Nachdem Sie mir Handschellen angelegt, mich des Drogenbesitzes beschuldigt und nun auch noch meine Tür zerdeppert haben?« Mit offenem Mund verfolgt Frau Saalberg, die noch immer in ihrer geöffneten Wohnungstür steht, die Szene. Michael Lange schüttelt betreten den Kopf.
    »Ich wollte Sie nicht … », murmelt er und zückt sein Telefon. »Hören Sie, ich werde jetzt jemanden rufen, der Ihre Tür in Ordnung bringt und dann lasse ich Sie in Ruhe.«
    »Ich bitte darum«, sage ich erschöpft.
     
    Nachdem meine Tür wieder hergestellt ist und ich einen neuen Satz Schlüssel dafür in Empfang genommen habe, streckt mir Michael Lange zum Abschied die Hand hin.
    »Es tut mir wirklich leid«, wiederholt er.
    »Schon gut.«
    »Nun sind wir uns schon so oft begegnet, was halten Sie davon, wenn wir uns das nächste Mal duzen, wenn sich unsere Wege kreuzen?«, schlägt er vor. Er hält noch immer meine Hand umschlossen. Ich sehe in seine freundlichen blauen Augen und nicke langsam.
    »Von mir aus können wir auch sofort damit anfangen«, gebe ich zurück. »Ich bin Luzie.«
    »Michael.« Einen Augenblick stehen wir einfach da und sehen uns an.
    »Luzie«, beginnt er dann und kommt ein Stückchen näher, woraufhin bei mir sofort sämtliche Alarmglocken losgehen. Der soll mir bloß von der Pelle bleiben!
    »Ja?«, frage ich abweisend.
    »Es ist schrecklich, was dieser Kerl mit dir macht. Kein Mensch ist es wert, dass du dich für ihn aufgibst. Auch nicht dieser G …«
    »Sag nicht seinen Namen«, unterbreche ich ihn im letzten Moment.
    »Auch nicht der, dessen Namen nicht genannt werden darf«, fährt er ernsthaft fort und tatsächlich spüre ich, wie in meinen Mundwinkeln ein winziges Bedürfnis entsteht, sich nach oben zu ziehen. Ich bin nämlich ein echter Harry-Potter-Fan. Sicher verunglückt dieser erste Anflug eines Lächelns eher zu so etwas wie einer Grimasse, aber immerhin. Michael strahlt mich an.
    »Hey, war das ein Lächeln?«, fragt er aufgeregt und ich schüttele schnell den Kopf. »Ich glaube schon. Es wird dir wieder besser gehen, irgendwann«, sagt er im Gehen. »Glaub mir.«
    »Ja, danke«, gebe ich erstickt zurück, ohne daran zu glauben. Ich beobachte Michael, wie er die Treppen hinuntersteigt und

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