Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler
Widerspruch.
Es war jedoch Kyle gegenüber der falsche Tonfall. Althea hätte es ihr sagen können. Sich direkt gegen ihn aufzulehnen brachte nur das Schlimmste in ihm zum Vorschein. Und genau das passierte.
»Schön. Sobald er wieder zu sich kommt, bringe ich ihn zum Schiff. Soll er dort Manieren lernen. Das ist vermutlich sowieso das Beste. Wenn er schon etwas über das Schiff im Hafen lernt, dann muss er nicht so hart kämpfen, wenn wir unter Segeln sind. Und ich muss mich nicht ständig mit Frauen streiten, die gegen jeden Befehl opponieren, den ich ihm gebe.«
»An Bord meines Schiffes oder in meinem Haus…«, begann Altheas Mutter, aber Kyle schnitt ihr einfach das Wort ab. Was er sagte, erfüllte Althea abwechselnd mit heißer und kalter Wut.
»Keffrias Schiff. Und meines, weil ich ihr Ehemann bin. Was an Bord der Viviace geschieht, geht dich nichts mehr an, Ronica. Und wo wir gerade davon sprechen… Ich glaube, laut der Erbschaftsgesetze von Bingtown ist dieses Haus jetzt ebenfalls ihres. Und wir werden es führen, wie es uns gefällt.«
Ein entsetztes Schweigen folgte seinen Worten. Als Kyle weitersprach, schwang ein entschuldigender Unterton in seiner Stimme mit. »Wenigstens könnte es so sein. Zu unser aller Nachteil. Ich schlage nicht vor, dass sich unsere Wege trennen, Ronica. Ganz offensichtlich gedeiht die Familie am besten, wenn wir zusammenarbeiten, in einem gemeinsamen Haus, für ein gemeinsames Ziel. Aber das kann ich nicht, wenn mir die Hände gebunden sind. Das musst du einsehen.
Du hast dich all die Jahre ganz gut gehalten, für eine Frau. Aber die Zeiten ändern sich, und Ephron hätte dir nicht zumuten sollen, alles allein zu bewerkstelligen. So sehr ich den Mann auch respektiert habe… vielleicht gerade weil ich es getan habe, muss ich aus seinen Fehlern lernen. Ich werde nicht einfach in den Sonnenuntergang davonsegeln und Keffria anweisen, sich um alles zu kümmern, bis ich wieder da bin.
Ich muss jetzt Vorsorge treffen, damit ich zu Hause bleiben und die Dinge in die Hand nehmen kann. Und ich werde auch nicht zulassen, dass Wintrow an Bord kommt und sich wie ein verzogener Prinz benimmt. Du hast gesehen, was aus Althea geworden ist. Sie war so mutwillig und achtlos anderen gegenüber, dass sie vollkommen nutzlos war.
Schlimmer noch, sie hat den Namen und den Ruf der Familie ruiniert. Ich sage euch ganz offen, dass ich nicht weiß, ob ihr beide ihr gegenüber die Grenze ziehen könnt, die nötig ist.
Vielleicht wäre es das Einfachste, sie zu verheiraten, und zwar am besten mit einem Mann, der nicht in Bingtown lebt…«
Wie ein Schiff unter vollen Segeln rauschte Althea um die Ecke in das Zimmer. »Würde es dir etwas ausmachen, mir deine Beschuldigungen ins Gesicht zu sagen, Kyle?«
Er war nicht überrascht über ihren Auftritt. »Ich dachte doch, dass ich deinen Schatten gesehen habe. Wie lange hast du schon gelauscht, kleine Schwester?«
»Lange genug, um zu wissen, dass du nichts Gutes mit meiner Familie oder meinem Schiff vorhast.«
Althea versuchte, sich von seiner Gelassenheit nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. »Für wen hältst du dich eigentlich, so mit meiner Mutter und meiner Schwester zu reden und ihnen einfach zu sagen, was du planst und wie du vorhast, zurückzukommen und die Dinge ›in die Hand zu nehmen‹?«
»Ich glaube, ich bin jetzt der Mann in der Familie«, verkündete er unverblümt.
Althea lächelte kalt. »Du kannst gern den Mann der Familie spielen, wenn es dir gefällt. Aber wenn du glaubst, dass du mein Schiff behalten kannst, irrst du dich.«
Kyle seufzte theatralisch. »Ich dachte, dass nur deine sogenannte Regenwildnis-Verwandten glauben, dass eine Sache eintreten wird, wenn man sie nur oft genug ausspricht«, bemerkte er sarkastisch. »Kleine Schwester, du bist eine solche Närrin. Nicht nur, dass das allgemeine Recht in Bingtown deine Schwester als einzige Erbin anerkennt, sondern es wurde auch noch von deinem Vater aufgeschrieben und unterzeichnet. Willst du ihm selbst in diesem Punkt widersprechen?«
Seine Worte entwaffneten sie, und sie hatte das Gefühl, als wäre ihr damit alles entrissen, was ihr eben noch Kraft gespendet hatte. Sie hatte sich fast schon überzeugen können, dass der gestrige Tag nur ein Unfall gewesen war, dass ihr Vater niemals wirklich die Absicht gehabt haben konnte, ihr das Schiff wegzunehmen. Es musste daran gelegen haben, dass er große Schmerzen gehabt hatte und im Sterben lag. Aber wenn sie jetzt
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