Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler
dann auch die Empfindung, wie richtig es war. Tränen traten ihm in die Augen, als er weitersprach. »Ich liebe es, Sa zu dienen. Ich habe soviel gelernt, bin so sehr gewachsen auf eine Art und Weise, die ich Euch nicht erklären kann. Und ich weiß auch, dass dies erst der Anfang ist, dass sich die Dinge erst vor mir auftun. Es ist wie…« Er suchte nach einer passenden Metapher.
»Als ich jünger war, war das Leben wie ein wunderschönes Geschenk, das in besonderes Papier eingewickelt und mit einer schönen Schleife zugebunden war. Und ich liebte es, obwohl ich nur das Äußere dieses Pakets kannte. Aber im letzten Jahr habe ich angefangen zu begreifen, dass sich etwas noch viel Besseres in dem Paket befindet. Ich lerne, hinter die letzten Schichten zu sehen, zum Herzen der Dinge zu kommen. Ich stehe kurz davor. Ich kann jetzt nicht aufhören.«
»Es war falsch«, sagte sein Vater plötzlich. Doch noch während Wintrows Herz vor Erleichterung hüpfte, fuhr der Seekapitän fort: »All diese Jahre wusste ich, dass es falsch war, dich wegzuschicken. Ich habe dort gestanden und geschwiegen und deiner Mutter ihren Willen gelassen, weil es ihr so wichtig zu sein schien. Und so klein Seiden auch war, er war ein mutiger kleiner Bursche, und ich wusste, dass ich noch einen Sohn hatte, der mir nachfolgen konnte.«
Er stand auf, durchquerte den Raum und starrte aus dem Fenster, wie er es auch an diesem Morgen vor einigen Jahren getan hatte. Kyle Haven schüttelte den Kopf über sich selbst.
»Aber ich hätte meinem Instinkt folgen sollen. Ich wusste, dass es eine schlechte Entscheidung war, wie es sich jetzt auch erwiesen hat. Die Zeit ist gekommen, in der ich und meine Familie einen jungen Sohn brauchen, der aufwächst und seinen Platz auf dem Familienschiff einnimmt, und wir sind nicht darauf vorbereitet. Seiden ist immer noch zu jung. In zwei Jahren, vielleicht sogar in einem, hätte ich ihn als Schiffsjungen mitgenommen.«
Er drehte sich wieder um und blickte in das Zimmer.
»Wir haben uns das alles selbst zuzuschreiben. Und deshalb werden wir alle auch den Schmerz ohne Wehklagen ertragen, den es bereitet, einen solchen Fehler zu korrigieren. Es bedeutet, dass ihr Frauen ein weiteres Jahr auf euch allein gestellt bleibt. Irgendwie müssen unsere Gläubiger dazu gebracht werden zu warten, und ihr müsst alles tun, was in eurer Macht steht, Gewinne aus unseren Besitzungen zu pressen.
Diejenigen, die keinen Gewinn abwerfen, müssen verkauft werden, damit wir mit dem Geld die stützen, die wirtschaftlich arbeiten. Es bedeutet auch ein weiteres Jahr auf See für mich, und zwar ein hartes Jahr, weil wir schnell segeln müssen und mit dem handeln, was am gewinnbringendsten ist. Und für dich, Wintrow, heißt das, dass ich dir in einem einzigen Jahr all das beibringen muss, was du in den letzten fünf Jahren hättest lernen sollen, ein einziges Jahr, in dem du das Verhalten eines Mannes und eines Seemanns lernst.«
Er ging durch den Raum und zählte die Befehle und Ziele an seinen Fingern auf. Wintrow wusste plötzlich, dass er so auch zu seinem Maat an Bord des Schiffes sprach, indem er die Aufgaben aufzählte, die erledigt werden mussten. Das war Kapitän Haven, der an widerspruchslosen Gehorsam gewöhnt war, und er würde sicher sehr erstaunt über das sein, was jetzt passierte.
Wintrow stand auf und schob den Stuhl vorsichtig zurück.
»Ich werde wieder in das Kloster zurückgehen. Ich habe nur wenig zu packen, und alles, was ich hier tun konnte, habe ich getan. Ich werde noch heute abreisen.«
Er sah sich um. »Als ich die Viviace heute Morgen verlassen habe, habe ich ihr versprochen, dass jemand kommen würde und den Rest des Tages bei ihr verbringt. Ich schlage vor, dass wir Althea wecken und sie bitten zu gehen.«
Das Gesicht seines Vaters lief vor Wut schlagartig rot an.
»Setz dich und hör auf, Unsinn zu reden!«, schrie er. »Du wirst tun, was ich dir gesagt habe. Das ist deine erste Lektion.«
Wintrow hatte das Gefühl, dass sein Herzschlag seinen ganzen Körper erzittern ließ. Hatte er Angst vor seinem Vater? Ja. Er musste allen Mut zusammennehmen, um stehenzubleiben.
Doch selbst als er den Blick seines Vaters erwiderte und nicht wegsah, selbst als er still stehenblieb und wartete, wie der wütende Mann sich ihm näherte, gab es einen kühlen und besonderen Teil in seinem Inneren, der bemerkte: »Schon, aber es ist nur körperliche Angst vor körperlichen Dingen.«
Diese Bemerkung nahm ihn so
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